Noch lange kein Frieden – so lautet das Gutachten von vier deutschen Friedensforschungsinstituten zum russischen Angriffskrieg und zu den weiteren weltweiten Konflikten. 19 Forschende sind an der im Juli 2023 veröffentlichten Studie beteiligt. Acht Schlussfolgerungen enthält das Gutachten (siehe am Fuß des Textes). Ich sprach darüber mit Nikolai Fuchs. Als Vorstand der GLS-Treuhand ist er mit zivilgesellschaftlichen Entwicklungsfragen vertraut. Frieden zu begründen kennt er zudem aus seiner Beschäftigung mit (Ernährungs-)Souveränität auf internationaler Ebene und in seiner aktiven Mitgliedschaft und früheren Beiratstätigkeit in der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler VDW, die aus den ‹Göttinger Achtzehn› im Nachgang der Nuklearforschung hervorgegangen ist. Das Gespräch führte Wolfgang Held.
Wir nehmen das Gutachten der vier Friedensinstitute zum Anlass, um darüber zu sprechen, wie der Weg aus dem russischen Angriff auf die Ukraine zum Frieden führen kann. Wie hast du diese Studie gelesen?
Nikolai Fuchs Mit gemischten Gefühlen. Wir an sich Friedensbewegten müssen uns wohl noch daran gewöhnen, dass heute ein Friedensgutachten beinhalten kann, Waffenlieferung zu empfehlen. Ist das nicht ein Widerspruch? Seit Februar 2022 bin ich, und vermutlich sehr viele andere, nachdenklich, wie es sich mit Krieg und Frieden verhält, was Pazifismus heute bedeutet. Ich bin wie du in einer Generation groß geworden, die ‹Krieg und Frieden› von Tolstoi gelesen hat und die tief davon überzeugt war: Nie wieder Krieg! Unzählige Aufkleber mit dieser Losung und ein 80 Jahre lang weitgehend friedliches Europa als Unterlegung gehören zu dieser Gewissheit. Dabei vergessen wir allerdings leicht den Balkankrieg in den 90er-Jahren, wenn wir sagen, in Europa war kein Krieg. Jedoch: Diese Atmosphäre des Friedens hat uns, so meine ich, in dem Glauben, vielleicht auch in der Illusion gehalten, dass wir schon in einer friedlichen Welt leben und nur einige ferne Länder, religiöse Eiferer das noch nicht verstanden haben – heutige Kriege als Echo einer alten Zeit. Doch so ist es angesichts von weltweit aktuell 21 Kriegen – so viel listet das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung auf – leider nicht. Das aktuelle Gutachten drängt dazu, sich diesem vermeintlichen Widerspruch in der Seele von Friedenswillen und Militarisierung zu stellen.
Weil wir dachten, mit dem neuen Jahrhundert lassen wir das Kämpfen und Töten hinter uns.
Ja – weil Krieg barbarisch ist! Während wir uns hier mit Fahrradhelmen ausstatten als Sinnbild dafür, wie wichtig uns jedes einzelne Leben ist, sterben dort drüben Zehntausende auf gewaltsame Weise, mit abgerissenen Gliedmaßen durch Tretminen zum Beispiel. Aber vergegenwärtigen wir uns: Auch hier in Mitteleuropa haben alle Länder eine Armee, auch die Schweiz. Ich bin neulich noch einmal an einem der vielen Schießstände hinter den Orten vorbeigekommen, da lernen die Mitbürgerinnen und Mitbürger am Wochenende Schießen mit dem Ziel, in der Lage zu sein, Menschen zu töten. Wenn man mit offenen Augen durch die Landschaft geht, zum Beispiel im Umkreis des Goetheanum – im Übrigen auf dem ‹Bluthügel› einer Schlacht von vor gut 500 Jahren gelegen –, dann sieht man die mittelalterlichen Burgen auf den Hügelkuppen mit ihren Wehranlagen, und wenn man zur nahen Waldorfschule geht, dann läuft man an den Panzersperranlagen des Zweiten Weltkriegs vorbei. Ich sprach kürzlich mit einer Frau, die in Riehen, an der Grenze zu Deutschland aufwuchs und erzählte, wie sie nicht zur Schule konnten, weil die Rheinbrücken zur Sprengung präpariert wurden. Das sind Bilder, Erzählungen, die uns zeigen, dass kriegerischer Konflikt auch hier nicht lange her und in seinen Zeugnissen präsent ist. Die Umsicht, Fahrradhelme aufzusetzen, diese Sorge um jedes Leben, ist wunderbar, aber in der großen menschlichen Erzählung haben wir diesen inneren Ort, das menschliche Leben unzweifelhaft als das Höchste zu achten, noch nicht erreicht.
Jetzt sind es ausgewiesene Vertreter des Pazifismus, wie Heinrich Strohm-Bedford, der Vorsitzende des Weltkirchenrates, die sich für militärische Unterstützung der Ukraine aussprechen. Eine Beschwichtigung des Aggressors biete gegenwärtig keinen gangbaren Weg zu einem nachhaltigen Frieden. Das ist Strohm-Bedfords Formulierung.
Ja, weil wir den Frieden gerade mit ‹normalen› Mitteln nicht halten konnten. Wir müssen neu an Zuständen arbeiten, die Frieden sichern. Dabei taucht ein Begriff auf, den man vielleicht überhört, überliest: Das ist das Wort ‹Friedenssicherung›. Frieden ist ähnlich wie Demokratie kein gottgegebener Zustand, sondern ein Zustand der dauernden Bemühung. Für mich ist Frieden ein himmlischer Zustand, den des immer mehr auf die Erde zu holen gilt. Dafür brauchen wir hier auf der Erde im Moment noch ganz offensichtlich weltliche oder irdische Mittel, um den Frieden zu sichern. Die letzten Familienferien verbrachten wir in der Gegend von Avignon, der Stadt Südfrankreichs, wo im Juli das Theaterfestival stattfindet. Da sieht man diese gewaltige halb mittelalterliche und gut erhaltene Stadtbefestigung. Das erinnert daran, in welchem Maß Städte, Gemeinden sich früher sichern mussten, damit Kultur und Frieden innerhalb der Mauern leben konnten. Ich hatte das Gefühl, dass man sich auch heute noch von diesen großen Stadtmauern in der Stadt geschützt fühlt und sich leichter öffnen und in diesem interkulturellen Theaterfestival gegenseitig begegnen kann. Das heißt, man braucht Schutz, damit Frieden leben kann. Die Mauer hat somit auch heute noch eine gewisse Funktion, den Frieden und die Kultur in ihrem Inneren möglich zu machen. Ich glaube, dazu müssen wir neu aufwachen. Schutzlos ist Frieden möglicherweise sehr flüchtig.
Du hast Frieden mit Demokratie verglichen. Ernst-Wolfgang Böckenförde, ehemaliger Richter am Bundesverfassungsgericht, hat es in die viel zitierten Worte gefasst, dass Demokratien die Bedingungen für ihr Überleben und ihren Erfolg nicht selbst hervorbringen können. Demokratie braucht eine Bejahung außerhalb ihrer selbst. Und jetzt sagst du, beim Frieden ist das auch so? Die Mittel, die ihn erhalten, sind jenseits des Friedens, sind nicht Blumen – um das Klischee als Bild zu wählen –, sondern Mauern?
