In ihrem Mut und ihrem beharrlichen Engagement für eine gesunde Erde zeigt Greta Thunberg wie es geht, starre Vorstellungen zu überwinden und lebendig denken zu lernen.
In einem Interview am 27. Dezember 2021 gab Greta Thunberg ein Update zu ihren Überlegungen zur Klimakrise. Sie sagte, die jüngste cop26-Klimakonferenz sei lediglich eine pr-Veranstaltung und ein Misserfolg. Sie stellte fest, dass im Abschlussdokument «sie sogar das ‹bla bla bla› verwässert haben». Bis jetzt hatten die Verantwortlichen fossile Brennstoffe nicht einmal als Ursache des Problems erwähnt, und jetzt, als sie es endlich taten, änderten sie die Formulierung von «allmählicher Abschaffung» zu «langsamer Reduzierung». Sie sagte, bis etwas getan wird, das tatsächlich zu verstärktem Ehrgeiz führt, bedeutet das Dokument überhaupt nichts.
Ein Entscheidungspunkt
Rudolf Steiners Serie von 29 Meditationen über das Michael-Mysterium, welche er am Ende seines Lebens zwischen August 1924 und März 1925 gab, rahmt seine Gedanken in den Kontext der Entwicklung der Bewusstseinsseele. Er stellt fest, dass wir uns an einem Entscheidungspunkt befinden. Würden wir uns dafür entscheiden, unsere toten abstrakten Gedanken mit lebendigen unabhängigen Kräften aus der spirituellen Welt zu beleben, oder würden wir auf dem gegenwärtigen Weg der Zerstörung fortfahren und die Welt nur materiell sehen?
Unzählige Menschen tragen aktuell bereits die Hauptlast der Klimakrise – und das schon seit Langem. Das ist nicht nur ein zukünftiges Problem. Thunberg stellt fest, dass die Prinzipien, welche wir verstehen müssen, zeit- und ressourcenbezogen sind. In anderen Worten, wir haben eine sehr begrenzte Zeit. Wir verbrauchen momentan das Kohlendioxidbudget, egal für welches Kohlendioxidbudget Sie sich entscheiden, und das kann in der Zukunft nicht rückgängig gemacht werden. Das Ziel, es auf 1,5 Grad Erderwärmung auszurichten, verspricht noch keine Sicherheit. Schon jetzt, wo sie 1,1 oder 1,2 Grad beträgt, leiden die Menschen. Das ist hier und jetzt.
Lebendiges moralisches Denken, um die Krise zu bewältigen
Unsere klaren Gedanken müssen von den moralischen Imperativen des Kosmos belebt werden. Greta nennt ein Beispiel dafür, wenn sie sagt: „Da es keine verbindlichen Vereinbarungen gibt, welche uns eine sichere Zukunft für das Leben auf der Erde, wie wir es kennen, sichert, bedeutet das, dass wir Moral anwenden müssen. Wir müssen in der Lage sein, Empathie füreinander zu empfinden. Das ist alles, was wir im Moment haben. Einige Menschen sagen, dass wir keine Schuld oder diesen Sinn für Moral verwenden sollten. Aber das ist, offen gesagt, das Einzige, was wir nutzen müssen. Also müssen wir es nutzen. Und wir müssen sicherstellen, dass wir diese Verbindung nicht verlieren. Wir müssen erkennen, dass wir langfristig dabei sind und dass wir aufeinander aufpassen müssen.“
Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könne, wie die Welt in 30 Jahren aussehen werde, sagt sie schließlich: «Ich habe keine Ahnung. Ich versuche, nicht zu viel darüber nachzudenken. Ich versuche, lieber so viel wie möglich im Jetzt zu tun und die Zukunft zu verändern, anstatt die Zukunft zu überdenken. Hoffentlich kümmern wir uns darum, wie auch immer das aussehen würde. Aber egal, was passieren wird, wenn wir es weiterhin ignorieren, werden die Folgen viel, viel schlimmer sein.»
Das gut werde…
In ihrem Willen zu handeln, die Idee der Realität der Physik der globalen Erwärmung mit den moralischen Kräften, welche der Menschheit zur Verfügung stehen, zu beleben, ist Greta ein inspirierendes Beispiel für eine bewusste Seele, welche die Bedürfnisse unserer Zeit erfüllt. Ihr Blick in diesem aktuellen Foto wirft eine Frage auf: „Sind Sie sich der Schwere der Krise bewusst, in der wir uns befinden?“ Vielleicht ist das Kinn in ihrer Hand ein Ausdruck des Gewichts, das sie empfindet, weil wir so wenig Bewusstsein haben. Doch damit einhergehend spürt man in ihr ein Gefühl der Hoffnung, des Nicht-Aufgebens, des dauerhaften Engagements. Können wir dies als Inspiration nehmen und es mit unserem Herzen und direkt mit unserem Kopf etablieren, damit Gutes aus unserem bewussten Willen kommen kann?
Bild: Greta Thunberg während des ENVI-Ausschusses im Europäischen Parlament am 4. März 2020. Foto: Laurie Dieffembacq. Quelle: EP/ Europäische Union 2020