Märchen und Herzdenken

Volksmärchen als Weg das Herzdenken zu entwickeln? In ihrer Bildhaftigkeit gehen sie über die sinnliche Welt hinaus und vereinen Denken und Wollen in sich. Ein Beitrag zum intuitiven Leben.


Wenn wir Worte wie lebendiges, künstlerisches oder imaginatives/intuitives Denken hören, klingt es erst mal fremd. Doch wir können unser Denken unabhängig machen von unseren Bindungen an die äußere Welt, indem wir es in die Sphäre der Intuition erheben und daraus den Antrieb zum Handeln schöpfen. Ich versuche, Bilder zu gestalten von meinen Gedanken und Zielen, ähnlich jenen aus Märchen. Dadurch lasse ich neben meinen persönlichen Ansichten auch das Wesen des Themas sprechen. So stellt es sich in den Zusammenhang mit angrenzenden Themen. Diese Art des Denkens nenne ich ‹Herzdenken›. Sie lebt im Volksmärchen. Dabei geht es nicht nur um die intellektuelle Bewältigung der äußeren Realität, sondern auch um Fantasie und Hingabe. Nicht um verstandesmäßige Analysen, sondern darum, sich von seinem Wahrheitsgefühl leiten zu lassen, mit seinem Denken und Wollen das angestrebte Ziel Wirklichkeit werden zu lassen.

Der Königssohn

König und Königin tragen Kronen. Das Bild des Ursprungs des Königssohnes weist nicht nur auf das Männliche und Weibliche, sondern auch auf das Geistige hin. Des Sohnes Geist, Seele und Leib stammen aus dem Lichte, aus dem Reich der wahren Liebe. Diese Liebe wandelt mit ihm auf all seinen Wegen. Auch wenn er in Notlagen kommt, wird er geliebt und es wird ihm geholfen. Nun besteht seine Aufgabe darin, sich nicht nur von dieser Liebe zu seinem Ziel führen zu lassen, sondern der Welt und allen Menschen Liebe entgegenzubringen. Hier werden Ideen zu Idealen. Durch die sieben Stufen hindurch, so wie wir sie im ‹Urmärchen› finden, werden Liebe und Weisheit immer mehr verwirklicht, durch die Erweiterung des üblichen Verstandes. Der Ursprung führt den Helden weiter zur nächsten Stufe. Er verlässt sein Elternhaus. Er lässt das Alte los und ergreift das Neue. Er möchte nun sein Ziel verwirklichen. Im Märchen ‹Die Bienenkönigin› geht er seine beiden älteren Brüder suchen. Obwohl sie in ein wüstes Leben gekommen sind, verspotten sie ihn bei seiner Ankunft, denn sie sind die ‹Gescheiten›, weil ‹die Älteren›, und er ist der Dummling. Dass er eigentlich seine Braut sucht, wird am Anfang des Märchens noch nicht ausgesprochen. Doch sein Weg führt ihn weiter und wir befinden uns schon bald beim dritten Urbild. Der Dummling hilft seinen älteren Brüdern, indem er ihnen zeigt, dass sie die Ameisen in Frieden lassen sollen, die Enten auf dem See nicht einfangen und braten sollen und die Bienen nicht ausräuchern dürfen. Er hilft ihnen, obwohl er seinen eigenen Weg geht. Die Brüder folgen ihm. Im vierten Urbild offenbart sich die wirkliche Ichkraft des Dummlings, indem er die drei Prüfungen besteht und das Schloss erlöst. Seine beiden Brüder können sich nur an der ersten Prüfung beteiligen. Sie sind zu gierig und egozentrisch. Des Helden Liebe zu den Tieren (Ameisen, Enten und Bienen) veranlassen die Tiere zu einer Antwort und Gegengabe. Sie helfen ihm, seine Prüfungen zu bestehen – beim Suchen der Perlen, beim Finden des Schlüssels im See und beim Finden der jüngsten und liebsten Königstochter. Die Tiere, denen er half, werden seine Helfer im Finden seiner Braut. Der Dummling, der Held, erkennt nun seine wahre Braut und darauf erfolgt auch schon bald die siebte Stufe, die Hochzeit. In diesem Märchen werden die fünfte und die sechste Stufe, die Rückkehr und die Ankunft im Schloss, übersprungen. (In anderen Märchen folgen nach den Prüfungen die Rückkehr mit der falschen Braut auf das Schloss, was neue Probleme verursacht, und dann die Ankunft und auf der siebten Stufe die Hochzeit mit der rechten Braut.) Indem der Held das Weibliche, seine Braut, sucht, das heißt auch in sich sucht, geht er durch verschiedene Verwandlungen. Am Ende steht die Vervollkommnung der Liebe und der königlichen Weisheit.