Das ist es, was wir jetzt, wie es aussieht, neu lernen müssen. Noch mal wach dafür zu werden, dass Frieden eben eher ein himmlischer Zustand ist auf der Erde, den es mit irdischen Mitteln zu sichern gilt. Dazu gehören möglicherweise sinnbildliche Mauern und dazu gehört vor allem eine glaubwürdige Abschreckung. Wir haben das ja viel öfter im Leben, als wir denken, wenn wir darüber nachdenken. Wir schließen unsere Häuser ab und zeigen außen die Alarmanlage, wir schließen unsere Autos ab, und wenn wir den großen Bruder die kleine Schwester vom Bahnhof abholen lassen, dann gehen wir davon aus, dass seine große Gestalt andere davon abhält, dem Kind etwas anzutun. Das heißt, wir leben tagtäglich damit, Frieden zu sichern. Ich glaube, das müssen wir neu ins Bewusstsein heben und uns für den heutigen Zivilisationsstand zugestehen. Man stelle sich beispielsweise Israel ohne atomare Abschreckung oder Taiwan unbewaffnet vor.
Der Topos der ‹einen Menschheit› bleibt ein Wunschtraum?
Ich meine nicht, wenn wir Ja dazu sagen, dass es für die Verwirklichung dieses Ideals Haltungen und Maßnahmen braucht. Der Glaube, dass es irgendwann keine Aggression und damit einhergehend keine Gewalt mehr gibt, das wäre wie ein Paradies ohne Schlange, wie Christus ohne Luzifer und Ahriman. Nein, zur Freiheit gehören die Abgründe. Damit Aggression und Gewalt, diese Urkräfte der Seele, in der Seele sich verwandeln können, braucht es Maßnahmen, Haltungen und Einsichten, um ein Leben in gegenseitigem Respekt führen zu können. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde als eine solche Maßnahme der Völkerbund gegründet, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg in die uno verwandelt hat. Auch die Bretton-Woods-Institutionen wie die Weltbank, der Währungsfonds, gatt bzw. die wto: Letztlich sind das ja alles Instrumente gewesen aus den Lehren der zwei Weltkriege des 20. Jahrhunderts, wo wir als Menschheit begriffen hatten, dass Frieden kein selbstverständliches Momentum ist, sondern dass man sich fortwährend darum bemühen muss. Dabei wissen wir gut, dass diese Institutionen zum Teil noch weit davon entfernt sind, das zu leisten, wofür sie gegründet wurden.
Ein Frieden, der nichts kostet, den gab es in der Antike als ‹Pax Romana› oder ‹Pax Augustus›, den ewigen Frieden Roms. Der war aber dann das Diktat der einen dominierenden Nation und Kultur.
Genau. Du kannst andere unterwerfen und ihnen die Mittel, sich zu wehren, rauben. Das ist aber im Grunde ein Waffenstillstand und kein Frieden, wie hier die Zeit nach Rom eindrücklich belegt. Was wir als zivilisatorische demokratische Errungenschaften haben, ist ja gerade die Mitbestimmung. Viele, viele Menschen haben in der Geschichte der Menschheit für dieses Gut ihr Leben geopfert. Dieses Gut gilt es meiner Ansicht nach zu verteidigen. Diese Freiheit ist ein hoher Wert, den wir da erreicht haben. Mir scheint es manchmal so, dass manche, die jetzt in dieser Überfall-Situation für klassische Friedensgespräche werben, zu einem allzu günstigen Preis bereit sind, diese hohen Werte Demokratie, Mitbestimmung und Freiheit als Pfand anzubieten. Aber dann verliert man diese, wie ich finde, herausragenden zivilisatorischen Errungenschaften. Ich will nicht in einem autoritären oder gar diktatorischen Staat leben, wo Frieden Unterdrückung bedeutet. Freiheit, so bin ich überzeugt – auch wenn mir selber als Kriegsdienstverweigerer dabei die Knie weich werden –, dafür lohnt sich zu kämpfen. Der Erzengel Michael, heute Zeitgeist, hat neben der Waage in der einen auch das Schwert in der anderen Hand. Das heißt, es geht auch um Durchsetzung des Rechts.
Das meint der zweite Punkt des Friedensgutachtens: «Verhandlungen in den Blick nehmen, aber nicht um jeden Preis». Sie verweisen darauf, dass es vor dem Überfall eine Reihe von Verabredungen gab. Das war das Minsker Abkommen, zuvor das Budapester Abkommen, die alle gebrochen wurden. Zum Gesetz gehört die Sanktion, die es durchsetzt.
Ja, wenn wir alle gemeinsam ein Völkerrecht vereinbaren, dann müssen sich alle daran halten, oder sie haben Sanktionen zu gewärtigen. Sanktionen sind ja nichts anderes als Konsequenz. Im Fall Russlands war das ja auch der Ausspruch von Präsident Biden in den Monaten November 2021 bis Februar 2022. Der Preis für einen etwaigen Überfall muss hoch sein. Diese Worte hat dann auch Annalena Baerbock benutzt. Der Preis muss so hoch sein, dass Russland nicht angreift. Aber man hat unterschätzt, welchen Preis Putin – ich nenne ihn jetzt stellvertretend für viele im Kreml – zu zahlen bereit ist. Zehntausende, Hunderttausende Menschen, vor allem aus Bevölkerungsgruppen aus dem entfernteren eurasischen Raum, die ihm nicht nahestehen, in den Krieg, ins Verderben zu schicken, scheint ihm keine schlaflosen Nächte zu bereiten. Als Weltgemeinschaft haben wir unterschätzt, welchen Blutzoll er zu bezahlen bereit ist, um seine Visionen durchzusetzen. Rückblickend ist vielen klar geworden, dass man ihm die völkerrechtswidrige Annexion der Krim nicht hätte durchgehen lassen dürfen. Das hat ihn nur aufgebaut. Damals wäre der Blutzoll absehbar deutlich niedriger gewesen. Je länger man wartet, Konsequenzen spürbar zu machen, umso schlimmer.
Sehnsucht nach Geltung. Die Schweiz zeigt ja, wie man sich durch politische Kultur Respekt erwirbt. Könnte sich Russland nicht auch anders Geltung verschaffen?
Ich meine auf jeden Fall – indem es zum Beispiel Antworten auf die großen Fragen der heutigen Zeit anbieten würde: Wo liegen die Herausforderungen und wie kann ich Lösungen bieten? Ich meine, es ist doch offensichtlich, dass die Bodenschätze wie Erdöl der Vergangenheit angehören, dass die Zukunftsaufgaben woanders liegen, zum Beispiel darin, co₂ einzulagern. Russland hat so viele Moore, es könnte so viel Land wieder vernässen, das zuvor trockengelegt war, und so die Nummer eins werden im co₂-Speichern. Russische Verantwortliche würden dann in allen Talkshows und an allen Konferenztischen der Welt sitzen, weil der Klimawandel alle bedroht, und Russland hätte die Lösung und könnte den weniger reformwilligen Demokratien zeigen, was möglich ist. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass manche Geschichtsbücher über Macht nicht über die Seite eins hinaus gelesen werden. Genauso, wie wir aus geschichtlich leidvoller Erfahrung wissen, dass Inseln immer nach Autonomie streben – siehe England, Sri Lanka, Taiwan, um nur einige zu nennen, und dass Bombardierung der Zivilbevölkerung die Unterstützung für die kriegsführende Elite nicht bricht.
Dann fordern die Forschenden, dass der Topos der ‹feministischen Außenpolitik› glaubwürdig sein müsse. Wo man, wie beim Iran, Kompromisse schließen müsse, solle man diese auch erklären. Ist unsere Gesellschaft dafür bereit?
Ich glaube, dass wir diesen Weg beschreiten müssen. Wir müssen uns glaubwürdiger machen. Da braucht es vor allem jedoch Konsequenz, auch wenn die ihren Preis hat. Das ist wiederum eine Herausforderung für unsere Demokratie. Trägt die das mit? Heute sitzen Wirtschaftskapitäne im Kanzleramt zu häufig mit am Tisch und werfen ihre Interessen in die Waagschale, zum Beispiel in der Chinapolitik. Da sehen wir, dass unsere gesellschaftliche Urteilsbildung heute stark von Wirtschaftsinteressen dominiert wird. Gerade in der repräsentativen Demokratie sind sie erstaunlich stark, diese Wirtschaftsinteressen. Deswegen braucht es aus meiner Sicht, und dafür stehe ich schon lange ein, als dritte Säule im Sinne einer neu gedachten gesellschaftlichen Dreigliederung eine starke Zivilgesellschaft.
