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Mehr als Brot und Spiele

Yaike Dunselman (Generaldirektor des Architekturbüros Neun Grad, Mitglied des Leitungs-Teams der Sektion für Bildende Künste) hat im Internetmagazin Architectenweb einen Brief veröffentlicht, in dem er sich Gedanken macht über die gegenwärtige Lage der Kunstschaffenden und der Kultureinrichtungen. Hier drucken wir einige Auszüge aus dem Brief zur Frage darüber nach, was es heißt, wenn man zum Frisör und Blumenkauf, aber nicht ins Konzert gehen kann?


Jeder Sektor ist vom Coronavirus betroffen. Auch Architekturbüros müssen sich mit unsicheren Zukunftserwartungen auseinandersetzen und lassen oft alle Mitarbeitenden zu Hause arbeiten. Jetzt, nach einigen Wochen, ist eine Lockerung denkbar. Auch wenn ich mich darüber freue, bin ich irgendwo auch innerlich tief traurig geworden. Es scheint, dass das Schneiden unserer Haare und der Kauf von Gartenpflanzen unsere existenziellen Bedürfnisse sind. Der Besuch einer Bibliothek, eines Konzerts, eines Theaters oder eines Museums folgt an letzter Stelle, während dieser Sektor unglaublich hart getroffen wurde und immer noch wird. Hat das nicht etwas mit unserer ekelhaften materiellen und egozentrischen Eitelkeit zu tun, fragte ich mich. Machen wir uns eher Sorgen über die Länge unserer Haare als über die kulturelle Leere, die aufgrund des Mangels an Kunst und Kultur in uns entsteht? Diese innere Leere in Seele und Geist füllt sich leicht mit Angst. Ich habe jedoch beschlossen, selbst etwas dagegen zu unternehmen! In diesem Jahr wird es für unsere Agentur keinen Betriebsausflug in eine europäische Stadt geben, wo sich meine Mitarbeitenden uneingeschränkt verwöhnen lassen können. Obwohl auch unsere Agentur von den Maßnahmen finanziell betroffen ist, werden alle Mitarbeitenden von mir einen beträchtlichen Geldbetrag erhalten, den sie in den kommenden Monaten für den Kunst- und Kultursektor ausgeben werden. Ich hoffe, dass sie auf diese Weise in der Lage sein werden, sich Museen, Theater, Kinos usw. wieder zu eröffnen, ihr Inneres mit Kreativität und Kunst zu füllen und so eine kleine Unterstützung für diesen Sektor zu sein. Kunst und Kultur sind kein Luxus für eine soziale Gesellschaft, und deshalb hoffe ich, dass mehrere Unternehmen meiner Initiative folgen werden!


Niederländischer Originaltext auf Architectenweb.

Bild: Yaike Dunselman

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