Hohepriesterliches Gebet

Gebete sind unsichtbare Pfeile, die wir auf unser Ziel richten: direkt zum Vater oder zu Christus.


Nicht immer erreichen diese Pfeile ihr Ziel. Oft merken wir, dass in Zeiten von Not und Verzweiflung keine Antwort erfolgt, so inbrünstig wir auch beten. Wir fühlen uns dann auf uns selbst zurückgeworfen. Stimmt etwas nicht mit unseren Gebeten, wenn sie kein tastbares Ergebnis haben?

Eine spirituelle Gesetzmäßigkeit in der Welt des Gebetes ist: Je selbstloser, desto wirkungsvoller. Solange wir nur mit eigenen Wünschen und Verlangen beten, sind wir noch eingeschlossen in unserer eigenen Welt. Gebete finden ihren Weg nur dann zu Gott, wenn wir voller Überzeugung sagen können: Was auch geschieht – Dein Wille geschehe! Eine selbstlose Fürbitte kann Wunder wirken. Es ist dann auch nicht länger wie ein Pfeil auf Gott, der die Arbeit für uns tun soll, sondern mehr eine behütende Kraft, die den anderen wie mit einem unsichtbaren Mantel umhüllt. Gibt es vielleicht darum so viel Leid in der Welt, weil wir verlernt haben, für andere zu beten? Wie viele Menschen bleiben ihr Leben lang in der Kälte, weil niemand für sie betet?

Kurz vor seinem Tod sprach Christus das Hohepriesterliche Gebet für alle wahren Christen: «Ich bitte für sie und bitte nicht für die Welt, sondern für die, die Du mir gegeben hast; denn sie sind Dein.» (Johannes 17,9) Alles schenkt er uns in diesem Gebet. Jedoch: Ohne unsere selbstlose Hilfe wird dieses Gebet nichts helfen. Und ohne Seine Hilfe wird unsere Fürbitte nicht erfüllt werden. Aber wir zusammen, Christus mit seinen Gläubigen, wir können mit den vereinten Kräften unseres Gebetes Berge versetzen. Selbst wenn es den Anschein hat, als ob es für unzählige Menschen keine Zukunft gibt, wird die Kraft unseres Gebetes sie beschützen – nicht nur in ihrem Leben, sondern auch im Tode, wenn alles Leiden zu einem Ende gekommen ist.


Bild Ulrich Schulz, ‹Christus!›, 2011. Spachtel, Watte. Leinwand, Leim, Asche, Marmor, Pigmente.

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