Mit dem Buch von Rainer Monnet ergeben sich neue Möglichkeiten der Bilanzierung von nicht monetären Werten.
Sozial orientierte, fortschrittliche und gesunde Unternehmen, zumal, wenn sie gemeinnützig sind, arbeiten oftmals am Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten. Als Vorstand verschiedener sozialer Unternehmen habe ich mich immer gefragt, ob das eigentlich so sein muss, bei all den guten Ideen und Konzepten, den hoch qualifizierten und motivierten Mitarbeitenden. Vor allem bei einer wachsenden Nachfrage nach dem Angebot. Und es sollte nicht so sein, dass die Leistungstragenden so schlecht bezahlt werden im Vergleich zu gewerblichen Unternehmen. Vor allem Investitionen schienen häufig schlecht bis unmöglich finanzierbar. Die Geldgebenden schauten auf die Bilanzen. Da standen Zahlen, die eben nicht die Realität des sozialen Unternehmens widerspiegelten. Entsprechend musste auf der jährlichen Mitgliederversammlung immer wieder über die Rücklagen oder Abschreibungen diskutiert werden. Als Nicht-Betriebswirtschaftler muss ich mich jedes Jahr aufs Neue in die herkömmlichen Bilanzen hineinarbeiten, gegen innere Widerstände zum Verstehen durchkämpfen, oftmals mit freundlicher Unterstützung der jeweiligen Geschäftsführenden.
Rainer Monnets Ansatz begeisterte mich. Die Befürchtung, nur die Einleitung zu verstehen, bewahrheitete sich nicht. Auch wenn ich als Laie einige Dinge zweimal lesen musste, um den Überblick zu behalten. ‹Wertebilanz› ist allerdings auch keine Einführung in Buchführung für Laien. Fachleute zur Umsetzung wird es nach wie vor brauchen, wenn Leitlinien im sozialen Prozess zwischen Führung und Mitarbeiterschaft beschlossen wurden. Das Buch wendet sich nicht ausschließlich an dem Gemeinwohl verpflichtete Einrichtungen, ist aber gerade da zumindest für die Vorstandsarbeit sehr zu empfehlen.
Monnet schreibt schön und gut verständlich. Er zeigt Wege einer tatsächlichen Abbildung vor allem der humanen, sozialen und kulturellen Ressourcen. Daraus resultiert ein realer Vermögenszuwachs, und dies steigert die Kreditwürdigkeit. Sogar bilanziell bisher schwer Fassbares wie die ‹Nachhaltigkeit› sozial orientierter Unternehmungen wird buch- und damit sichtbar und schließlich in der Bilanz ein Wert. Dies wird auch zur Folge haben, dass eine viel größere Transparenz und Verständlichkeit aus den Bilanzen ‹strahlt›. Monnet weist nach, dass dies nicht nur legal ist, sondern im Grunde sogar dem Sinn einer Veröffentlichungspflicht viel mehr entspricht. Auf der anderen Seite kann die Wertebilanz auch Mängel und Handlungsnotwendigkeiten frühzeitiger aufzeigen, auch, um drohende Insolvenzen zeitnah zu erkennen. Altbekannte Phänomene sind, jahrelang wegzuschauen und nicht zu handeln, weil niemand sich die Notwendigkeiten klarmachen wollte. Nun stünden sie – auch – in den Büchern, Jahr für Jahr.
Ich werde meiner Geschäftsführerin die ‹Wertebilanz› in die Hand drücken und freue mich auf die nächste Sitzung zur Vorbereitung der folgenden Bilanz. Die Zukunft wird sonniger und irdischer, wenn wir gut sind und besser werden wollen.
Buch Rainer Monnet, Wertebilanz, Werte nachhaltig bilanzieren – für eine zukunftsfähige Ökonomie. Lindemanns, Bretten 2021.
Grafik: Fabian Roschka