Eine gute Atmosphäre für die Erde

Unter dem Titel ‹Menschlicher Wandel – Wie bilden wir eine Atmosphäre für die Erde?› veranstaltet die Anthroposophische Gesellschaft am 14. und 15. Juni eine Klimatagung. Ein Interview mit Monika Elbert, Mitglied des Vorstands und Generalsekretärin.


Wie kam es zu dem Impuls für die Klimatagung und welches Anliegen verbinden Sie damit?

Wir haben vor drei Jahren ein Klimaforum begründet, das regelmäßig arbeitet. Von der Stiftung zur Forschungsförderung vergeben wir seitdem Stipendien für Forschungsfragen in diesem Bereich. Aus der Beschäftigung mit diesen Niedergangskräften spüren wir auch viele Anfangskräfte. Wir haben uns zivilisatorisch von der Natur weitgehend entkoppelt. Letztlich ist die drohende Klimakatastrophe Ausdruck einer globalen Beziehungskrise. Technische und politische Lösungsansätze sind dringend vonnöten, daneben wird sich aber der grundlegende Wandel nur durch jeden Einzelnen vollziehen können. So wollen wir mit der Tagung einen Bewusstseinswandel anstoßen hin zu einer menschlichen Welt aus freiem Entschluss.

Welchen Beitrag kann die Anthroposophie zur Klimakrise leisten?

Um die Klimakrise in einer tieferen Schicht zu verstehen, brauchen wir eine spirituelle Formulierungskraft. Eine Sprache, die die Erde als lebendiges Wesen zu verstehen vermag, die die tieferen Zusammenhänge zu erschließen sucht, und meine Willensschicht berührt. Um zu verstehen, dass alles mit allem zusammenhängt, brauchen wir eine über das Sinnliche hinausgehende geistige Perspektive und ein beherztes Denken. Die Entwicklung der eigenen Menschlichkeit und ein Verständnis der Erde als lebendiger Organismus sind nicht mehr voneinander zu trennen. Und gerade darin liegt ein großes Potenzial.

Was wird sich an der Tagung ereignen können?

Wir haben viele Klima-Akteurinnen und -Akteure eingeladen und wollen insbesondere junge Menschen erreichen. Es wird viel um Begegnung, auch um Selbstbegegnung gehen. Ein übergeordnetes Ziel in der Klimafrage ist, die Rolle der Betrachtenden zu verlassen. Es geht um ein Aufwachen in einer tieferen Schicht; darum, Atmosphäre zu bilden für das Leben an sich. Die globale ökologische Krise lässt sich nicht wenden ohne die eigene individuelle Verantwortung und Entwicklung, und auch nicht ohne eine Arbeit an der Heilung der sozialen Verhältnisse. Dafür brauchen wir uns gegenseitig. Denn der Schwund biologischen Lebens geht mit der Verarmung des menschlichen Lebens und der kulturellen Vielfalt einher. Um dem entgegenzuwirken, wollen wir Ideen entwickeln, initiativ werden und Bündnisse schmieden. Wir wollen den potenziellen Beitrag der Anthroposophischen Bewegung zu dieser Menschheitskrise ermitteln, vor der wir die Augen nicht mehr verschließen können. Dafür können hier Ausgangs- und Anfangspunkte gesetzt werden.


Mehr Menschlicher Wandel – Wie bilden wir eine Atmosphäre für die Erde?

Foto NASA

Korrigendum (05.03.2024) Der Aussage am Ende vom letzten Absatz wurde präzisiert.

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