Iowa im mittleren Westen der USA wird auch ‹Corn State› genannt, weil Mais- und Weizenanbau das Leben bestimmen. Von 1970 bis 1995 wurde dieses idyllische, deutsch geprägte Landleben von einer schweren Agrarkrise erfasst – schlimmer als die Weltwirtschaftskrise von 1930.
Kleine Höfe verloren die Existenz, Arbeitslosigkeit, Alkohol und Depression zerrütteten die gewachsenen Gemeinschaften. Rand Conger von der Iowa-State-Universität wollte wissen, welche Jugendlichen gut durch die Krise kommen, und suchte dafür zur besseren Vergleichbarkeit 451 Bauernfamilien mit zwei Elternteilen und einem Siebtklässler mit einer nicht viel jüngeren oder älteren Schwester aus. Mit Befragungen und Videoaufzeichnungen zeichnet Conger mit seinem Iowa-Projekt eines der facettenreichsten Bilder vom Leben in der Krise auf dem Land.
Die Untersuchung zeigte fünf Kriterien, wie man stabil und kreativ mit der Krise zurechtkommen kann: 1. Sinnvolle Arbeit auf dem Hof, möglichst nahe der Eltern, das stärke das Vertrauen in die eigene Autonomie der Jugendlichen. 2. Gemeinsame Arbeitsziele, bei denen die Kinder die nicht materiellen Werte verstehen und teilen. 3. Familiäre Bindung, besonders zwischen Sohn und Vater. Reden sie am Abend miteinander? 4. Enge Beziehung zwischen den Großeltern und den Enkeln, auch hier besonders auf väterlicher Seite. 5. Gemeinsame Arbeiten in Schule, Kirche oder Vereinen.
Vieles davon mag man so erwarten. Eines überrascht. Eines der wirksamsten seelischen Arzneimittel, wenn um die Kinder alles drunter und drüber ging, war, wenn die Großeltern den Enkeln vorgelesen haben.
Titelbild: Landschaft in Iowa