Alle Schöpfung wird aus dem Nichts geboren. Dies gilt nicht nur für die Schöpfung der Erde, die «wüst und leer» war, bevor der Schöpfer Licht ins Dunkel brachte. Dies gilt noch immer für alles, was wirklich neu ist. Jeder Mensch hat den Auftrag, in dieser radikalen Bedeutung des Wortes mitzuschöpfen. «Wer nicht auch mit erschafft, ist ein Deserteur der Schöpfung.» (Gerrit Komrij). Nur das, was aus der Leere, dem Nichts erschaffen wird, hat ein Daseinsrecht für die Zukunft. Ergebnisse aus der Vergangenheit bieten keinerlei Garantie für die Zukunft. Dies macht die Welt, in der wir nun leben, so wenig vorhersehbar.
Ostern ist der Anfang einer neuen Schöpfung mit dem Ziel eines neuen Himmels und einer neuen Erde. Das leere Grab ist sichtbares Zeichen dieser Schöpfung aus dem Nichts. Die Wirklichkeit jedoch von der Auferstehung geht viel weiter und tiefer als das Nichts. War die erste Schöpfung eine ‹creatio ex nihilo›, so ist diese zweite eine ‹creatio ex morte›. Der Auferstandene macht die verborgenen Schätze der Finsternis sichtbar. «Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Unterwelt.» (Offenbarung 1,18) Seit seinem Tod und seiner Auferstehung ist nicht nur die Todeserfahrung verändert: In Christus sterben wir, und auch die Unterwelt, mit der wir in unserer Zeit vielfach konfrontiert werden, ist gründlich verändert.
Wo immer wir uns auch befinden – der Auferstandene ist uns vorausgegangen im Reich des Todes und der Unterwelt.
Bild ‹Lichthaut›, Gilda Bartel, Collage, 2023/24. Getrocknete Blüten, pigmentiertes Transparentpapier, Faden.