Aufführug, Werkstatt, Gespräch: In diesem Dreiklang findet vom 19. bis 21. November ein Eurythmie-Festival am Goetheanum statt.
Mit dem passenden Titel ‹Et expecto› – ‹in Erwartung› beginnt es am Freitagabend. Sofia Gubaidulinas gleichnamige Komposition für Akkordeon zieht sich dabei durch Monologe aus Botho Strauss’ Theaterstück ‹Groß und klein›. Darin ringt Lotte mit Menschlichem wie mit Göttlichem. Der Verlust von Beziehungen, die den Alltag gestaltet haben, das Ausgeliefertsein an das seelische Eigensein und endlich die Konfrontation mit der Realität des Geistigen: Lotte wird darin zum Bild und Spiegel der Konflikte und Säumnisse des modernen Menschen. Einen künstlerischen Versuch gegen die Widerstände der Zeit, so nennen Ulrike Wendt, Christiane Görner und Marko Sevarlic ihr Programm. Am Samstagnachmittag folgen Solopräsentationen mit so vertrauten und fremden Stücken wie ‹Claire de Lune› von Claude Debussy und der ‹Chaconne›, eurythmisiert von Birgit Hering, sowie die Uraufführung einer Sonate für Klavier. In Gesprächsrunden tauschen sich die Kunstschaffenden dann über die Aufführungen aus. Am Abend folgt ‹Der Königssohn von Irland›, Teil 1, mit Bettina Gube, Daniel Müller-Goldegg und anderen. «Wild ist der älteste Sohn des Königs Connal. / Früh zieht er eines Morgens hinaus / Den Hund an der Seite / Den Falken auf der Hand, / Ein wackeres Ross trug ihn übers Land / Und über ihm des Himmels Blau».
‹Achterwind›, das kürzlich am Goetheanum seine Premiere feierte, schließt den reichen eurythmischen Bogen am Sonntag ab. Das Festival ist ein mutiges Signal in der vierten Corona-Welle und der 3G-Regel am Goetheanum. Es ist eine seltene Möglichkeit, sich über das aktuelle eurythmische Suchen und Ausdrücken ein Bild zu verschaffen. Die Workshops und Gesprächsrunden bieten Gelegenheit, in die Fragen tiefer einzusteigen.
Foto: Anna Fagersten