Für den Menschen, der sein wahres Ich sucht und im Bilde der Hochzeit findet, kann es nicht nur darum gehen, einen anderen Menschen äußerlich zu kennen. Es geht vor allem darum, sich eine Beziehung zu ihm, zu seinem Wesen zu erarbeiten. «Wahre Menschenliebe wurzelt im Geistigen. […] Wo sie richtig verkündet und richtig aufgenommen wird, da wird sie stets solche Impulse geben, die eine wahre Logik des Herzens vorbereiten. Die Logik des Denkens ist vereinbar mit dem stärksten Egoismus. Die Logik des Herzens ist imstande, allmählich allen Egoismus zu überwinden und alle Menschen zu Teilnehmern einer Menschengemeinschaft zu machen.» (R. Steiner, ga 119, S. 286.)

Fantasie verwirklicht

Ein wesentlicher Schritt in der Entwicklung des Herzdenkens hat mit der Entwicklung des Gemüts zu tun. Hier werden die Grundlagen einer wahren menschlichen Kultur immer wieder neu gelegt. Dabei spielen die Kunst und die Fantasie eine wichtige Rolle. Wie kann eine vorerst intellektuelle Idee zum Ideal erhoben werden? Wie können gemütsbildende Kräfte wie Sinnen, Staunen, Hingabe und Ehrfurcht entwickelt werden, damit eine Idee anschaulich wird und sich Fantasie entwickeln kann, die zunehmend den Charakter einer Idee oder eines Menschen zu enthüllen vermag? Die Fantasie kann die volle Wirklichkeit der Idee erschließen, indem sie dem Menschen bewusst macht, wie die Idee ins Leben eingreifen würde, wenn wir sie tatsächlich verwirklichen wollten. Die Fantasie versucht, die Wirkungen der Idee oder deren Charakter auf das Leben zu erschließen. Sie liefert dem Denken neue Tatsachen, die vorher noch nicht da waren. Nun kann noch das Gewissen zur Identifikation mit der Idee oder zu deren Ablehnung raten. Im Volksmärchen geschieht dies durch die Lebendigkeit des Denkens, aus der es hervorgegangen ist. So ist das Ende immer gut. Es werden immer gute Lösungen gefunden. Bei der ‹Bienenkönigin› verspotten die zwei älteren Brüder den jüngeren, doch des Dummlings Liebe zu ihnen überzeugt sie. Auch seine Liebe zu den Tieren lässt die Tiere zu Helfenden werden. Indem der Dummling sein imaginatives Denken entwickelt, kann er sich immer mehr dem Wesen seiner Brüder, der Tiere und auch seinem eigenen Wesen annähern. Am Ende steht die Vereinigung, die Hochzeit mit der Königstochter, das Einswerden der Liebe und der königlichen Weisheit. Jetzt kann der Held alle Situationen beherrschen. Er wird zum allerhöchsten Diener.

