Gemeinsam mit Albert Schweitzer

Über Radio Oslo lässt Schweitzer am 23. April 1957 seinen berühmten ‹Appell an die Menschheit› verbreiten, mehr als einhundert Radiostationen weltweit sind angeschlossen, die USA und einige andere Staaten haben hingegen die Übertragung verboten. Schweitzer fordert einen weltweiten Stopp von Nukleartests. In Deutschland greift vor allem die Atomtod-Bewegung seine Worte auf. Ein Jahr später, am 28., 29. und 30. April, folgen drei weitere Appelle Schweitzers, die vom Präsidenten des norwegischen Nobelpreiskomitees Gunnar Jahn persönlich vorgelesen werden. Allein in Norwegen sollen über zweihunderttausend Menschen den Aufruf unterzeichnet haben, Schweitzers Forderung nach Verhandlungen auf höchster Ebene zur Abschaffung von Atomwaffen findet weltweite Anerkennung. Renate Riemeck tritt mit Albert Schweitzer 1958 in brieflichen Austausch. Er hat sie von Lambarene aus angeschrieben und für ihr Engagement für den Frieden gedankt. In ihrem ersten Antwortschreiben bezieht sich Riemeck auf seine Friedensappelle im norwegischen Radio. Schweitzer ist ihr ein großes Vorbild. Sie trägt in diesen Jahren gemeinsam mit Holde Bischoff auf eigene Kosten Hunderte von Briefen auf die Post, in denen sie deutschlandweit für Frieden, Verständigung und Abrüstung wirbt. In ihrem Brief an Schweitzer berichtet sie von den Aktivitäten der Atomwaffengegner in der Bundesrepublik und fragt an, ob er die Ehrenpräsidentschaft für einen Kongress gegen Aufrüstung in Gelsenkirchen übernehmen wolle. «Bitte helfen Sie uns», schreibt sie und schließt «in dankbarer Verehrung Ihre Renate Riemeck». Als der Brief beim ‹Urwaldarzt› in Gabun eintrifft, unterstreicht er jede einzelne Zeile mit einem dicken roten Farbstift. Riemecks Gedanken sind ihm wichtig, die Ehrenpräsidentschaft jedoch lehnt er ab. Gleichwohl entfaltet sich zwischen dem Pazifisten und der Pazifistin eine Brieffreundschaft, die bis zu Schweitzers Tod im September 1965 fortdauern wird.


Bild Renate Riemeck, ca.1960. Quelle: Renate-Riemeck-Nachlass, HIS Hamburg.

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