Lichteurythmie in der Hölle

Im Festsaal der Waldorfschule in Überlingen spielte am 25. März 2022 das Ensemble Lichteurythmie Dantes ‹Göttliche Komödie›. Dem Ensemble gelang es, dieses Werk mit seinem ewigen Thema des Weges der Seele nach dem Tod zugänglich zu machen.


Welche Freude, das Stück so märchenhaft und eurythmisch wahr durchgestaltet zu sehen – nach langer Corona-Durststrecke. Wichtige Stationen des Ganges von Dantes Seele nach dem Tode wurden durch den Schauspieler Martin Lunz während des ganzen Geschehens souverän gespielt und gesprochen. Das Ensemble wandelte sich in all die Wesen, denen er auf seinem Weg durch die Hölle, auf dem Berg der Reinigung und im Paradiso begegnete. Da waren die drei Tiere, die wir aus dem roten Fenster im Goetheanum und aus der ‹Michaelschule› kennen. Da zeigten sich schreckliche Wesen – und gute.

Durch die eurythmische Darstellung kamen gerade die Wesen nicht irdischer Art zum Leben und wurden treffsicher begleitet von sinnvollen Masken bei der Darstellung von Wesen aus der Unterwelt. Für die Wesen der himmlischen Regionen kamen die Eurythmisten und Eurythmistinnen mit zart verschleiertem Gesicht, was ganz der Situation der Wahrnehmung im Paradiso entspricht. Dort entfaltete sich die kosmische Eurythmie zu ihrem Höhepunkt, durch ‹Regenbogen›, ‹Ewiges Licht› und ‹Eintritt in die Sonne›. Beata Dessecker, Katja Pfaehler, Maria Radiushina, Julia Rakowska-Göggel, Riho Peter-Iwamatsu, Kouji Hanaoka, Hans-Peter Strumm und Thomas Sutter haben hier gezeigt, wozu die Eurythmie als Bühnenkunst am besten zu gebrauchen ist. Viele der Themen, die Rudolf Steiner in Vorträgen über das Leben nach dem Tode aufgezeigt hat, kamen in verdichteter Version und essenzieller Aussagekraft zum Erleben durch die professionelle Einstudierung von Sieglinde Lehnhardt und Hans-Peter Strumm.

Die Lichteurythmie von Sylvia Sutter mit dem in Pflanzenfarben gemalten Bühnenvorhang von Elisa Dudinsky ließen das farbige Licht wunderbar erstrahlen und schufen so immer neue Lichträume der verschiedenen Kreise des Unterirdischen und des Überirdischen. Diese Lichteurythmie wurde so zu einem wichtigen Teil der ganzen Aufführung. Die modern-schildernde Musik von Riho Peter-Iwamatsu gestaltete die Übergänge zu den unterschiedlichen Reichen und deren Wesen, welche alle differenzierte Stimmen bekamen durch die treffende Sprachgestaltung von Karin Croll. Am Piano begleitete einfühlsam Miguel Pisonero Rivero, der zuvor auch Beethovens Sonate ‹Pathétique› zur Toneurythmie im ersten Teil des Abends spielte.

Eine gelungene Abendaufführung, die das Ensemble Lichteurythmie noch zu vielen anthroposophischen Gruppen und Waldorfschulen bringen sollte, denn dieses Thema ist ein Hauptthema – hinter jeder Angst sitzt gerade die Unwissenheit über dasjenige, was uns Menschen begegnen wird im Leben nach dem Tode. In dieser künstlerischen und harmonisch gestalteten Form und mit Dantes Worten kann dieses Thema auch Schülern, Schülerinnen und Eltern weiterhelfen.


Bild Ensemble Lichteurythmie

Print Friendly, PDF & Email

Letzte Kommentare