Es gehört zur Lebenserfahrung, zum Einmaleins anthroposophischen Welt- und Selbstverständnisses: Innenwelt und Außenwelt entsprechen sich, sind zwei Seiten einer Medaille.
Wer also Dialog und Zusammenarbeit sucht, sollte sie in sich selbst schon gefunden und erprobt haben. Friedemann Schulz von Thun hat diese kollegiale Innenseite vor zwanzig Jahren erstmals publiziert und seine Erkenntnisse über das ‹innere Team›, wie er es nannte, gehören heute zum Grundstein der Kommunikationsschulung. «Der liebe Gott», so Schulz von Thun, «hat in der Führung der eigenen Persönlichkeit eine Schwierigkeit eingebaut, denn ach, mehr als eine Seele wohnt in der Brust.» Er meint damit ein astrales Orchester, wobei man den Stimmen ‹der Stolze›, ‹die Harmoniebedürftige›, ‹der Verwundete›, ‹die Kluge› als Namen geben kann. Diese innere Pluralität ist Not und Tugend zugleich. Sie zu führen, sei heute, so Schulz von Thun, zur Schlüsselqualifikation geworden. Nicht anders als das Team am Konferenztisch könne die innere Pluralität Reichtum und Vielfalt an Fähigkeiten bedeuten, aber auch ins Chaos einer multiplen Persönlichkeit stürzen. Nicht nur die Theaterbühne ist also ein nach außen gestülpter Innenraum, nicht nur das Kasperlespiel, sodass man in der Seele Wachtmeister, Großmutter, Seppel und Krokodil begrüßen könne, wie der Liedermacher Mey singt, auch die Konferenz ist ein umgestülptes Seelenlabor. Dem anderen zuzuhören, heißt dann, sich selbst zuhören zu lernen. Den Standpunkt anderer einzunehmen, bedeutet, dem eigenen inneren Reichtum auf die Spur zu kommen. Und schließlich: Was die andere, was der andere will, zu fördern, bedeutet, eigenen Bedürfnissen und Sehnsüchten folgen zu lernen.