Die Goetheanum-Leitung nutzt die Absage öffentlicher Veranstaltungen zur Intensivierung ihrer Arbeit nach innen sowie an den Fragen der Gegenwart und Zukunft.
Die Pandemiebestimmungen verunmöglichen derzeit das äußere, nicht aber das innere Zusammenkommen und Arbeiten in Gesellschaft und Hochschule. In der Woche vor Palmsonntag kam sie zu einer Klausur zusammen, um die Ausrichtung der Hochschule vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Herausforderungen zu schärfen.
Wir leben in apokalyptischen Zeiten. Nach der Finanz- kam die sogenannte Flüchtlings-, dann die Klima- und jetzt die Coronakrise. Im Kampf gegen die Viren bleiben Menschlichkeit und Sozialität nicht selten auf der Strecke. Freiheit und Demokratie werden eingeschränkt, geschwisterliches Zusammenwirken unterbunden. Erde, Leben, Individuen und Gesellschaft sind bedroht wie kaum je zuvor. Die Krise zwingt uns zu einem grundsätzlichen Nachdenken über den künftigen Weg der Menschheit.
Was fordert die Zeit? Worauf kommt es jetzt an? Und welchen Beitrag kann das Goetheanum als freie Hochschule für Geisteswissenschaft dazu leisten? Wir haben die Krise zum Anlass genommen, drei große Themenfelder zu bestimmen, auf denen wir in den nächsten Jahren über Sektionsgrenzen hinweg verstärkt zusammenarbeiten wollen:
Erde Wir verstehen die Erde als ein lebendiges Wesen. Können wir zu einem partnerschaftlichen Verhältnis mit ihr finden? Was folgt daraus für die Landwirtschaft, für unseren Umgang mit Pflanzen und Tieren, mit Grund und Boden, mit dem Klima und den Ressourcen der Erde?
Leben Noch immer versteht unsere Wissenschaft Leben durch das Tote. Wie lässt sich das Lebendige erfahren und erkennen? Der lebendige Geist, die lebendige Erde? Hier ist die Kunst eine wesentliche Hilfe, Wahrnehmung, Denken und Handeln zu verlebendigen.
Verbindung Alles Leben, alle Er-kenntnis ist Beziehung. Wie lässt sich Gegenseitigkeit als Grundstruktur des Lebendigen wie des Menschlichen begreifen und gestalten? Was bedeutet das für eine künftige Kultur, Wirtschaft und Politik? Können wir einen gewaltlosen Umgang miteinander und mit der Natur entwickeln?
Zu diesen Themen werden bis zur Juni-Klausur der Goetheanumleitung konkrete Projekte und Vorhaben entwickelt, die sich auf einen Arbeitszeitraum von drei Jahren beziehen.
Bild: Das Goetheanum am 7. April. Foto: Redaktion