Während eines kleinen ‹Endlich mal wieder reisen›-Ausflugs im Frühsommer lag zufällig das Ernst-Barlach-Atelierhaus auf dem Weg.
In Hamburg findet man das Original, aber in Güstrow war zumindest das Modell zu sehen. Acht Figuren in Gips, ca. 70 Zentimeter hoch und nebeneinander aufgereiht, hängen allein an einer hohen Wand. Manche noch unklar ausgeformt in ihren Gesichtszügen: ‹Der Empfindsame›, ‹Die Träumende›, ‹Die Pilgerin›, ‹Der Begnadete›, ‹Die Tänzerin›, ‹Der Wanderer›, ‹Der Gläubige›, ‹Die Erwartende›. Für das in Eichenholz ausgeführte Werk hatte Barlach noch ‹Den Blinden› hinzugefügt. Sie gemeinsam bilden das ‹Fries der Lauschenden›. Ihnen ist, wie allen Skulpturen Barlachs, eigen, dass sie wie Archetypen aus und von einer existenziellen Welt sprechen: entindividualisiert, aber in ihrer seelischen Geste ganz präsent. Vielfältigschlicht bezeugende Wesen einer Qualität, die mir als zeitgenössische Anweisung erschien. Etwas aus der Stille vernehmende Gestalten, in ihrer Einsamkeit zusammengefügt.
Titelbild: Atelierhaus Ernst Barlach, Güstrow, Foto: Ernst Barlach Stiftung/Andre Hamann