So könnte Europa auch in Afrika wieder Respekt gewinnen. Gegenwärtig scheint der verspielt zu sein.
Wir haben Entwicklungshilfe in der Vergangenheit gerne so verstanden, dass wir den Afrikanern Geld geben, damit sie unsere Maschinen kaufen, sage ich verkürzt. Das ist natürlich nicht glaubwürdig. Die afrikanischen Länder, die deshalb sich mit China verbanden, merken jetzt aber, in welche neue Abhängigkeit sie geraten sind. Sie suchen nach einer Alternative, und sie wollen sich angesichts der historischen Last nicht Amerika andienen. Europa wäre der eigentliche Partner, ich meine, wenn es ‹mea culpa› signalisieren würde im Sinne von: Wir haben Fehler gemacht und wir wollen es korrigieren. Das traue ich Macron und Scholz durchaus zu, dass sie diesen Schritt machen. Lasst uns einen Neuanfang der Zusammenarbeit machen, wie wir euch so stärken, dass ihr euch gleichzeitig in den gesellschaftlichen Institutionen stärkt, und auch die Zivilgesellschaft. Und dass wir auf Augenhöhe in wirtschaftliche Partnerschaften eintreten. Die Zivilgesellschaft wäre da aus meiner Überzeugung ein wesentlicher Transformationstreiber.
Militärhistoriker und Friedensforscherinnen sagen, dass Kriege, die nicht nach wenigen Wochen beendet werden, durchschnittlich zehn Jahre wüten. Solch ein Szenario will man sich ja gar nicht ausmalen.
Durchaus, denn der Krieg Russland-Ukraine besteht ja bereits seit 2014 mit der Annexion der Krim bzw. den östlichen Bezirke Luhansk und Donezk! Wir schreiben bereits das zehnte Jahr des Krieges! Wir westlichen Länder waren damals über den Protest und einige Sanktionen hinaus nicht konsequent, nicht glaubwürdig genug, den Bruch des Völkerrechtes zu ahnden, und das hat Putin Mut gegeben, sich auf diese Art und Weise scheibchenweise Territorien anzueignen, wie auch im Kaukasuskrieg 2008 usw. Die Drohkulisse seitens der internationalen Staatengemeinschaft war nicht glaubwürdig, das haben ja Politiker und Politikerinnen aus Deutschland heute eingeräumt. Daraus gilt es, die historische Lehre zu ziehen.
Welche ziehst du?
Unsere Welt ist mit Stand heute offenbar so, dass wir nur mit einer gewissen Stärke den Frieden bewahren können. Wir dürfen nicht schläfrig werden, da es noch immer viele vermeintliche Gründe gibt, Kriege vom Zaun zu brechen. Wird es so noch lange gehen? Ich glaube ja, und wir werden mit dem Momentum Krieg, ohne den übrigens der Begriff Frieden keinen Sinn macht, meiner Vermutung nach noch lange leben müssen. Das heißt, wir müssen schauen, wie wir ihn einhegen, ihn so gering und so klein wie möglich halten. Menschheitlich wird der Krieg erst vorbei sein, wenn wir die Regungen in uns, die zum Krieg führen, beherrschen können, erst, wenn wir nicht andere, sondern uns selbst beherrschen können.
Im Friedensgutachten wird von einer zweigleisigen Strategie gesprochen. Man solle die Ukraine mit Waffenlieferungen darin unterstützen, sich gegen den Rechtsbruch und den Terror zu wehren, und parallel eine Kontaktgruppe für die Zeit nach dem Krieg aufbauen. Was kann das heißen?
Mir scheint, wir müssen vor allem von den Kriegsgründen wegführen. Frieden kann ja auch dadurch entstehen, dass man neue Aufgaben gemeinsam angeht, wie kürzlich die Regenwaldkonferenz der südamerikanischen Staaten. Also am besten die naheliegenden großen Aufgaben wie den Klimawandel angehen. Können wir da nicht tatsächlich mit Russland an einer gemeinsamen Strategie arbeiten? Können wir neue Felder der Zusammenarbeit öffnen, wie die erwähnten co₂-Senken, jenseits der so verhakten Felder wie Gaslieferungen etc. Indem wir so Szenarien einer kooperativen gemeinsamen Zukunft entwerfen würden, könnte der Kriegsgrund kleiner werden. Insofern fände ich eine gegebenenfalls gemeinsame Visionsgruppe jetzt wichtiger als eine Kontaktgruppe, die ja momentan ohne Konzessionen an den Aggressor gar keinen Kontakt aufbauen kann.
Der Krieg flimmert täglich auf die Bildschirme und bestimmt die Titelseiten der Zeitungen. Gleichzeitig ist er, wenn wir den unveränderten Wohlstand nehmen, doch weit weg. Es gehört zur Anthroposophie, das, was außen geschieht, als Spiegelung innerer Prozesse zu verstehen. Was ‹spiegelt› der Krieg?
Wir sprachen vorhin über die Konsequenz, die wir als Weltgemeinschaft vor neun Jahren bei der Annexion der Krim vermissen ließen. Für mich bildet sich derzeit, wenn wir als GLS-Treuhand beispielsweise die Russische Menschenrechtsorganisation Memorial unterstützen, aber auch wenn ich mit meinen Freunden von der Sophia-Stiftung in der Ukraine spreche, der Begriff ‹Konsistenz› heraus. Ich merke, dass auch im Gespräch ganz wichtig ist, dass man konsistent vorgeht und wirklich fragt: Was ist jetzt der Bedarf? Wer stellt welchen Antrag? Was braucht es da noch zusätzlich? Was ist der nächste Schritt, wie können wir Wiederaufbau ins Auge fassen, um schon nach vorne zu denken? Das braucht, was ich konsistentes Vorgehen nenne. Es braucht meiner momentanen Empfindung nach innere Stabilität, Ruhe, Besonnenheit, um Schritt für Schritt, mit Visionskraft, den Weg in die Zukunft zu bauen. Da merke ich, dass diese Konsistenz eine starke, konzentrierte Ichqualität beschreibt, die die Zukunft ergreift, die Zukunft hereinholt. So vorzugehen kann die Kriegsgründe in Zukunft vielleicht kleiner machen und damit letztlich mehr Frieden entstehen lassen.
Empfehlungen der Friedensinstitute
1. Fortdauernde Unterstützung der Ukraine sicherstellen: Waffenlieferungen und Ausbildungshilfe bleiben notwendig, um die Selbstverteidigung der Ukraine zu ermöglichen und das Völkerrecht wiederherzustellen. Eine Beschwichtigung des Aggressors bietet gegenwärtig keinen Weg zu nachhaltigem Frieden.
2. Verhandlungen in den Blick nehmen, aber nicht um jeden Preis: Verhandlungen müssen jetzt vorbereitet werden. Eine zukünftige Verhandlungsinitiative muss vom gescheiterten Minsk-Prozess lernen und mit substanziellen Sicherheitsgarantien für die Ukraine verbunden werden.
3. Feministische Außenpolitik muss in konkreten Fällen glaubwürdig bleiben: Solidarität mit den Protestierenden im Iran muss sich bei konsequenter Werteorientierung in härteren Sanktionen gegenüber dem Regime in Teheran niederschlagen. Sollte dies nicht erfolgen, müssen die Gründe transparent gemacht werden.
4. Wagner-Gruppe sanktionieren: Die Wagner-Gruppe ist nicht nur in Russland aktiv, sondern übt eine destabilisierende Wirkung auf die Friedensbemühungen in der Sahel-Region aus. Die Bundesregierung sollte die Wagner-Gruppe als kriminelle Gruppierung einstufen.