Illustration zu ‹Die Bienenkönigin› von Otto Ubbelohde, 1909, Quelle: Gemeinfrei

Integration

Ist das Märchen eine Darstellung des Integrationsprozesses des einzelnen Menschen sowie der gesamten Menschheit? Hat dies vor allem mit der Stärke des Ich zu tun? Hat Integration mit der Verinnerlichung des Christus-Impulses zu tun? Heißt Integration, den unsichtbaren Menschen im Menschen zu integrieren? Das klassische mitteleuropäische Märchen vermittelt dem Menschen, Interesse am Wesen der Welt und des Menschen zu entwickeln. Versuche, dich zu vervollkommnen, werde ganz! Das Ziel des Lebens ist nicht nur der Tod, sondern die Auferstehung. Und die Auferstehung beginnt in der Überwindung des intellektuellen Denkens, der Gier und der Zerstörungswut. Dein Denken soll wesenhaft werden. Aus diesem Grunde sollst du Interesse entwickeln und mit deinem Herzen denken lernen. Im Märchen ‹Die drei Sprachen› heißt es: Lerne das Gebell der Hunde verstehen, das Quaken der Frösche und das Singen der Vögel. Lerne, mit der physischen Welt, in diesem Märchen «die Burg mit dem Turm, in dessen Tiefen ein von Hunden gehüteter Schatz vergraben ist», umzugehen. Schloss, Burg und Turm bedeuten hier Erdenphysis, sind Bild für das Naturhaft-Körperliche und das Triebhafte. Das Umgehen mit der seelischen Welt, das Sichversenken in sie und das Wiederheraufkommen, entspricht den Fröschen. Der Frosch lebt in zwei Welten, auf dem Lande und im Wasser. Hier geht es darum, Meister im Seelischen zu werden. Der Frosch kündet aber auch von der Ebene des Geistes, die jetzt betreten wird, und von der geistigen Welt, die die Läuterung des Denkens umfasst. Es geht also darum, alle drei Ebenen, die physisch-triebhafte, die seelische und auch die geistige, zu meistern. Im Märchen ‹Die Bienenkönigin› heißt es: «Lasst die Tiere in Frieden, ich leid’s nicht, dass ihr sie stört.» Oder bei den Enten am See: «Lasst die Tiere in Frieden, ich leid’s nicht, dass ihr sie tötet.» Endlich kamen die drei Brüder an ein Bienennest, darin war so viel Honig, dass er am Stamm herunterlief. Der Dummling hielt sie ab und sprach: «Ich leid’s nicht, dass ihr sie verbrennt.» Diese drei Ebenen führen zur Meisterung der drei Prüfungen. Anschließend kommt der Jüngling zum verzauberten Schloss. Da sein Herz nicht von Lieblosigkeit und Erstarrung gelähmt ist, findet er Eingang und wird zu den Prüfungen geführt. Er ist fähig, alle drei zu lösen, und verwandelt somit seinen Körper, seine Seele und seinen Geist. Sein Denken wird rein, sein Fühlen wird lauter und sein Wollen wird edel.

Die Braut finden

Über dem reinen Denken, der Wahrheit, der Schönheit und der Güte steht das Heilige, der heilige Geist oder das höhere Selbst. Der Dummling verwandelt seine Beziehung zu seinem Körper, zu seiner Seele und seinem Geist. Hier wird im Märchen gezeigt, was für den heutigen Menschen ansteht: Er muss sich eine sinnvolle Beziehung zur physischen, zur seelischen und zur geistigen Welt erarbeiten. Denn nur so kann er sein wahres Wesen, seine Braut finden. Der Weg zur geistigen Ebene wird im Märchen als Rückkehr und Ankunft im Schloss gezeigt. Es hat mit der Entwicklung des imaginativen Denkens, der Inspiration und der Intuition zu tun. Am Ende erfolgt dann die Hochzeit. Vergiss also nicht, dein Leben immer wieder neu zu verarbeiten, denn sonst wirst du die Prinzessin nicht heiraten können. In der Märchensprache heißt das so: Der Prinz hat die Prinzessin erlöst und macht sich mit ihr auf den Heimweg. Ganz bei sich angekommen, kann er sich den Aufgaben stellen oder nicht. Der einzelne Mensch ist gefragt. Nur ein Einzelner kann die Prinzessin am Ende nach Hause führen. Nur der Einzelne als Teil einer Gemeinschaft kann wahrhaft schöpferisch werden. Das Ziel des Märchens meint immer den ganzen Menschen – Prinz und Prinzessin, bewusst denken und intuitiv handeln, das Bewusste und das Unbewusste oder auch Denken und Wahrnehmen. Da stellt sich die Frage: Kann sich der einzelne Mensch innerhalb der Gesellschaft genügend entfalten? Damit sich der Mensch weiterentwickeln kann, ist es wesentlich, dass die Gesamtheit den Einzelnen nicht vergisst, das heißt ihre Verantwortung ihm gegenüber auch gebührend wahrnimmt. Auf der anderen Seite darf der Einzelne die Gesamtheit nicht aus dem Auge verlieren. Ist das Ziel des Märchens der ganze Mensch, kann es sich nur um den schöpferischen, gestaltenden oder kreativen Menschen handeln, der von der Gemeinschaft nicht vergessen werden darf. Rudolf Steiner formuliert in seinem sozialen Hauptgesetz mit wenig Worten das Wesentliche: «Das Heil einer Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen ist um so größer, je weniger der einzelne die Erträgnisse seiner Leistungen für sich beansprucht, das heißt, je mehr er von diesen Erträgnissen an seine Mitarbeiter abgibt, und je mehr seine eigenen Bedürfnisse nicht aus seinen Leistungen, sondern aus den Leistungen der anderen befriedigt werden.»

