Finanzielle Unterstützung für Mitarbeitende ohne Impfung

EcorNaturaSì-Mitbegründer und Präsident des Unternehmens Fabio Brescacin hatte am 15. September seinen 1600 Mitarbeitenden einen Brief geschrieben, der geleakt wurde und einen Sturm in der Öffentlichkeit auslöste.


In Italien ist das Gesetz der 3G-Regelung bereits verabschiedet und wird demnächst in Kraft treten. Es beinhaltet ein Arbeitsverbot, wenn man nicht geimpft, genesen oder getestet ist. Die Tests müssen von Arbeitnehmenden selbst bezahlt werden. Mit drei Tests pro Woche und 15 Euro pro Test bedeutet es einen durchschnittlichen finanziellen Verlust von 180 Euro für eine Kassiererin, deren Nettogehalt bei 1300 Euro liegt.

Das 1985 gegründete Unternehmen EcorNaturaSì betreibt in ganz Italien Bioläden und ist auch Großhändler für biologische Produkte. Intern haben die Chefs entschieden: «Wir als Unternehmen wollen in diesem ‹Babylon› der unterschiedlichen Auffassungen nicht Stellung beziehen, […] aber wir sind uns über eine Sache, die uns wesentlich ist, sicher: Die individuelle Freiheit gilt es zu schützen. […] Für diejenigen, die sich gewissenhaft und verantwortlich entschieden haben, sich nicht impfen zu lassen, beteiligen wir uns an den Kosten der gesetzlich vorgeschriebenen Tests, ähnlich wie der Staat die Kosten der Impfung übernimmt.»1 So hieß es in dem firmeninternen Brief, der an alle Mitarbeitenden versendet wurde und durch ein Leck an die Öffentlichkeit geraten ist. Innerhalb einer Woche wurden ca. 35 Millionen Menschen auf das Thema aufmerksam, über diverse Social Media, durch die Presse, die bisher 400 Artikel dazu veröffentlichte, die Website des Unternehmens sowie das Fernsehen. In ganz Italien leben 60 Millionen Menschen. Die Reaktionen waren sehr emotional und changierten zwischen den Extremen Kundenverlust und Kundenzugewinn. Fabio Brescacin erzählt, dass die positiven Reaktionen eher aus dem Persönlichen kamen, während die negativen Reaktionen eher aus dem Bereich der öffentlichen Medien stammten. «Wir bitten im Unternehmen um Diskretion und Respekt für jede Wahl. […] Es ist für uns eine Verpflichtung, einen Beurteilungsmechanismus zu vermeiden, Diskriminierung zu bekämpfen und uns weniger mit Gefühlen der Angst zu beschäftigen, sondern mehr mit den Aufgaben und Gedanken, die fruchtbar für die Menschheit sind», hieß es in dem Brief auch. Brescacin versucht, ruhig zu bleiben, beantwortet alle negativen Mails direkt, hofft, dass sich die Emotionen wieder abkühlen und diese Situation eine positive Debatte stimulieren kann.


Titelbild: Fabio Brescacin während des World Goetheanum Forum 2021. Foto: Paul Stender

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Footnotes

  1. Zitierte Auszüge aus dem Brief an die Mitarbeitenden, übersetzt von Andrea Valdinoci.

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