5. Zivile Hilfe nicht durch militärische Logik bestimmen lassen: Humanitäre Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung gehören zusammen. Dies darf aber nicht zur sicherheitspolitischen Vereinnahmung oder zur Kopplung von humanitärer Hilfe an politische Erwägungen führen.
6. Fokus auf Rüstungskontrolle aufrechterhalten: Substanzielle Abrüstung ist gegenwärtig unwahrscheinlich. Dennoch müssen Rüstungskontrollanstrengungen aufrechterhalten werden. Krisenkommunikation und die Sicherheit von Kommando- und Kontrollstrukturen benötigen Aufmerksamkeit, um Eskalation durch Fehlwahrnehmung zu verhindern.
7. Verflechtung sichert nicht den Frieden, kann ihn aber unterstützen. Umfassende Entflechtung zwischen westlichen Staaten und China ist friedenspolitisch kontraproduktiv und minimiert die Möglichkeiten politischer Einflussnahme.
8. Politischen Protest nicht kriminalisieren: Politische Proteste sind Ausdruck demokratischer Vitalität, solange sie nicht für extremistische Botschaften genutzt werden und gewaltfrei sind. Eine Verschärfung des Strafrechts, präventive Ingewahrsamnahmen und Diffamierungen sind keine angemessene Antwort auf zivilen Ungehorsam.
Mehr Friedensgutachten
Illustration Fabian Roschka, Ohne Titel, 2023
Friedensinstitute? Da kann ivh auch gleich ARD oder ZDF schauen….und sowas findet Platz im „Goetheanum“? Unglaublich, wie man sich die „Wahrheit“ zurechtlegt.
Wieder einmal zeigt es sich, wie die anthroposophische Elite dem Vatikan immer gleicher wird. Anthroposophie ist etwas fundamental anderes, als was hier geboten wird.
Bitte Frau Gmünder, was wäre dann ihre konkrete anthroposophische Beitrag zur Lösung?
danke fuer ihr kommentar, leider passt sich Dornach immer mehr den msm (main stream medien an) siehe WHO so aehnlich wie auch zur NS zeit mit dem beruechtigten brief an den Ehrenwerten Reichskanzler AH.
Ich finde die Ansichten und Empfehlungen von Nikolai Fuchs zu diesem Krieg sehr einseitig, nicht weiterführend und sehr „westlich“. Für seine Ansicht brauche ich kein „Goetheanum“, da kann ich mir irgend ein anderes Blatt zur Hand nehmen. – Rudolf Steiner spricht doch von einem deutsch-europäischen Ausgleich, der zwischen „Ost und West“ zu leisten wäre. Herr Fuchs scheint solche Aussagen nicht zu kennen.
Also Herr Bauer, wie förmten Sie dann diese Aussagen zu aktuelle Vorschlage?
DAnke!
Ich bin wirklich nur wieder einmal völlig enttäuscht, wie unglaublich oberflächlich und phrasenhaft diese angebliche „Friedenssuche“ hier dargestellt wird! Offenbar sind „Friedensinstitute“ heutzutage auch nur Deckmäntelchen für eine kriegstreiberische Politik, ebenso wie „Ethikräte“ usw. nur dazu dienen, unethisches Verhalten schön zu färben.
Wer schon im ersten Satz ganz politisch korrekt vom „russischen Angriffskrieg“ schreibt kann es mit dem Frieden ja nicht sehr ernst meinen! Zumal auch die angesprochenen Minsk-Abkommen gewiss nicht am russischen Unwillen gescheitert sind, sondern, wie Angela Merkel es selber formulierte, nur dazu da waren, um sie nicht einzuhalten und unterdessen die Ukraine hoch zu rüsten.
Und der aus ukrainischer wie russischer Sicht schon unterschriftsreife Vertrag vom März/April 2022 wird selbstverständlich auch nicht erwähnt – mitsamt der Tatsache, dass es englische Politiker waren, die Selenski genötigt, überredet oder was auch immer haben, diese Chance sausen zu lassen.
Ohne Wahrheit ist Frieden unmöglich – und die hat gewiss nicht eine Seite allein gepachtet! Und wie gesagt: Vom „Goetheanum“ sind solche Töne mehr als nur doppelt peinlich!
Lieber Cornelis, dein „offenbar“ scheint mir zu verhüllen daß es gar kein Beweis gibt für deine Beschuldigung, daß diese „Friedensinstitute” wie du sie nennt, „heutzutage auch nur Deckmäntelchen für eine kriegstreiberische Politik“ sind.
Meinst du wirklich daß diese Leute Krieg treiben wollen? Ihre Empfelungen sind deutlich friedensorientiert. Auch Punkt 4, Wagnergruppe als kriminell einstufen, würde ich gerne in Namen der Frieden unterstützen. Du nicht? Kennst du ihre Taten?
Wie kann man die Ukrainische Bevölkerung retten von Mord und Folter, ohne Waffenhilfe zu leisten? Hast du da eine konkrete Lösung? Herzlichen Gruß, Jelle.
Was die Empfehlungen der Friedensinstitute anbelangt: Ein Frieden kann NIE zustande kommen, wenn man nur die Bedingungen der EINEN Seite überhaupt anhört und ernst nimmt! Dass man mit Putin nicht einverstanden ist ist doch logisch: Er ist ja auch die Gegenseite! Aber wenn man angeblich Frieden will, ohne mit der Gegenseite zu reden, dann will man nicht Frieden, sondern einen SIEG. Und damit schlicht und einfach den Krieg bis zur Niederlage des Gegners weiter führen, um dann einen „Frieden“ einseitig diktieren zu können.
Wenn man dann noch in Betracht zieht, dass es rein militärisch überhaupt keine Chance gibt, dass die Ukraine auch mit noch so vielen Waffenlieferungen einen solchen Sieg erringen kann, dass vielmehr nur immer mehr und mehr Ukrainer in diesem Krieg sinnlos verheizt werden, dann kann man die Empfehlungen der „Friedensinstitute“ wirklich nur noch als bemäntelte Kriegstreiberei bezeichnen – zulasten der Ukraine.
Und ja: Krieg IST immer ein Verbrechen – da stimme ich Ihnen sofort zu! Aber man beendet ihn nicht mit noch mehr Waffen, Mord und Totschlag.
Vielen Dank für diese klaren Worte, die mir aus der Seele sprechen. Die Unaufrichtigkeit vieler „Friedensbewegten“ in diesem Punkt hat mich bisher sehr betroffen gemacht. Denn damit stellt man sich auf die Seite des Aggressors, des Völkerrechtsbrechers, des Gewalttäters und lässt das Opfer im Stich und gibt damit gleichzeitig die Menschheitsentwicklung nach Freiheit, die geistige Entwicklung der Menschheit auf indem man sich Diktatoren und Autokraten unterordnet. Außerdem ist ein wichtiger Satz hier gefallen: Demokratie und Freiheit sind nicht selbstverständlich. Wir alle müssen dafür kämpfen und das, wie im Interview gut herauskommt nicht nur mit physischen Waffen. Danke, dass diese Einsicht der notwendigen Friedenssicherung nun endlich auch im Goetheanum Platz hat.
Es ist reiner Zynismus, diesen Krieg als eine Auseinandersetzung zwischen „Tyrannei und Freiheit“ bzw. Demokratie zu stilisieren. Es ist auch absolut unsinnig, denjenigen, die für Frieden plädieren, vorzuwerfen, sie stellten sich „auf die Seite des Aggressors“.
Frieden schliessen besteht nun mal immer darin, dass man mit demjenigen, mit dem man NICHT einverstanden ist, zunächst mal redet und sich dann einigt.
In der Weihnachtsbotschaft heisst es: „Frieden auf Erden, den Menschen, die eines guten Willens sind“. Und dabei muss man logischerweise immer bei sich selber anfangen und nicht so tun, als sei das immer nur der andere.
