Die April-Beilage zur ‹Erziehungskunst› greift erneut «Fragen, Aspekte, Perspektiven» im Spannungsfeld der Corona-Krise auf. Dafür haben zahlreiche Autorinnen und Autoren Beiträge geliefert und Bezug genommen auf die Waldorfpädagogik in dieser Zeit, die sich nachzulesen lohnen. Unter ihnen ist auch der Beitrag vom Kinderarzt und Leiter der Medizinischen Sektion am Goetheanum, Georg Soldner, der fundiert aufzeigt, dass Kinder kein Risikofaktor sind.
Da die Corona-Epidemie eine Epidemie einer neuen Krankheit darstellt, gibt es bis heute nur anfängliche Forschung und viel Verwirrung um die Sachlage. Da schnell klar wurde, dass die größte Risikogruppe ältere Menschen sind, tauchte in der Diskussion um die Zumutbarkeit von Maßnahmen auch die Frage auf, wie sehr Kinder das Risiko für ihre älteren Mitmenschen oder Angehörigen erhöhen. Wie auch aus dieser April-Beilage der ‹Erziehungskunst› hervorgeht, ist diese Diskussion für die Kinder zu einer hohen Belastung erwachsen. Nicht nur ihre eigene Verunsicherung in Bezug auf die Krankheit schürt Ängste, sondern besonders schwer wiegt die Angst um andere. Die Angst, dass die eigenen Eltern oder Großeltern und nahe Bezugspersonen durch Corona bedroht seien und schließlich dass die Kinder selbst Grund für diese Bedrohung sein könnten, ist ein für Kinder kaum tragbares Gewicht. Dies fällt noch mit der Verunsicherung durch die Ängste der Erwachsenen in ihrer Umgebung zusammen. Georg Soldner weist auf dieses wichtige Thema hin und erörtert in seinem Text ‹Covid-19 – wie sehr sind Kinder ein Risiko für andere?›, dass die Kinder einen vergleichbar hohen Kontakt mit dem Virus haben können, dies aber nicht bedeutet, dass sie ähnlich ansteckend wie Erwachsene oder Jugendliche seien. Kinder vor der Pubertät erkranken viel seltener und auch leichter als Erwachsene. Diese Tatsache ist wichtig, um auch die richtigen Schlüsse in Bezug auf die Verbreitung von Viren zu ziehen. Soldner: «Alle Transmissionsstudien zeigen – so bestätigt der leitende Infektiologe und Kinder- und Jugendarzt Christian Kahlert vom Kinderspital Ostschweiz in St. Gallen in einer persönlichen Mitteilung –, dass die Übertragungswahrscheinlichkeit mit der Ausprägung der Krankheitssymptomatik korreliert.» Das bedeutet, wenn Kinder weniger stark erkranken, sind sie auch weniger ansteckend. «Kinder aber scheinen allgemein auch dann, wenn sie infiziert sind, deutlich geringere Virusmengen zu emittieren (und mit deutlich geringerem Radius) – unabhängig von der Viruslast in ihren oberen Atemwegen.»
Mehr: ‹Erziehungskunst› April 2021, Beilage ‹Die Waldorfschulen auf dem Weg durch die Corona-Krise›
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