Mit Rasanz verwirklicht sich neben dem Menschen eine von ihm unabhängig werdende Welt der Maschinen. Sie ist scheinbar intelligent und kann für uns Menschen eine Vielzahl von Aufgaben übernehmen, die früher menschliche Überlegungen voraussetzten.
Nicht nur in die Fabriken, auch in die Geräte unseres Alltags schiebt sich technische Intelligenz mit Tempo hinein: Siri auf dem iPhone, Alexa im Wohnzimmer ‹beantworten› unsere Fragen oder bestellen etwas für uns. Diese äußeren technischen Weiterentwicklungen werden von einem transhumanistischen Menschenbild begleitet und impulsiert. Es geht davon aus, dass Maschinen eine übermenschliche Intelligenz annehmen und der Mensch durch die Vereinigung mit diesen Maschinen sein Bewusstsein gewaltig steigern könne. Es wird sogar darüber diskutiert, dass die menschheitliche Entwicklung bald an ihr Ende komme und durch eine Evolution superintelligenter Maschinen fortgesetzt werde.
Solche transhumanistischen Glaubenssätze finden mehr und mehr Verbreitung in der Welt, vor allem in populären Science-Fiction-Romanen und -Filmen, aber auch in wissenschaftlichen Diskussionen. Glaubensüberzeugungen, die den Menschen als bloßes Zwischenwesen hin zu einer maschinellen Evolution sehen, zerstören die Humanität an der Wurzel. Es ist daher enorm wichtig, dass diese Entwicklung wach beobachtet und auch aus anthroposophischen Blickwinkeln beleuchtet wird.
Diese Aufgabe hatte sich das Kolloquium ‹Technik und Transhumanismus› gestellt, das vom 4. bis 5. September 2020 im Goetheanum stattfand. Die Sektion für Schöne Wissenschaften hatte in Fortführung zweier Tagungen zum Transhumanismus in den vergangenen beiden Jahren dazu eingeladen. Es war ein Zwischenschritt hin auf ein intendiertes sektionsübergreifendes Projekt des Goetheanum unter dem Motto ‹Zukunftsperspektiven für Natur und Mensch in einer technisierten Welt – Durch Beobachtung, Kunst und Meditation die Erde als lebendigen Organismus erfahren›.
Ein kleiner Kreis von Künstlerinnen, Pädagogen, Ärztinnen und Wissenschaftlern beleuchtete von eurythmischen und plastischen Erfahrungen, aber auch von philosophischen und psychologischen Gesichtspunkten her die Frage der gegenwärtigen Technik in ihrem Verhältnis zum Menschen. Die Inhalte zweier Briefe aus Rudolf Steiners ‹Anthroposophischen Leitsätzen› bildeten ein weiteres Okular der Betrachtung. Das Treffen war ein Anfang für die weitere notwendige Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Entwicklungen. Wir planen weitere Kolloquien in der Hoffnung, dass sich eine größere Bewegung daran anschließen kann.
Titelbild: Hauptplatine. Foto: Michael Dziedzic/Unsplash