Gespräch mit Lukas Mall, der während der letzten zehn Jahre notfallpädagogische Einsätze der Freunde der Erziehungskunst in der ganzen Welt logistisch geplant, durchgeführt und pädagogisch mitgestaltet hat.
Was ist der Beitrag der Notfallpädagogik?
Notfallpädagogik möchte Kindern und Jugendlichen ermöglichen, Momente von Vertrauen, Sicherheit, Heilung und Schutz zu erleben, neben dem, was sie als Schrecken, Angst, Panik, Verletzung und Ausgeliefertsein ertragen haben müssen. Ich erlebe zunehmend Kinder und Jugendliche, die große Extreme aushalten müssen, seitens der Natur oder im Sozialen. Die Aufgabe scheint deswegen zu sein, diejenige Instanz in uns Menschen zu fördern, die diesen Ausgleich bewerkstelligen kann – unser Ich.
Was löst ein Trauma aus?
Traumatische Erlebnisse können zu einer Vielzahl von Reaktionen und Symptomen führen, die zunächst als normale Reaktionen auf ein unnormales Ereignis zu sehen sind. Sollte es nicht gelingen, den traumatischen Schock in der folgenden Zeit nach dem Erlebnis aufzulösen, kann es zu lang anhaltenden Traumafolgestörungen kommen, gar zu einem Bruch in der Biografie führen. Dies wollen wir verhindern, in Krisenregionen, aber auch hier: Auch in Europa verunfallen oder sterben Kinder und Jugendliche.
Wie kann man das heilen?
Traumatische Erlebnisse sind auch Grenzverletzungserlebnisse: Meine eigenen physischen oder psychischen Grenzen werden verletzt oder können ein Eindringen von extremen Erfahrungen nicht abwehren. Wir können diese Erfahrungen als Notfallpädagogen nicht verhindern, aber wir können im Anschluss zumindest versuchen, den Aufbau eines erneuten (Teil-)Schutzes zu unterstützen. Bei jungen Erwachsenen sicher direkt durch Vertrauensübungen, Teamspiele oder künstlerisches Tun und beim kleinen Kind durch die Ichkraft des Vorbild seienden Erwachsenen mit den unterschiedlichsten Tätigkeiten.
Foto: Lukas Mall