Entwicklungshelfer

Das Märchen hat einen speziellen Aufbau in sieben klassischen Stufen, sieben wesentlichen Lebensprozessen. Dies zu bemerken, ist wesentlich, denn wer nicht lernt, die Welt wirklich wahrzunehmen, wird sich auch kein rechtes Bild machen können von ihr, sie auch nicht begreifen können. Wer weiß, was Mitleid, Hingabe und Fantasie heißen, wie wir es vom Märchen her kennen, wird später einmal in das Wesen der Welt eindringen können, ohne sich selbst aufzugeben. Wer ganz aus sich heraus den Menschen und die Welt lieben gelernt hat, wird sie auch in ihrem Wesen erkennen können. Das Märchen kann innerhalb unserer Kultur ein wichtiger Entwicklungshelfer sein. Die Werte, die es vermittelt, haben ganz den werdenden, den fantasievollen und kreativen Menschen im Auge. Diese Werte, damit sind vor allem die sieben Entwicklungsstufen gemeint, könnten für den Menschen wie eine Leiter sein, an der er hochklettern kann, respektive sich entwickeln kann.

Doch wir treffen innerhalb unserer Kultur auch das Gegenbild an. Oft geht es nicht darum, das Wesenhafte von etwas zu erkennen, sondern es geht um Informationen und die Aneinanderreihung materialistischer Tatsachen und Fakten. Oft soll der Mensch vor allem viel wissen und konsumieren. Das Ziel scheint Besitz und Konsum zu sein. Er soll kein vertieftes Wissen haben, er soll sich mit Informationen begnügen, die dann zu seiner eigenen Befriedigung führen können. Damit sind der wirtschaftliche Egoismus und die allgemeine Triebhörigkeit gemeint. Demgegenüber entpuppt sich das Märchen als eigentlicher Entwicklungshelfer. Indem man sich mit dem Märchen auseinandersetzt, geschieht genau das, worauf das Märchen abzielt. Man dringt in etwas ein, man vertieft sich. Genau diese Kraft braucht man auch, wenn man schöpferisch arbeiten will. Genau diese Ausdauer, diese Geduld braucht man, wenn man einen Begriff lebendig machen möchte, wenn man bewusst dem inneren lebendigen Wesen eines Begriffes zum Ausdruck verhelfen möchte. Das Märchen weiß, dass nicht wirtschaftlicher Egoismus den Menschen in seiner Entwicklung weiterführt. Klarheit im Denken, Mitleid und Liebe stehen im Märchen als Lernziele. Es bringt außerdem zum Ausdruck, dass nur du (der Mensch) die Welt vollenden kannst, indem du durch dein liebevolles Suchen die Prinzessin (deine Braut) findest und sie erkennst. Nur du kannst den exakten Begriff zur Wahrnehmung hinzufügen und Weisheit entstehen lassen. Tiere und Pflanzen können dies nicht. Der Mensch ist weder nur ein Produkt seiner Gene noch seiner Umwelt. In der Hauptsache wählt er sich seine Abhängigkeiten, sein Milieu, den physischen Körper etc. selber aus und kann auch im Normalfall durchaus, bis zu einem gewissen Grad, Weichen stellen für eine weitere positive Entwicklung. Die Seele und der Geist sind nicht bloß Anhängsel des physischen Leibes. Im Märchen kommt diese positive Botschaft zum Ausdruck: Auf dich, Mensch, kommt es an! Du kannst tun! Du kannst suchen und finden! Du bist immer mehr der und die Bewegende.

