Der Künstler, Unternehmer, Aktivist und Kindheitsforscher Bernhard Hanel aus Oberried plädiert für das von ihm gegründete World Child Forum (WCF), welches dem Weltwirtschaftsforum in Davos gleichgestellt sein soll. Denn die Kindheit ist der Schlüssel zur Zukunft und deren Missachtung ein Symptom unserer Zeit und Krisen. ‹Die Welt, die wir wollen› ist der Untertitel für das erste WCF, das im Juli 2023 in Davos stattfindet. Die Fragen stellte Gilda Bartel.
Die Poesie der Kindheit rührt einen, macht die Herzen warm, bleibt aber doch seltsam folgenlos. Warum?
Obwohl wir uns seit etlichen Jahrzehnten mehr und mehr mit dem Thema Kindheit beschäftigen, es in den Buchläden unzählige Ratgeber gibt, wie man diese erste Zeit am besten zu organisieren hätte, unzählige Profis sich um das Kindsein kümmern und es einen riesengroßen Markt für unnützes Kindheitszeug gibt, ist die Unfähigkeit geblieben, Kindheit als das Schützenswerteste und damit Wertvollste, das wir haben, anzuerkennen. Sie ist gefährdeter denn je oder nie wirklich gemeint gewesen. Das Warum ist eine gute Frage, auf die ich keine befriedigende Antwort weiß. Es ist mir schleierhaft, dass es nicht absolut selbstverständlich ist, die Bedürfnisse, Wünsche und Fragen der Kinder immer in den Vordergrund zu stellen und alles Handeln darauf einzustellen. In der UN-Deklaration zum Schutz des Kindes steht: «Der Mensch schuldet dem Kind das Beste, was er zu geben hat.» Damit ist alles gesagt, aber noch lange nicht alles getan. Anfang Dezember hat der Deutsche Ethikrat in einer Presseerklärung darauf hingewiesen, dass in den letzten Krisen die Kinder und Jugendlichen nicht genügend Berücksichtigung fanden. Hier ein Ausschnitt: «Wir schulden als Gesellschaft Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht nur Dank und Respekt, sondern konkretes Handeln. Deshalb müssen unterstützende Angebote ausgebaut, Versorgungslücken geschlossen und es muss unbedingt vermieden werden, dass junge Menschen in aktuellen und zukünftigen gesellschaftlichen Krisen als Erste bzw. besonders viele Lasten tragen müssen.»
Wie kam die Idee eines ‹World Child Forum› in dein Leben?
Vor genau zwei Jahren hatte ich ein paar Tage Auszeit im Engadin, in Sils Maria. Hier habe ich mich intensiv mit dem World Economic Forum beschäftigt. In der dritten Nacht bin ich gegen 3.30 Uhr aufgewacht und habe mich gefragt, was mich an dem selbsternannten ‹Welt-Zukunfts-Forum› stört. Und ich habe bemerkt, dass der Begriff der Freiheit nicht vorkommt und noch viel weniger die Sicht und die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen. Aber wie soll ein Zukunftsforum funktionieren und tragfähig sein, wenn diejenigen, die die Zukunft und die dafür notwendigen Impulse in sich tragen, nämlich die jungen Menschen, nicht involviert sind. Es sollte einfach so nicht weiter stattfinden beziehungsweise braucht eine Ergänzung, etwas Komplementäres.
Wie konkret ist das World Child Forum bereits?
Ich bin intensiv an der Vorbereitung des ersten World Child Forum vom 18. bis 21. Juli 2023. Ab dann wird es jährlich stattfinden. Da das WCF eine Komplementärveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum ist, findet es in Davos am selben Ort, in denselben Räumen statt. Nicht mit dem Blick in die Zukunft, sondern aus dem Blick der die Zukunft in sich tragenden Menschen – der Kinder und Jugendlichen. Die gesamte bisherige Vorarbeit für ein Gelingen des ersten World Child Forum basiert auf Ehrenamt und Eigeninitiative. Mittlerweile sind alle organisatorischen Voraussetzungen für die Umsetzung der Veranstaltung geschaffen: Vorgespräche in Davos, das Veranstaltungsformat und vieles mehr. Für die Umsetzung komme ich nun aber sehr an die Grenzen des Machbaren und wie so oft fehlt das Startkapital. So suche ich dringend Unterstützung in der Organisation und Finanzierung des Events.
