Inseln ohne Schmerz

Nina Klinger ist Allgemeinmedizinerin mit Schwerpunkt auf Integrativer Schmerzmedizin am Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe. Zusammenfassung eines Interviews zu chronischen Schmerzen mit Ursula Hirt von der Gesellschaft Anthroposophischer Ärztinnen und Ärzte in Deutschland (GAÄD).


Nina Klinger berichtet, dass Patientinnen und Patienten meist nach einem langen Leidensweg zu ihr kämen. Ambulante Therapien wirkten bei ihnen nicht, beziehungsweise nicht mehr, oder die gängigen Schmerzmittel verursachten unerwünschte Nebenwirkungen. Oftmals seien das Menschen, die hohe Ansprüche an ihre eigene Leistungsfähigkeit stellen. Anzeichen der Überlastung hätten viele zuvor ignoriert. Den chronischen Schmerz versteht Klinger deshalb als Wachmacher und Helfer. Ihr Ansatz ist ganzheitlich: Wenn Patientinnen und Patienten zu ihr in die Klinik kommen, möchte sie sie auf ihr Innenleben neugierig machen. Denn es bestehe ein klarer Zusammenhang zwischen chronischem Schmerz und psychischen Belastungen wie Depressionen sowie Angst- und Stresszuständen. Wichtig sei, die Menschen in eine innere und äußere Bewegung zu bringen, so Klinger. Aufgrund der Komplexität des Krankheitsbildes sei dafür eine interprofessionelle Zusammenarbeit notwendig. Durch eine Behandlung, die beispielsweise Musiktherapie, warme Wickel und Gesprächstherapie kombiniert, bilden sich in den Patientinnen und Patienten innere Freiräume; Inseln ohne Schmerz. Dann gehe es darum, diese selbstermächtigt in den Alltag mitzunehmen. Bei all dem sei das Warum und Woher nicht das Wichtigste. Bedeutsamer sei es, mit einer selbstwirksamen Haltung in die Veränderung zu kommen, betont Klinger. Da Schmerz isoliere, sei auch der Austausch mit Menschen mit ähnlichen Erfahrungen unterstützend für einen Weg der Heilung.


Quelle Integrative Schmerzmedizin

Bild Nina Klinger

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