Endlich mal ein vernünftiges Wort aus anthroposophischer Ecke! Herzlichen Dank. Putin ist mit Sicherheit nicht das „Russland“, das Rudolf Steiner im Blick hatte – einen erklärten Stalinisten zu verteidigen, zeugt weder von Friedenswille noch von „anthroposophischer Weitsicht“ und ist absolut beschämend. Es ist doch erstaunlich, wie unhinterfragt und ungebrochen russische Propaganda in anthroposophischen Kreisen rezipiert und multipliziert wird, obwohl sie der Anthroposophie so durch und durch fremd ist. Man muss Putin ernst nehmen, in dem, was er sagt: die Ukraine hat kein Existenzrecht als eigener Staat, ebenso wenig wie die baltischen Staaten, Moldau und Polen übrigens. Ihm geht es um die Wiederherstellung des Einflussbereichs der Sowjetunion unter russischer Führung. Das sagt er seit dem Beginn seiner Herrschaft Anfang der 2000er. Das lässt sich nachlesen. Das ist keine „Meinung“, sondern dokumentierte Realität, vielfältig seitdem wiederholt .
Wieder mal ein nicht ernstzunehmender Text seitens Goetheanum. Die Wahrheit wird total ausgeblendet und der kriminelle tiefe Staat wird hofiert. Welcher Angriffskrieg? Wer sowas schreibt hat den Frieden nicht begriffen. Und von Geopolitik überhaupt keine Ahnung. Es geht nicht um die Ukraine alleine und der Krieg dort begann 2014 von der CIA am Maidan inszeniert. GLS Bank ist unterwandert und stellt für mich keine Alternative zu anderen Bankinstituten dar!
Petra, sie fragen: „Welcher Angriffskrieg?“
Ignorieren Sie die Russische Tanks, Bombers, Raketen die über die Grenze geschickt wurden und werden?
Wikipedia: „Der russische Überfall auf die Ukraine ab Februar 2022 ist ein vom (…) Putin befohlener Angriffskrieg, der zunächst auf das gesamte Staatsgebiet der Ukraine zielte …
Wie kannst du große, deutliche Fakten vergessen und billige CIA-Theorien im Vordergrund führen als wertvollere Wirklichkeit?
„Um die Regierung der Ukraine zu stürzen, versuchten die russischen Streitkräfte am 24. Februar 2022 eine Luftlandeoperation auf dem Flughafen Kiew-Hostomel – die aber scheiterte. Bodentruppen rückten aus mehreren Stoßrichtungen rasch von Belarus aus nach, doch geriet der Vormarsch schon nach wenigen Tagen ca. 30 km vor Kiew ins Stocken. Nach wochenlanger Umklammerung der Stadt von Norden, Westen und Osten musste Russland den Versuch der Eroberung Kiews Ende März aufgeben und fing an, sich auf den Donbas zu fokussieren. Beim Abzug der russischen Truppen aus allen zuvor eroberten Gebieten nördlich von Kiew und Charkiw offenbarten sich Plünderungen und andere Kriegsverbrechen. Der Ort Butscha erlangte weltweite Bekanntheit durch die Gräueltaten, die russische Truppen dort begangen hatten. „
Nimmt man die sogenannten Empfehlungen der Friedensinstitute ab den Punkten 5-8 ernst, so wäre deren Mission schon erfüllt gewesen. Darauf hätte N.Fuchs hinweisen können. So wird die Kommentierung zu einer sehr einseitige Position, die man derzeit in vielen westlichen Lagern genauso lesen könnte. Dieser Artikel bzw. dieses Interview war nicht hilfreich und was den Beginn der Auseinandersetzung 2014 betrifft, auch noch falsch, denn die Aggression der ukrainischen Regierung spielten sich im Osten gewalttätig gegen die eigenen Volksgruppen ab. Heute sind die Aggressoren auf beiden Seiten zu finden. Und einen Kommentar wiederholend: Ohne Wahrheit ist Frieden unmöglich.
Das „Beginn der Auseinandersetzung“ war nicht 2014, auch nicht 2004 wenn Putin der prowestliche Presidentskandidat Wiktor Juschtschenko vergiftete. Seit Stalins Holodomir (millionen Opfer) gab es schon große Pein und Angst vor die Russische Leitung.
Daher scheint mir akkurater zu reden von Zulässung zu, statt Ausbreitung der, NATO. Nicht nur Ukraine und Bulgaria haben (vergebens) stärkstens gebeten zugelassen zu werden, auch die Baltische Staaten und andere ehemalige Sovjetokkupierten, weil sie der Sovjetterror gründlich empfunden haben, und uns vor Putin immer gewarnt haben – aber wir möchten lieber zusammenarbeiten in Kunst, Sport und Wirtschaft.
Bei Esoteriker droht das Gefahr daß sie sich lieber fokussieren auf entschuldigende Komplottphantasien als auf real begangene Genozid, wie auch bezeugt wurde daß es Deutsche Anthroposoph(inn)en gibt die die Holocaust als CIA-Komplott bagatellisieren.
Ich erlebe die Sicht auf den Krieg in diesem Artikel doch sehr einseitig aus westlicher Sicht. Schade, dass der Artikel so an der Oberfläche des westlich Narratives bleibt.Es hätte wenigstens erwähnt werden sollen, dass der Westen nicht ganz untätig bei der Kriegstreiberei war.
Ich bin zutiefst schockiert das solch eine einseitige Wahrnehmung Platz im ‚Goetheanum‘ findet. Krieg und Kriegsgeschrei wird niemals zu Frieden fuehren.
Um nur einen Punkt in diesem traurigen Exponat der Nato Kriegstreiberei in Frage zustellen, war es nicht die Regierung der Ukraine die den Bedingungen des Minskerabkommen nie folgte?
Die Herren Fuchs und Held haben meinen Respekt für vieles, was sie für eine positive Entwicklung von Mensch und Welt bereits leisteten. Ihre Gedanken und Worte in diesem Artikel kann ich darunter allerdings nicht rechnen.
Ihre eindeutige Positionierung für eine „Friedenssicherung“ durch irdische (Macht-) Mittel d. h. durch Abschreckung, teile ich mitnichten.
Gedanken der Vernichtung anderer Menschen als Gegner der Eigen-Interessen gehören längstens abgelöst durch Gedanken und Taten der Förderung und Unterstützung des anderen Menschen. Ein solches Taten und Gedankengut verankert in der europäischen Verfassung stünde Deutschland und Europa als potentieller Friedenspohl besser zu Gesicht, als viele Milliarden für Waffenerzeugung und Transfer.
Von der Kultur-Einrichtung Goetheanum und ihrem Publikationsorgan gleichen Namens erwarte ich, dass in der Folge auch Beiträge erscheinen, die als Ausgleich zu diesem Artikel die oben geschilderte Position zur „Friedenssicherung“ darstellen und erläutern.
Ein durchaus peinlicher Artikel – der gute Willen zum Frieden sei dem Autor nicht genommen. Allerdings baut der Artikel ganz auf dem Schema des geltenden westlichen Narrativs auf, das zeigt bereits das kuriose Wort „Angriffskrieg“ zu Beginn. Aus dieser Blase heraus ist wohl kaum eine wirkliche Friedensbemühung möglich. Interessant auch, wie die Grundlagen des Pazifismus zurechtgebogen werden (müssen). Ich bin Pazifist und muss mich diesbezüglich keineswegs verbiegen. Daniele Ganser zeigt, aus welchem Horizont heraus das möglich ist.
Ich wünsche dem Autor, dass es ihm bald gelinge, sich dem westlichen Narrativ etwas kritischer oder erlebender gegenüberzustellen (Steiner), es würde ihm die kognitiven Verrenkungen zum Friedensthema erleichtern. Für das Goetheanum ist der Artikel m.E. kein gutes Aushängeschild.
