In der Initiative Heal Your Hospital hat ein interdisziplinäres Team der Universität Witten/Herdecke nach neuen Formen der Gesundheitsversorgung geforscht, die die gegenwärtigen Missstände des Gesundheitssystems lösen können. Interview mit den Initiativträgern Matthias Lamprecht, Moritz Völker, Sören Schulz, Claudia Schlösser, Julian Grah, Johanna Werner und Sebastian Beltz.
Was hat eure Initiative in Gang gebracht?
Der Ausgangspunkt unserer Überlegungen auf der Sommerakademie für integrative Medizin 2012 waren drei zentrale Fragen: Wie sähe ein Gesundheitssystem aus, in dem der Patient im Mittelpunkt steht? Wie könnten die Beschäftigten die Selbst-heilungskräfte effektiver stärken? Welches Vergütungssystem erfasst die Qualität der medizinischen (Be-)Handlung am besten?
Um diese Fragen interdisziplinär zu beantworten, haben wir mit acht Professoren aller drei Fakultäten für Gesundheit, Wirtschaft und Kultur ein Seminar im Studium fundamentale initiiert. Die Ergebnisse haben wir nach drei Jahren Überarbeitung im Mabuse-Verlag veröffentlicht.
Was hat den interdisziplinären Austausch ermöglicht?
Anhand einer schon bestehenden und praxiserprobten Lösungsmöglichkeit haben wir versucht, neue Perspektiven aufzuzeigen, zum Beispiel in der Patientenedukation, der innovativen Organisationsstruktur des Krankenhauses Havelhöhe mit seinen Verantwortungskreisen oder in der Integrativen Versorgung im Kinzigtal.
Welche Rolle spielt hier das anthroposophische Menschenbild?
Die Besinnung auf ein Menschenbild im Lichte der Anthroposophie war uns hilfreich, um die menschliche Orientierung auf die Patienten, die Gesundheitsberufler und die Gesellschaft als Ganzes zu klären. Es war uns auch wichtig, die neuen Formen der Gesundheitsversorgung im Sinne des sozialen Hauptgesetzes von Rudolf Steiner anzuschauen und nicht nur zu fragen, was den Einzelnen weiterbringt, sondern auch, was heilend auf den sozialen Organismus wirkt.
Heal Your Hospital, Mabuse-Verlag, 2016
Auf dem Bild: das Autorenteam