Jakob Marti: Aufräumen

Er reicht mir seine Visitenkarte: «Da steht alles drauf.» Es ist 25 Jahre her, dass Jakob Marti am Goetheanum die Geschäftsführung der gleichnamigen Zeitschrift innehatte.


Man sah ihn oft bis Mitternacht mit Martin Barkhoff, dem Chefredakteur, im Büro arbeiten, und wer spät noch über Politik und Anthroposophie diskutieren wollte, der kannte diese Energiezelle am Fuß des Goetheanum. Auf dem Tisch der flimmernde Bildschirm und Jakob mit Anzug und schmaler Krawatte im gekippten Bürostuhl, mit konzentriertem Blick. Wie damals ist er auch jetzt an der medizinischen Jahreskonferenz wortkarg. Seit sieben Jahren ist er nun Geschäftsführer der Gesellschaft der anthroposophischen Ärzte in Deutschland und betreut den Stand des Verbands. Was es denn da zu tun gebe, frage ich. «Aufräumen.» Wie er denn in dieses medizinische Arbeitsfeld gekommen sei, frage ich noch. Er habe am Projekt ‹Vademecum› mitgearbeitet. Dann erwähnt er seine Tochter Dorothea, die ich mit ihrer schweren Behinderung damals kennenlernte. Jakob hält inne und nickt, ja, sein Interesse für die tieferen Schichten der Medizin habe da seinen Anfang genommen. Dann beendet er das Gespräch, denn er müsse den Stand jetzt abbauen, um nach der Tagung seine 94-jährige Verwandte zu besuchen. Er murmelt noch etwas von Traubenpflücken, aber ich nehme an, es geht wieder um Aufräumen.

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