Die Aurelia-Stiftung setzt sich für den Erhalt der Artenvielfalt und insbesondere für Bienen und bestäubende Insekten ein. Derzeit sammelt die Stiftung gemeinsam mit ihren Bündnispartnern eine Million Unterschriften für die EU-Petition ‹Bienen und Bauern retten!›, die einen schrittweisen Pestizidausstieg in der Landwirtschaft, den Erhalt natürlicher Lebensräume und eine Unterstützung von Bauern im Übergang zu einer ökologischen Landwirtschaft fordert. Wir sprachen mit Thomas Radetzki, geschäftsführender Vorstand der Stiftung.
Wie können Sie die Situation für das Bienenwesen heute beschreiben? Die Frage nach dem Bienenwesen impliziert immer auch den Bezug zur Landschaft als Ganzes und dem darin stattfindenden Bestäubungsprozess. Nicht nur die Honigbiene, sondern Hunderte solitäre Bienenarten und unzählige weitere Bestäuber wirken ebenfalls am Bestäubungsprozess mit. Eine gesunde, vielfältige Landschaft brummt und summt nur aufgrund der ganzen Schar an blütenbestäubenden Insekten. Als ‹Bestäuberwesen› wirken sie alle gemeinsam als ein lebenswichtiges Organ der Landschaft.
Dass es den Bienen gemeinhin schlecht geht, wissen mittlerweile die meisten. Die Honigbienen sind noch am wenigsten gefährdet, denn sie haben die Imker, die sie im Notfall mit Zuckermitteln und Medikamenten gesund pflegen. Die vielen wilden Bestäuber genießen diese Fürsorge nicht. Sie leiden besonders stark unter den schädlichen Einflüssen der menschlichen Landnutzung und insbesondere unter einer immer einseitigeren und pestizidgestützten Agrarproduktion. Von den rund 560 Wildbienenarten in Deutschland ist mittlerweile die Hälfte stark gefährdet. 31 davon sind akut vom Aussterben bedroht. Darum arbeiten wir bei der Aurelia-Stiftung daran, möglichst allen Bestäubern eine starke öffentliche Stimme zu geben.
Wie steht es um Ihre aktuelle Petition? Aktuell haben schon fast 200 000 Menschen unsere Europäische Bürgerinitiative ‹Bienen und Bauern retten!› unterschrieben. Um bis Ende September die nötigen Stimmen von einer Million EU-Bürgern zu sammeln, brauchen wir dringend noch mehr Unterstützung.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Eine Agrarpolitik, die das Gemeinwohl und die Bedürfnisse der Bienen und der Umwelt entschieden vor Macht- und Wirtschaftsinteressen stellt. Auch wünsche ich mir, dass die Klimabewegung die wichtigen agrarpolitischen Fragen stärker aufgreift und zu einem Topthema in der Klimadebatte macht. Eine ökologische Agrarwende sollte zu den Kernforderungen von Fridays for Future zählen. Allein durch biodynamische Bodenbewirtschaftung und Humusaufbau lassen sich enorme Mengen an CO₂ binden.
Mehr www.aurelia-stiftung.de
EU-Petition www.aurelia-bienenundbauern.de
Titelbild: Bienen machen Schule, Verein Mellifera