Die Rosa-und-Bernhard-Merz-Stiftung aus der Schweiz und der Zukunftsraum Weilersbach aus Deutschland sind deine bisherigen Unterstützer. Was brauchst du noch?
Sowohl die Schweizer Stiftung als auch der Deutsche Verein sind lediglich Trägerinstitutionen und eine Übergangslösung, bis sich eine eigene World-Child-Forum-Stiftung gründet. Was am allermeisten fehlt und die Arbeit gerade enorm anstrengend macht und auch bremst, ist die noch nicht vorhandene Anschubfinanzierung. Diese wird auf der einen Seite gebraucht, um das Event 2023 zu sichern, und noch viel mehr, um zwei Mitgestalterinnen für die Organisation und Weiterentwicklung des Vorhabens zu finanzieren.
Wie werden Kinder und Jugendliche das Forum ‹bespielen›? Welche Formate dürfen Erwachsene erwarten?
Das Design der Veranstaltung wird gerade noch entwickelt und soll dann ja auch im Labor-Forum 2023 mit Kindern und Jugendlichen weiterentwickelt werden. So wird gerade auch die ganze Corporate Identity, die Unternehmensidentität, von Studierenden der Hochschule in Konstanz entworfen.
Welche Wirkung erhoffst du dir für die Gesellschaft?
Mit dem WCF werden wir den Kindern und Jugendlichen eine Stimme, eine Lobby sowie gebührende Aufmerksamkeit geben, und vor allem eines: Vertrauen in sich selbst und in die Zukunft. Als wesentlichen Teil des WCF sehen wir den ‹Marktplatz des Gelingens›. Hier sollen im Gegensatz zu unseren alltäglichen und in allen Medien präsenten Erzählungen des Misslingens gelungene Projekte, Initiativen, Gedanken, Ideen und Erfindungen junger Menschen sichtbar gemacht und gefeiert werden. Die damit verbundene Wirkung für die nächste Generation ist die Steigerung von Selbstwirksamkeit, Eigeninitiative und Handlungskompetenz im Gemeinschaftlichen. Und für die erwachsenen Teilnehmenden die Anbindung an das Lebendige und dadurch Zukunftsorientiertere, an qualitativ bessere Entscheidungen, die enkelfähig sind. Für die Öffentlichkeit wird eine Stimme für Kinder und Jugendliche sichtbar und die Aufmerksamkeit richtet sich auf politische, kulturelle, soziale, ökonomische, ökologische und sinnstiftende Ansätze, die Veränderung bewirken.
Einfach genial ist der Gedanke, uns an den zukünftigen Verantwortungsträgern zu orientieren und sie zu unterstützen, einen neuen Weg zu suchen/finden/gehen.
Das (hoffentlich noch) unverfälschte Empfinden der Jungen sollte das Handeln für die Zukunft inspirieren, anstatt dass nur Alte es prägen.
Herzlichen Dank, dass Sie in diesem Sinne HANDELN. Es ist überfällig!
Bärbel Thielemann
Die Welt in Kinderhänden,das hat schon Herbert Grönemeyer gesungen in einem Lied!Da hieß es allerdings,lasst die Kinder an die Macht.So hat er es sicherlich nicht gemeint.Ich finde es gut,dass endlich mal jemand die wirklichen Bedürfnisse der Kinder wahrnimmt und den Kindern eine Stimme gibt.Ich sehe es seit Jahren schon so,daß,dass nicht reicht,was man für die Kinder tut.Sie werden von einer Therapie zur nächsten geschleppt und das muß aufhören.Ich bin dabei,leider kann ich es nicht finanziell unterstützen,aber ich kann mich darum kümmern! Bitte gebe mir eine Nachricht!Wann und Wo es stattfinden soll.Denn die Kinder sagen uns,was wir zutun haben.
Dieses schrieb Birgit Kranzusch aus Hamburg!(Heilpädagogin
Herzliche Grüße