Die ‹Schöpfung aus dem Nichts›

Wie kommt das Neue in die Welt?

Wir leben in erschütternden Zeiten, die uns in vielen Schichten unserer Existenz Sicherheiten nehmen. Im Verfolgen des Kriegsgeschehens in der Ukraine und in der Vorschau auf die Veränderung unserer globalen Lage steht jede und jeder vor Herausforderungen, seien sie materieller, seelischer oder geistiger Art.


All diese Erschütterungen fragen nach Veränderung, rufen auf, neue Wege zu gehen und Altes zu verlassen. Wie wir dieses Neuwerden leisten und damit ein Urmenschliches verwirklichen, ist Thema unserer diesjährigen Pfingsttagung.

Das Neue ist keine Fortsetzung des bisher Gewesenen, in ihm liegt das Rätsel der ‹Schöpfung aus dem Nichts›. Das Nichts, das Unbekannte, Ungewisse, kann uns mit Schrecken erfüllen und dazu verführen, im vertrauten Terrain zu bleiben. Denn das Neue ist weder verfügbar noch berechenbar, vielmehr ein Schritt ins Offene, ohne Netz und Seil.

Marica Bodrožic, Die Arbeit der Vögel, Seelenstenogramme

Es ist uns eine besondere Freude, dass die Schriftstellerin Marica Bodrožic (‹Das Wasser unserer Träume›, ‹Mein weißer Friede›, ‹Pantherzeit› und ‹Die Arbeit der Vögel. Seelenstenogramme›) im Rahmen unserer Tagung eine Lesung aus ihrem neuesten Buch über den letzten Weg Walter Benjamins über die Pyrenäen gibt. Zudem spricht sie über den Schöpfungsprozess ihres eigenen Arbeitens.

In unserer durch Technik bestimmten Welt stellt sich die Frage nach der Natur des Schöpferischen. Künstliche Intelligenz nimmt für sich in Anspruch, ‹Kunst› machen zu können. Das macht die Frage nach der inneren Natur der Schöpfungsprozesse zu einer existenziellen, das tiefste Menschliche betreffenden. Die ‹Schöpfung aus dem Nichts› ist hier das Zünglein an der Waage, das Menschliches von Maschinellem trennt. Nicht umsonst hat Mephisto in Goethes ‹Faust› Furcht vor dem Nichts, während Faust ihm kühn antwortet: «In deinem Nichts hoff’ ich das All zu finden.» Die Schwelle des Nichts ist somit die Schwelle zur Sphäre des Geistes im pfingstlichen Sinne. Die Pfingsttagung möchte ein Fest werden, bei dem wir, Kunstschaffende verschiedener Disziplinen, mit Ihnen der Frage nach der ‹Schöpfung aus dem Nichts› nachgehen wollen. Wir haben die Tagung so gestaltet, dass die Teilnehmenden möglichst aktiv betrachtend und künstlerisch tätig sein können.


Bild Malerei von Christiane Haid

Pfingsttagung Die Schöpfung aus dem Nichts — Wie kommt das Neue in die Welt?

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