Hätten die Pazifisten das Dritte Reich zurechtbiegen können ohne (contra-)Waffengewalt?
In was für Europa hätten wir jetzt gelebt, wenn das nicht gelungen wäre?
Ich empfehle denjenigen, die das – zweifellos noch von Wirtschafinteressen unterwanderte, im gleichen Zug allerdings durch unser aller Wohlstandsbedürfnis hochgradig „geschmierte“, aber eben doch in vielen Bereichen freiheitliches Leben ermöglichende – Bemühen des Westens um Demokratie so wenig wertschätzen, persönlich lebensmäßige Erfahrungen des russischen Staatsterrorismus auf sich zu nehmen! Die Friedensbewegung und die Freunde der altrussischen (und vielleicht auch zukünftigen) großen ostslawischen Kultur schauen zu wenig genau auf die Vorgänge des 19. und 20 Jahrhunderts. Auf die menschenverachtende und skrupellose Perversion unseres Auftrages, freie, dem Gemeinwohl verpflichtete, aus Verantwortung handelnde Menschen zu werden. Danke für dieses Interview!
Lieber Jelle, ich verstehe die Kommentarfunktion so, dass ein subjektiver Kommentar zu dem jeweiligen Artikel hinterlassen werden kann. Es ist kein Diskussionsforum, dafür ist der Rahmen nicht geeignet. Dennoch scheint Sie eine Mission zu treiben, den Verfasser des Artikels auf jeden Fall verteidigen zu müssen. Sie tun dies aus dem NATO-Narrativ heraus, aus der Bubble, aus der auch der kritisierte Artikel entwachsen ist. Das ist aber genau das, was die kritischen Stimmen in den Kommentaren anmerken.
Den Nato Propagandanebel bekommen wir ja täglich tausendfach serviert, es geht eben darum, die andere Seite, eine andere Meinung oder Bubble zu verstehen oder auch z.B. im Goetheanum abzubilden. Und da gibt es durchaus erstzunehmende Fachleute, genannt seien beispielsweise eben Daniele Ganser, Ulrike Guerot, Michael Lüders, Gabriele Krone Schmalz. Lesen Sie ihre Bücher, hören Sie Ihre Vorträge, stellen Sie sich der anderen Bubble wirklich erlebend gegenüber! Das ist der erste Schritt in Richtung Wahrheit. Im gängigen NATO-Narrativ zu verbleiben und für den Frieden zu argumentieren ist leider vergebene Liebesmühe …da befindet man sich bereits unter der Knechtschaft einer Idee. Mit den besten Grüßen, Thomas
Lieber Thomas, wieso darf man hier nicht diskussieren/reagieren? Sie reagieren ja selber auf meine Beitrage. Und das fehlerhaft. Ich verteidige keine Verfasser. Ich sitze nicht in Nato-Bubble. Ich habe gelebt und gearbeitet in Süd-und MittenAmerika, Afrika, meine Partnerin hat 18 Jahre Sovjetdiktatur überlebt und teilt meine Kritik auf Kapitalismus, hat mir aber schon Jahrelang gewarnt vor der Westliche Naivität gegenüber Putin. Soziale Dreigliederung und Renate Riemecks Buch habe ich schon seit Dezennia studiert.
Die Entsetzten die hier reagieren fehlen total in konkrete Vorschlage für Alternativen zu Zurückkämpfen. Nur Cornelis bietet eine, deren Naivität mir stellvertreterder Scham bewirkt: „Frieden schliessen besteht nun mal immer darin, dass man mit demjenigen, mit dem man NICHT einverstanden ist, zunächst mal redet und sich dann einigt.“
Viele Russische Menschen und Organisationen haben mit Putin geredet und geredet, und sind dann ermordet worden, imprisoniert oder geflohen. Viele nicht-Russische haben geredet und wirtschaftlich, kulturell und staatlich zusammengearbeitet. Ukraine hat in 1994 die Atomwaffe an Russland gegeben und Russland hat unterschrieben die Souveränität zu respectieren, Budapest-Vertrag. Jetzt sagt Putin, Ukraine darf nicht existieren, es ist ein Satanistischer und Nazistischer Staat, und es ist Russlands heiliger Pflicht es zu beseitigen.
Ach, das wissen Sie ja doch alles, daher meine wiederholte Frage: was gibt es aus ihren angeblich esoterischer, bubbleübersteigender Weisheit an konkreten Lösungen für das ungeheure Gewalt gegen Ukrainische Bürger und Selbstbestimmung?
Auch wenn es stimmen würde, daß Hitler durch westliche Logen geholfen wäre (welch oberflächlich bequemer Gedanke für die liebe Deutsche Anthroposophen), als es dann so weit war, daß das Dritte Reich Europa größtenteils besetzte, und die Naziwahnsinn herrschte, wie wäre das beëndet ohne äußerste militarische Einsatz und Opferungen?
Frage die Esten, die Letten, die Litauer, die Polen, die Slovaken, usw: Putin versteht nur eine Sprache: Gewalt.
Sie vermischen hier die moralische mit der realistischen Ebene, und das kommt nicht gut – insbesondere wenn die moralische Ebene aus reiner Schwarz-Weiss-Malerei besteht. Denn auch wenn – was ich nicht bezweifle! – Putin gewiss primär ein ziemlich rücksichtsloser Machtmensch ist, und wenn es auch gewiss richtig ist, dass Menschen in Russland wie in der Ukraine sich gegen staatliche Machtwillkür in vielfältigster Art zur Wehr setzen: Hier geht es NICHT um einen Krieg „gut gegen böse“!
Rein militärisch – und das ist die realistische Ebene – ist es nun mal schlicht unmöglich, dass die Ukraine mit militärischen Mitteln ihre Absichten oder diejenigen der westlichen NATO-Unterstützer durchsetzen kann. Da helfen alle Waffenlieferungen nichts, da ihnen schon jetzt die Soldaten ausgehen, während Russland schlicht viel grösser ist und ausserdem eine Atommacht.
Was man vom Westen aus also von den Ukrainern verlangt ist eine Art Opfergang: Lasst euch bitteschön von russischen Waffen niedermetzeln, und wir schicken euch noch etwas mehr, damit das Massaker noch ein wenig länger dauert und dabei auch noch einige Russen mit ins Verderben gerissen werden. Das ist nicht „moralisch überlegen“, hat auch nichts mit „Kampf für die Freiheit“ oder sonst was zu tun, sondern es ist blanker Zynismus.
Im Westen ist man noch nie aus irgendwelchen „moralischen Gründen“ davor zurück geschreckt, mit den übelsten Diktatoren pragmatische Verträge und Übereinkünfte zu schliessen. Man hat zu Recht nicht immer gleich zum Kreuzzug geblasen, wenn man irgendwo in der Welt Verstösse gegen die menschliche Freiheit sieht. Warum also nicht auch mit Putin reden, ohne ihn darum toll zu finden?
Und wenn hier schon jemand vorschlägt, ich solle doch selber nach Moskau fliegen und mit Putin reden, dann schlage ich dafür vor, dass diejenigen, die in der Ukraine den grossen Kampf „gut gegen böse“ erleben: Gehen Sie doch bittesehr dort selber an die Front und lassen sich dort verheizen! Nein, das meine ich natürlich nicht ernst, das wünsche ich niemandem – aber nicht zuletzt auch keinem Ukrainer!!
Lieber Cornelis,
Bei wen siehst du hier „gut gegen böse“? Ich habe es nicht gesehen, weder selber geschrieben oder gemeint.
Ein Volk darf sich verteidigen, und darf Hilfe suchen, auch wenn es nicht heilig ist.
Dein militarischer Expertise mag größer sein als der meine, ich weiß nur daß keiner erwartet hat daß der Angriff auf Kyiv, der Versuch ganz Ukrain zu besetzen, so gründlich mißlungen wurde.