Illustration zu ‹Die Bienenkönigin› von Otto Ubbelohde, 1909, Quelle: Gemeinfrei

Kulturtherapie

Wir haben das schöpferische Prinzip Gottes erst an einem ganz kleinen Zipfel bewusst entdeckt. Deshalb braucht es Demut. Das Märchen macht deutlich, dass sich der Mensch nur innerhalb von gewissen Prinzipien, den sieben Ordnungsprinzipien (sieben Märchenurbilder oder sieben Lebensprozesse), seelisch-geistig zum Menschen entfalten kann, weil er nicht nur sein eigenes Ziel definieren kann, sondern sich auch auf sein Gegenüber einlassen muss. Diese Urbilder oder Ordnungsprinzipien könnten insofern eine ‹Kulturtherapie› einleiten, da sie auf die individuelle menschliche Entwicklung abzielen. Diese Entwicklung jedoch schließt alle Menschen, Tiere, die Natur und die Erde ein. Das Märchen hat die Gesamtheit im Blick. Diese Entwicklung versucht, die eigenen Ziele mit der näheren und auch weiteren Umgebung des entsprechenden Menschen zu vereinen. Ob man in einer Firma oder zum Beispiel in einer Schule arbeitet, das Interesse für den andern, für seine unterschiedlichen Fähigkeiten ist entscheidend. Die Entwicklungsstufen im Märchen können zu eigentlichen Lernprozessen werden und dem Menschen auf dem Wege seiner Ganzwerdung innerlich helfen. Die verschiedenen Stufen beginnen meistens bei meinem Interesse an einer Sache und an den Mitarbeitenden, die sich auf demselben Weg befinden. Die große Herausforderung hat dann mit den vielen Gesprächen zu tun, bei denen verschiedene Menschen Probleme gemeinsam lösen müssen. Doch die Entwicklung des gegenseitigen Interesses wird Vertrauen schaffen und alle dem gemeinsamen Ziel näherbringen.

Lebensprozesse

Im Tessiner Märchen ‹Die schöne Infinita mit den goldenen Zöpfen› wird dargestellt, wie der Held, der älteste Sohn in diesem Märchen, beinahe sein Ziel verfehlt, weil sein Vater, der König, ihm eine andere Braut zur Verlobung gesucht hat. Am Tag der Verlobung jedoch erinnert ihn die richtige Braut an sein Versprechen, das dazu führt, dass er am Ende doch noch seine wahre Braut findet. Mit anderen Worten: Die Verwandlung des ältesten Sohnes zu einem liebenden und weisheitsvollen Menschen wäre kurz vor dem Ziel durch die falsche Braut abgebrochen worden und er wäre ein gieriger, selbstbezogener Mensch geblieben. In einer Schule oder einer Firma könnte dies heißen, dass Mitarbeitende die Kündigung einreichen oder ein Streit entsteht, der in verschiedene Gruppen spaltet oder sogar eine Weiterentwicklung verunmöglicht. Im Märchen begegnen wir auch den Lebensprozessen des Organismus in Form von Bildern. Sie sind die Tätigkeiten der Lebensorganisation, des Ätherleibes. Aus der Menschenkunde Rudolf Steiners geht hervor, dass die Lebensprozesse während der Kindheit im Leib gebunden sind, um ihn heranreifen zu lassen. Danach stehen sie auch der Seele zur Verfügung. Die ‹Logik des Herzens› ist imstande, allmählich alle Menschen zu Teilnehmenden einer Menschengemeinschaft zu machen, die sich dankbar der Natur, den Tieren und dem gesamten Wesen der Erde verpflichtet fühlt.

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