Krieg ist die Losung?

Da lässt Goethe Helena und Faust sich finden und aus der Begegnung von antiker Schönheit und mittelalterlicher Innerlichkeit kommt Euphorion zur Welt. Beinahe wie der griechische Apoll ist er voller Musikalität und Dynamik gleich nach seiner Geburt. Als «Meister alles Schönen, dem die ewigen Melodien / durch die Glieder sich bewegen», preist ihn Mephisto in der Gestalt der Phorkyas. Doch in seiner Jugend wird aus dem Übermut Rücksichtslosigkeit. Er zwingt ein Mädchen, das sich nur mit Zaubermitteln von ihm befreien kann, und er ruft nach dem Krieg. Wie das? Zur Befreiung der Seele gehört nicht nur bei Faust selbst, sondern auch bei Euphorion – selbst wenn dieses Kind so poetisch und kosmisch ist –, dass sich die Seele auch in ihrer Zerstörungskraft erfährt und daraus selbst begrenzen lernt. Es geht nicht ohne die Erfahrung des eigenen Schattens.


Bild: Der jugendliche Euphorion, gespielt von dem Puppenspieler Stefan Libardi, Foto: Wolfgang Held

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