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Ein Kunstwerk, das lebt

Parzival ist zum Mythos geworden; eine Geschichte, die schon zu ihrer Zeit ein ‹Bestseller› war. Gespräch mit Wolfgang Fackler. Der emeritierte Mitarbeiter des Instituts für Waldorfpädagogik Witten verdankt seine kulturgeschichtlichen Interessen Lehrern wie Erich Weismann, Georg Glöckler und vielen ungenannten; «aber für alle Fehler selbst verantwortlich».


Warum begeistern Sie sich seit vielen Jahren für ‹Parzival›?

Wolfram von Eschenbachs ‹Parzival› ist ein Kunstwerk und als solches auf seine Weise etwas Wesenhaftes. Parzival hat als Figur ein Eigenwesen gewonnen. Es ist wie in ‹Faust 2›, wenn Helena sich selbst als eine zum Märchen gewordene Gestalt bezeichnet. Außerdem hat sich der ‹Parzival› des Wolfram von Eschenbach für mich als unerschöpflich erwiesen. Mir kommen immer neue Fragen und Entdeckungen. Die Metapher von Tränen als Taufwasser kommt zum Beispiel am Anfang und am Ende des Epos, erst wenn Gahmuret bei Belacane ist und dann wenn Feirefiz und Parzival am Ende zusammentreffen. Das sind kleine Perlen.

Parzival versäumt es, eine Frage zu stellen. Warum ist das schlimm?

Ist das schlimm? Dann wäre die ‹Âventiure› schon am Ende! Im Ernst: Wenn man Parzival und sein Verhalten bis dahin erlebt, kann man nichts anderes von ihm erwarten. Er war einfach noch nicht so weit; er kann die Frage nicht stellen. Für mich ist es ein tägliches Erlebnis, ob ich eine Frage stellen kann. Es scheint eine innere Überwindung oder Reife dafür nötig zu sein.

Wie kommt man zu den richtigen Fragen gegenüber den Erscheinungen?

Das weiß ich nicht. Vielleicht, indem man die Erscheinungen als Kunstwerke anschaut; indem man neugierig ist und versucht, vieles über sie zu erfahren; indem man sie ruhen lässt, in sich hineinhört und die Antworten als Fragen begreift.


Auf dem Bild: Wolfgang Fackler

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