Kohlmeisen fliegen, wie sie singen: in wellenartigem Auf und Ab. Rote Blumen gibt es erst im April und Mai, wenn die Sonne Wärme gibt, blaue kommen im Spätsommer, wenn der Himmel weit wird. Solche Geheimnisse der Natur zu kennen, schenkt keinen Vorteil, keine Macht, macht die Welt nicht verfügbar und ist doch unverzichtbar.
Es ist das Wissen, das Orientierung statt Verfügungsgewalt schenkt. Den Unterschied hat der Philosoph Jürgen Mittelstrass betont und folgt damit Ludwig Wittgenstein, wenn dieser schreibt: «Wir spüren, dass selbst wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind.» Was in der Naturwissenschaftlichen Sektion über Farben und Pflanzenwachstum, über Schmetterlingsflug und Bienenleben geforscht wird, mag manchmal für Weleda und Demeter auch in die Anwendung kommen und so ‹Verfügungswissen› sein, viel häufiger gehört es zur anderen Wissensform, dem Orientierungswissen. Dann leisten die Mitarbeitenden der Naturwissenschaftlichen Sektion, von Torsten Arncken über Vesna Forštnerič Lesjak bis zu Johannes Wirz, was Tugend der Anthroposophie ist: im Buch der Natur die Bibel zu finden.
Foto Sofia Lismont