Im Juli und August

Seit Jahren, im Juli und August,
wenn die Villen, Ämter, Schulhäuser
und Fußballplätze verödet sind,
bekomme ich täglich Grüße von fern.
Der Briefträger wirft
einen Alphornbläser samt Gebirge,
die Seufzerbrücke, den Denker von Rodin,
einen Serben in Pluderhosen,
auch das schilfbestandene Ufer einer
Nordsee-Insel
in meinen Kasten.

Freunde erinnern sich meiner,
nachdem sie ohne mich fortfuhren.

Rainer Brambach, aus: Rainer Brambach, Gesammelte Gedichte.
Zürich 2003, S. 65.


Sommerzeit ist Reisezeit: Und die Weite verschiedenster Länder konzentriert sich im Postkartengruß im heimischen Briefkasten.

Auswahl und Kommentar von Johanna Lamprecht


Zeichnung von Philipp Tok

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