Russland braucht nicht besiegt zu werden, nur sich aus Ukrain zurück zu ziehen.
Die westliche Waffenhilfe versucht nur defensiv zu sein, und kein Raketen zu liefern die Russland viel schaden können.
Also du meinst es sei besser wenn Russland schnell sein Massaker vollzieht und Ukraïne besetzt, mit Mord, Folter und Vergewaltigung die Demokratie und Pressefreiheit aufhebt. Das ist dein „Realismus“.
Die Ukraïner aber machen da nicht mit, wieviel du auch über westlicher Einfluß ‚plappert‘ – dein Wort.
Ukraine fragt und betet und versucht Hilfe zu bekommen, daß ist ihr Recht, ohne deine Verwirrungen über Moralität und Realismus, und wir darfen den Frage positiv beantworten.
Herr Jelle, Ihren Einwand und Frage in nicht ganz korrektem Deutsch verstehe ich so, dass Sie aus der Anthroposophie heraus einen möglichen Lösungsvorschlag in der komplexen Angelegenheit um diesen Krieg wollen? – Ganz grundsätzlich gilt, soweit ich Rudolf Steiners Charakterisierungen und Urteile in geschichtlichem Kontext verstehe, dass Mitteleuropa einen ausgleichenden Auftrag zwischen West und Ost hat. Ausgleichen kann man nur, wenn man zwei Seiten einer Sache gleiche Aufmerksamkeit schenkt. Rudolf Steiner spricht diesbezüglich vom Hygienischen Okkultismus als der Aufgabe Deutschlands insbesondere. In der Vortragsreihe vom West-Ost Kongress in Wien von 1923 sind auch weiterführende Hinweise zu finden. Hilfreich ist auch, die Idee der Dreigliederung des Sozialen Organismus beizuziehen, damit die Geschehnisse zu durchleuchten und sich zu fragen, ob die Dinge auf dem Weg dieser zukunfts-und hoffnungsversprechenden Gedanken sich bewegen oder gerade nicht. Nehmen wir als Beispiel die Wirtschaftssanktionen, die von der Politik der verschiedenen Staaten einem andern Staat verhängt werden. Kann das von Gut sein, wenn die Politik auf das Wirtschaftsleben übergreift und dieses als Werkzeug einsetzt? Kann es von Gut sein, wenn die Politik eine in ihrem Lande lebende Sprache verbietet, sich also einen Übergriff auf das Freie Geistesleben leistet oder gar eine Religion drangsaliert? – Ein Frieden kann allmählich entstehen und aufrecht erhalten werden durch fortdauerndes Bemühen, wenn er gewollt wird. Wird er in der jetzigen Situation gewollt? Meine Meinung dazu: Würde er gewollt sein, man hätte ihn doch schon längst! Was hindert ihn also gewollt zu sein und zu wollen? Und damit kommen wir in die sehr komplexe Angelegenheit hinein. Jedenfalls, um noch konkreter zu werden: Russland als Aggressor zu bezeichnen kommt für mich blauäugig daher, man hat doch einen schleichenden Aggressor seit 1996 in der Nato-Ost-Erweiterung bis an die Grenzen Russlands… – In den Vorträgen Rudolf Steiners mit dem Titel «Geschichtliche Symptomatologie» finden Sie weitere Hinweise zu einem Verständnis der geschichtlichen Entwicklung auf der Erde. Peinlich, dass deutsche Panzer zum 3. Mal nach Osten rollen, wo doch für Mitteleuropa eine ganz andere Aufgabe ansteht.
Lieber Carlos, dann ist mein Deutsch doch zu undeutlich gewesen. Ich verlangte nicht eine Lösung von Seiten der Anthroposophie (die ‚Geschichtliche Symptomatologie‘ habe ich hier auch), sondern ich frag die Kommentanten die hier so persönlich-anklagend reagieren, was sie dann vorschlagen würden. Also, nicht verneinen sondern bejahen.
Sie stellen mir 2 gute Driegliederungsfragen, meine Antworte: nein und nein. Aber das gilt überall, nicht nur in dieser Krieg.
Steiner hat deutlich gewarnt: Soziale Driegliederung, oder verheerende Folgen. Die erleben wir täglich und weltweit.
Deutsche Panzer zum ersten Mal nicht für der eigene faschistiche Expansion, aber für die Freiheit Anderer, das scheint mir eine gute Wendung.
Nato-Erweiterung sehe ich ganz anders:
A) die Völker die von Russland schwerstens unterdrückt worden sind in der Sovjet-diktatur, haben vehement gebeten zugelassen zu werden. Nicht alle ist das erlaubt worden.
B) sowohl Gorbatsjov, Jeltsin als Putin (2002) haben deklariert das jedes Volk selber entscheidet, welche Verbindungen es angeht. Russland war einverstanden mit Nato-Mitgliedschaft mehrere ehemalige ‚Sovjet-republiken‘. Erst als Putins krimineller Wirtschaftswunder innenpolitischen Widerstand empfand, brauchte er ein ausländischer Feind, und fing er an zu klagen.
Danke lieber Herr Fuchs für den Hinweis auf Tolstois „Krieg und Frieden“. Nach Google Recherchen und Foschung auf Wikipedia bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass die Neuübersetzung von Barbara Conrad für mich von Interesse wäre, das sind aber als dtv Taschenbuch immer noch 2’288 Seiten für 35 Euro, das werde ich wohl nicht mehr schaffen in diesem Leben. Wie lange dauert es denn das zu lesen? Schreiben Sie doch mal was Schönes darüber für uns im Goetheanum. Grundsätzlich bin ich eher für Frieden als für den Krieg, und wenn man atomare Abschreckung benötigt um Frieden durchzusetzen, dann soll mir das Recht sein, man wählt Politiker um diese Sachen zu entscheiden, ich hoffe nur, Sie werden keine Atomraketen hier bei mir auf dem Dorf aufstellen, andererseits bringen 5’000 Soldaten und eine Kaserne vielleich auch Wirtschaftswachstum in die Region.
Drei Kommentare:
1
Cronelis Bockemühl wäre für mich überzeugend, wenn er nach Moskau fahren und eine Woche lang versuchen würden, einen legitimierten Partner (das Gendern kann man sich hier sparen, denn in Russland geschieht nichts mehr ohne Putin) zu finden, der nicht Diktate verfügt, sondern wirklich zu Verhandlungen bereit ist.
2.
Es wäre hilfreich, wenn vor allem die proputinschen Kommentatoren erst mal verbal abrüsten würden: „Kriegstreiber“ (das ist natürlich Putin nicht, der schickt einfach seine unaufgeklärten jungen Soldaten als „Kanonenfutter“ und die Mütter wagen nicht mehr zu demonstrieren, weil sie sonst in brutal geführten Straflagern landen), „Nato Propaganda“, „kognitive Verrenkungen“, „Wahrheit“ (die natürlich vor allem ich selbst besitze!), „westliches Narrativ“ etc.
3.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich im anthroposophischen Umfeld besonders ausgeprägt erlebe, dass man denen, deren Meinung man nicht anerkennt, auch gleich noch unterstellt keine Anthroposophen oder gar Gegner zu sein. Wo ist das „Verständnis des fremden Wollens“, die „Grundmaxime der freien Menschen“? Für mein naives Verständnis geht Nikoai Fuchs sehr konstruktiv, sogar weiterführend vor. Damit ist für Johannes Messerschmids Wunsch nach weniger „technischer“ Betrachtung der Weg doch offen!
