‹Hello Barbie› Training für eine Neuordnung?

Boyd Collins versteht sich als Anthroposoph und arbeitet seit 26 Jahren als IT-Entwickler. Er schreibt immer wieder Essays und Artikel über den Gewinn von Freiheit und soziale Beziehungen sowie die Entwicklung der technischen Welt und ihren Einfluss auf die modernen Gesellschaften. Hier bringen wir Auszüge aus einem seiner interessanten Beiträge über die Frage, wie die Maschinenwelt unser Denken verändert.


Konditionieren uns unsere intelligenten Geräte für eine neue soziale Ordnung?

Je mehr wir Maschinen behandeln, als wären sie Menschen, desto leichter wird es, Menschen wie Maschinen zu behandeln. Nehmen Sie die treffend benannte ‹Hello Barbie›, die als die erste interaktive Puppe der Welt angepriesen wird. […] Forschende haben gezeigt, dass die Puppe entwickelt wurde, um die Antworten der Kinder auf Barbies geschickte Befragungen zu sammeln (Gibbs 2015). Sobald sie mit maschineller Intelligenz verarbeitet sind, können ihre Antworten algorithmisch gesteuerte Werbestrategien füttern.

Um ein Gefühl für die Beziehungsdynamik zwischen Barbie und den Kindern zu bekommen, folgen hier einige Ausschnitte aus einem Beispieldialog mit Barbie [aus dem von Barbie vorgeschlagenen interaktiven Spiel ‹Family Town›, in dem jedes Familienmitglied einen Shop leiten soll, den das Kind benennt; Anm. d. Red.]: «Hm? Welches deiner Familienmitglieder würde das Kino leiten? Deine Stiefmutter? Das ist ja cool! Welche Art von Filmen sieht sie sich gerne an, hm? Welches deiner Familienmitglieder würde die Tierhandlung leiten? Dein Vater? Wahnsinn! Welche Tiere sind seine Lieblingstiere?» (Steeves 2020) Diese Schnipsel offenbaren eindeutig die Absicht, so viele Daten wie möglich über das Zielkind und seine Familienmitglieder zu sammeln. […] Neben der Sammlung von Daten über das Kind und seine Familie versucht Barbie, das Kind davon zu überzeugen, sie als reale Person zu akzeptieren. […] Welcher Art ist die Beziehung, die Barbie zu Ihrem Kind aufbaut? Trotz des Anscheins handelt es sich nicht um einen offenen, wechselseitigen Dialog. […] Einem Forschenden zufolge «wird das Kind […] letztlich nicht als Subjekt in einem intersubjektiven Dialog positioniert […], sondern als ‹Intersubjekt› (oder passives Rohr), das Barbies ständigen Dialog mit sich selbst ermöglicht.» (Steeves 2020) Die KI-gesteuerte Barbie wird zu einem vollständig personalisierten Subjekt, während ihre menschliche Spielkameradin auf eine Nebenrolle reduziert wird. […] Barbie legt den Grundstein für die spätere Absorption des Kindes in den Schwarm der sozialen Medien, in dem die Persönlichkeit des Kindes vollständig objektiviert wird. […]


Mehr: Der ganze Artikel ‹Learning to think like a smart machine› (auf Englisch)

Titelbild: Puppen – Vorbilder des Menschseins im Rollenspiel der Beziehung und der Identifikation, Foto: Sofia Lismont

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