Keine versteckte Impfpflicht für Kinder und Jugendliche

Die Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland (GAÄD) hat zur COVID-19-Impfung von Kindern und Jugendlichen eine Stellungnahme veröffentlicht.


Durch Kindergarten- und Schulschließungen wurden Kinder und Jugendliche besonders hart und anhaltend aus ihrem gewohnten Leben gerissen und an gesellschaftlicher Teilhabe gehindert. Die GAÄD wendet sich in einer mit der Medizinischen Sektion abgestimmten Stellungnahme nun gegen den auch vom Deutschen Ärztetag empfohlenen Weg, dass Kinder und Jugendliche das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe allein mit einer COVID-19-Impfung wiedererlangen könnten. Die Stellungnahme verweist darauf, dass ohne eine tragfähige medizinische Begründung das Grundrecht auf gesellschaftliche Teilhabe nicht mit einer faktischen Impfpflicht verbunden werden dürfe. Die vorgebrachte Begründung, dass auch Kinder und Jugendliche hier gesundheitliche Risiken tragen würden, entspreche nicht wissenschaftlichen Erkenntnissen.1 Die Stellungnahme beruft sich auf medizinische Studien, wonach Kinder und Jugendliche im Erkrankungsfall nur sehr selten stationär behandelt werden müssen und das Sterberisiko extrem gering ist2. Tatsächlich gibt es in Deutschland keinen kindlichen Sterbefall an dem bei jüngeren Kindern gefürchteten multiinflammatorischen Syndrom PIMS3. Selbst bei Kindern mit Grunderkrankungen gibt es keinen Beleg eines erhöhten Erkrankungsrisikos durch covid-19.4 Die Stellungnahme betont, dass Kinder und Jugendliche infolge der Pandemiemaßnahmen derzeit stärker an einem «Long-Lockdown»-Syndrom mit Müdigkeit, Angststörungen, Depression, Mediensucht und Leistungsabfall4 erkranken als an möglichen Folgen einer COVID-19-Infektion. Deshalb mache es keinen Sinn, Kindergärten und Schulen zum Schutz der Heranwachsenden zu schließen. COVID-19-Impfstoffe sind wirksam, aber nicht frei von schwerwiegenden Nebenwirkungen und Impfrisiken (vor allem bei Vektorimpfstoffen). Das Paul-Ehrlich-Institut berichtet bis Mai 2021 von 12 Todesfällen nach COVID-19-Impfungen im Alter von 20 bis 40 Jahren in Deutschland.5

Kinder und Jugendliche erkranken infolge der Pandemie­maßnahmen stärker an einem «Long-Lockdown»-Syndrom mit Müdigkeit, Angststörungen, Depression, Mediensucht und Leistungsabfall als an möglichen Folgen einer COVID-19-Infektion.

COVID-19-Impfungen zeigen bei jüngeren Menschen stärkere Impfreaktionen als bei älteren. Dazu käme, dass auch Mitglieder der Ständigen Impfkommission in Deutschland (STIKO) noch keine belastbare Studienbasis zur Beurteilung der Impfstoffsicherheit im Jugendalter von 12 bis 16 Jahren sehen6, während Daten zur Sicherheit bei Kindern noch völlig fehlen. Um zu zeigen, dass das Impfrisiko von Kindern unter deren Erkrankungsrisiko liege, müsste eine Studie wegen der extrem geringen Sterblichkeit mehr als eine Million Kinder umfassen. Solange das nicht vorliege, sei eine allgemeine Impfung in diesem Alter nicht vertretbar. Die GAÄD verweist auf wissenschaftliche Berechnungen und Entwicklungen wie in Israel, wonach eine Unterbrechung der COVID-19-Infektionsketten7 ohne die Impfung von Kindern und Jugendlichen möglich ist. Die anthroposophischen Ärztinnen und Ärzte unterstreichen die Vermutung, dass eine natürliche Immunisierung im Kindesalter nachhaltiger zur Immunität der Bevölkerung beiträgt als eine Impfimmunität. Bekannt ist, dass Kinder das Virus weniger, Jugendliche etwas mehr weitergeben als Erwachsene. Deshalb müsse man in der Diskussion zwischen Kindern unter 12 Jahren und Jugendlichen unterscheiden und berücksichtigen, dass auch zweimal Geimpfte asymptomatische COVID-19-Infektionen entwickeln und damit in seltenen Fällen ansteckend sein können.8

In fünf Kernpunkten resümieren die anthroposophischen Medizinerinnen und Mediziner:

Der Impfnutzen ist gering – es gibt keine Daten, um die Wirkung der Impfstoffe mit der natürlich erworbenen Immunität zu vergleichen – auch seltene Impfrisiken wiegen bei Heranwachsenden besonders schwer – auch ohne Impfung der Kinder und Jugendlichen lassen sich Erwachsene schützen – anstelle der Kinder sollten weltweit ältere und gefährdete Menschen ein Impfangebot bekommen – die freie Impfentscheidung muss Grundrecht bleiben. Für das Wohlergehen der Kinder und Jugendliche schließt die GAÄD fünf Forderungen an:

• Die Rückkehr zum Präsenzunterricht und Öffnung von pädagogischen Betreuungsangeboten für alle Kinder und Jugendliche unter sorgfältiger Risikoabwägung insbesondere für Schülerinnen und Schüler über 12 Jahre.

• Volle Teilhabe von Kindern und Jugendlichen am gesellschaftlichen Leben, Sport und Kultur bei jeweils gebotenen Schutzmaßnahmen und einschließlich der Impfangebote an alle Erwachsenen.

• Eine Sorgfalt in der Evaluation und Zulassung von COVID-19-Impfstoffen für Kinder und Jugendliche.

• Vorrangige Impfangebote an weltweit alle älteren und gefährdeten Menschen gemäss der Forderung der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

• Eine freie Impfentscheidung zur Wahrung der Grundrechte.


Information Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland

Titelbild: Leo Rivas / Unsplash.

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Footnotes

  1. Zepp, F., COVID-19-Impfstoffe für Kinder und Jugendliche. Monatsschr Kinderheilk 2021, 169, 393-394; Obaro, S., COVID-19 herd immunity by immunisation: are children the herd? The Lancet, published online April 19, 2021.
  2. Hospitalisierung und Sterblichkeit von COVID-19 bei Kindern in Deutschland
  3. Ebenda. In Deutschland leben 7.588.635 Kinder im Alter von 0 – 9 Jahren und 10–19 years 7.705.657 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 – 19 Jahren, also knapp 15,3 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter bis 19 Jahren. Die COVID-Mortalität ist am niedrigsten zwischen 10 und 19 Jahren. Bhopal, S.: Children and young people remain at low risk of COVID-19-mortality.
  4. Zepp, F. (siehe Anm. 1) S.394.
  5. Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach Impfung zum Schutz vor COVID-19
  6. Vgl. das Interview mit dem Kinder- und Jugendarzt und STIKO – Mitglied M. Terhardt Vorsicht bei der Impfstoff-Zulassung für Kinder
  7. Eine Eradikation von SARS-CoV-2 ist unmöglich, das Virus kann auch auf Haus- und Pelztiere übergehen.
  8. Lewis, S. J., Munro, A. P. S., Smith, G. D., & Pollock, A. M. (2021). Closing schools is not evidence based and harms children. BMJ, 372, n521.
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