Gerhard Herz
1 Da ich keine Kriegspartei bin, wird auch mit mir niemand über Frieden sprechen wollen – wozu auch! Weder in Moskau noch in Washington oder wo immer im Westen die wirklichen Entscheide gefällt werden. Das müssen Menschen aus der Ukraine, aus Westeuropa oder aus den USA tun, deren Wort auch dazu führen kann, dass sie eingehalten werden – und das ist schwierig nach dem, was man sich gemäss Angela Merkel vom Westen aus mit den Minsk-Verträgen geleistet hat! Im März-April 2022 war es jedenfalls nicht Putin, der die Gespräche abgebrochen hat, und wie er jetzt reagieren würde wird man wissen, wenn man mit wirklich ernsthaften Vorschlägen auf ihn zu geht: So „billig“ wie noch vor 1 1/2 Jahren wird die Ukraine und der Westen halt jetzt vermutlich nicht mehr weg kommen – egal wie man das findet.
2 Dadurch, dass man sagt, dass diese angesprochenen „Friedensinstitute“ nur Bemäntelungen westlicher Kriegstreiberei sind hat man ja noch nicht gesagt, dass es von russischer bzw. Putins Seite nicht ebenfalls Aggression gibt! Zumal es ja unbestritten ist, dass er im Februar 2022 die heisse Phase dieses Konflikts los getreten hat. Ob das aus seiner Sicht wirklich klug und weitsichtig war kann man gewiss auch mit Fug und Recht bezweifeln, aber es ist nun einmal eingetreten und zeitigt nun seine Folgen.
3 Dass man im nicht-anthroposophischen Umfeld auch niemandem unterstellt, ein schlechter Anthroposoph zu sein wäre tatsächlich ein wenig seltsam! Aber wenn man im „Goetheanum“ einfach nur NATO-Narrative nachplappert, die durch irgendwelche „Friedensinstitute“ noch schön gewaschen sind, anstatt mindestens mehrere Sichten auf die Sache ernsthaft zu berücksichtigen: Das darf man meines Erachtens mit Fug und Recht als äusserst oberflächlich bezeichnen, während man sich durch Anthroposophie zu Recht ja eine gewisse Vertiefung erhoffen würde.
Solange dem gängigen Narrativ vom bösen imperialistischen Russland, der demokratischen Ukraine, welche ihre und unsere Freiheit verteidigt und dem Wertewesten, der sich an alle Uno Völkerrechtskonventionen hält, solange dieses Narrativ weiterhin so massiv bearbeitet und hochgehalten wird, kann es keinen Frieden geben. Nicht in der Ukraine, nicht auf der ganzen Welt.
Es geht nicht um die Legitimation dieses Krieges. Es gibt keine Legitimation für einen Krieg, weder für den Ukrainekrieg, noch für die vielen Kriege , welche von den USA in den letzten 50 Jahren angezettelt wurden (z.B. Irak, Afghanistan, Serbien, Syrien).
Die Minskerverträge wurden nicht eingehalten, das ist leider richtig und auch ein nicht unwesentlicher Grund dieses Krieges. Die ukrainische Regierung hat sich nicht daran gehalten, und Frau Merkel sowie Herr Hollande haben zugegen, dass die Minskerverträge – für deren Umsetzung sich einzusetzen sie sich verpflichtet haben – nur unterzeichnet wurden, um der Ukraine Zeit zu geben, sich zu bewaffnen. Russland war keine Vertragspartei.
Wer heute noch überzeugt ist, dass dieser Krieg alleine durch die Aggression Russlands verursacht wurde, der rennt einfach weiterhin der Propaganda hinterher. Es gibt genügend Mitmenschen, die viel Wissen haben über die Geschichte dieses Krieges haben und deren Bücher und Artikel jedem zugänglich sind.
Wer sich für Waffenlieferungen stark macht, wer die Verlängerung dieses unsäglichen Krieges als unumgänglich anschaut, der macht sich am Tode dieser vielen Mitmenschen aus der Ukraine, Russland und all den anderen Staaten, aus welchen junge Menschen in den Ukrainekrieg ziehen mitschuldig. Der nimmt in Kauf, dass grosse Landstriche der Ukraine mittels uranabgereicherter Munition (von Grossbritanien und USA geliefert) für Jahrzehnte wenn nicht Jahrhunderte verseucht und unbewohnbar gemacht werden.
Es waren Vertreter der USA und Frau Baerbock, die geäussert haben, dass sie die Ukraine „bis zum letzten Ukrainer“ unterstützen werden. Wer weitere Waffenlieferungen fordert und meint dass die Ukraine diesen Krieg nicht verlieren darf, und deshalb jegliche Friedensverhandlungen zurückweist, der macht sich mitschuldig am sinnlosen Tod vieler Menschen.
Warum wird immer verschwiegen, dass die Bevölkerung der Krim bei einer unter OSZE Aufsicht durchgeführten (und von der OSZE als rechtens erachtete) Abstimmung mit grosser Mehrheit für den Anschluss an Russland gestimmt haben? Seit dem Serbienkrieg ist das Recht auf Autonomie und Selbstbestimmung von Regionen und Landesteilen als UN-Völkerrecht anerkannt.
Es geht nicht um Abwägen der einen Verbrechen gegen die andern. Nein, es geht darum, dass sich die Menschen für den Frieden einsetzen müssen. Waffen und Krieg habe noch nie zum Frieden geführt.
Ehrlich gesagt, erwarte ich von Menschen aus dem Umfeld der Anthroposophie mehr Umsicht und mehr Menschlichkeit, mehr Interesse an der „Gegenseite“ und mehr Bewusstsein, um die ganze Propagandamaschinerie und die Verbreitung des Hasses gegen alles Russische zu erkennen und dagegen zu halten. Mauern und Hass können keinen Frieden bringen.
Monika Roggo
Vielen lieben Dank für das Interview! Nikolai Fuchs spricht mir aus dem Herzen und kann es in einer Klarheit formulieren, wie wir es nur selten lesen oder hören.
Wenn wir den Unterdrückten und Angegriffenen nicht helfen sich zu wehren, sind wir notabene nicht neutral, sondern unterstützen die Aggressoren! «Du kannst andere unterwerfen und ihnen die Mittel, sich zu wehren, rauben. Das ist aber im Grunde ein Waffenstillstand und kein Frieden […]».
Auch die Hinweise mit Bezug auf die Krim-Annexion «Wir westlichen Länder waren damals über den Protest und einige Sanktionen hinaus nicht konsequent, nicht glaubwürdig genug, den Bruch des Völkerrechtes zu ahnden, und das hat Putin Mut gegeben, sich auf diese Art und Weise scheibchenweise Territorien anzueignen […]» bringen es auf den Punkt. Die Kriegsgebiete sind weit entfernt – Hauptsache uns geht es gut.
Herzlichen Dank für die klaren Worte. Personen welche solche Aussagen nicht verstehen wollen, vertreten aus meiner Sicht politische Standpunkte und haben aufgehört im Steinerschen Sinne frei zu denken.
»Ihr Brief hat mich, wie Sie wünschen, bei der Ilias angetroffen, wohin ich immer lieber zurückkehre, denn man wird doch immer, gleich wie in einer Montgolfiere, über alles Irdische hinausgehoben und befindet sich wahrhaft in einem Zwischenraume, in welchem die Götter hin und her
schwebten.« (Goethe an Schiller am 12. Mai 1798)
Solange sich im individuellen Bewusstsein der Glaube hält, auf Gewalt mit Gegengewalt reagieren zu müssen wird sich die Kriegsmaschinerie weiterbewegen… . Jeder einzelne trägt Mitverantwortung und hat gleichzeitig die Chance, mit der eigenen Bewusstseinsschulung einen Beitrag zum Frieden zu leisten. Jetzt.
Obwohl ich Nicolai Fuchs immer sehr geschaetzt habe als leiter der landwirtschaftlichen Sektion, bin ich sehr erschuettert mit der msm konformen publikation, was leider sehr der haltung des Goetheanums angepasst ist (siehe WHO etc. Bin sehr erleichtert mit den kritischen kommetaren einiger leser!