Engel

Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.

Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, – 
Und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt …

Rainer Maria Rilke Aus: Mir zur Feier. Engellieder. In: Ders., Die Gedichte. Frankfurt am Main/Leipzig 2006, S. 167.

Wodurch geben wir den Engeln ihre Himmel? Was erwächst uns aus dem wertschätzenden Freilassen des Engels für unser irdisches Dasein?

Kommentar von Johanna Lamprecht


Zeichnung von Philipp Tok

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