Ein Fest fürs Ohr

Am 24. Juni hatten die Zweige um das Goetheanum zur Johannifeier eingeladen. Gestuhlt war mit dem nötigen Abstand im Rondell mit Blick aufs Goetheanum, wo auf der Terrasse drei junge Musiker warteten.


Zudem stand da links vom Publikum ein nachgebauter Grundstein in halber Größe auf einem Tisch, rechts vor dem Haus Duldeck standen im Kies ein Holzstamm mit Holzhammer und eine Schubkarre mit Schaufel. Die Begrüßung diente auch dem Applaus für alle Mitwirkenden, damit die Gäste den Nachklang der Feier mit nach Hause nehmen können. Kaum saßen sie wieder, erklang von der Goetheanum-Terrasse eine Komposition von Luca Lombardi – näher und klarer, als die Distanz erwarten ließ. Selbst der im Abendlicht leuchtende Bau schien sich dabei musikalisch einzustimmen und rege zu werden. Ein eigenartiges Erlebnis. Goethes ‹Urworte. Orphisch› und Schillers ‹Worte des Glaubens› wurden von einem Sprechchor zu Gehör gebracht, bevor Kim Bartlett mit einer Komposition von Christian Giersch dem Trompetenruf singend-lauschend antwortete. Nach der Aufforderung, die Augen zu schließen, war das Knirschen der Schaufel im Kies und danach das Aufschlagen des Kieses in der Schubkarre zu hören, deren Entleeren die Sequenz Stein beendete. Dumpf schlug nun der Holzhammer Ton aus dem Holz, Metall stimmte mit ein, das hinter dem Grundstein platziert war. So eingehört, wurden die Anwesenden von Christian Bremes Ansprache architektonisch, sozial, seelisch in den ‹Mitteraum› geführt, aus dem heraus man auf die Not und die Sorgen der Zeit zu reagieren vermag. Dies trug Kim Bartletts Stimme in die Weite, in die der Sprechchor die Uriel-Imagination von Rudolf Steiner gab. Alle zusammen sprachen darauf den Grundsteinspruch. Und während aus der Weite die Trompeten das Fest wie die untergehende Sonne den Tag ausklingen ließen, schienen die Glocken des Arlesheimer Doms und der Kirche in Dornach diesen Abend zu besiegeln. Es war für mich die bisher berührendste Johannifeier. Überraschend die Reaktion der Vögel: So setzte es bei den ersten Trompetenklängen den einen oder anderen Krähenkommentar ab, doch dann wurde es ganz still. Der Sprechchor schien auf die Tauben anregend zu wirken. Während der menschliche Gesang die Vogelwelt zu dämpfen schien, meldeten sich verhalten Singvögel im Hintergrund – nicht vernehmlich, eher wie ein mitgehendes Zuhören.

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