Ein Anker in der Zeit

«Was gibt es Neues?», fragte Friedrich der Große seinen Hofastronomen und dieser habe geantwortet: «Kennen Sie schon das Alte, Majestät?» So sagt es die Überlieferung.


Eine Frau bei der Reisernte in Nedumangad, Foto: Nandhu Kumar, Unsplash.

Ein Landwirt, eine Gärtnerin hätte vermutlich geantwortet: «Es ist das Alte!» Wo Technik und Kultur im Neuen das Unbekannte, Fremde erhoffen, da vertrauen die Erdarbeiter und -arbeiterinnen darauf, dass im Neuen das Alte wiederkommt – die Halme wie letztes Jahr durch den Boden brechen, die Knospen sich wie letztes Jahr öffnen. Die Landwirtschaft ist das große Widerlager für das Voranstürmen zum Heilsversprechen, dass in der Zukunft die Lösung und sogar die Erlösung liegt, der Glaube, dass ich im Morgen das Heute hinter mir lasse. Die Zeit als Rad, als Zyklus zu denken, haben wir mit den Sonnenreligionen Christentum und Buddhismus, mit Zivilisation und Technik hinter uns gelassen und den Zeitstrahl an deren Stelle gesetzt. Simpel gefragt: Kommt man auf einem Zeitstrahl nicht mit einem Rad am besten voran? Leben ist Rhythmus! Deshalb braucht eine lebensbejahende technisierte Kultur ein Gefühl der zyklischen Zeit bis in die Muskeln und Knochen hinein, und das bietet die Landwirtschaft, die Arbeit im eigenen Garten.

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