Auf der Suche nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung, ausschließlich in der äußeren Welt, hatte die Wissenschaft der Neuzeit einen unvergleichlichen Erfolg. Kein Gott, kein Geist konnte ihr widerstehen. Mechanische Gesetze reichten aus, um alles zu erklären. Die technischen Errungenschaften, die aus dieser neuen Weltanschauung resultierten, erschienen wie ein Beweis für ihre universelle Gültigkeit.
Aber zu glauben, dass die Welt ausschließlich und allein aus kalter, blinder und stummer Mechanik besteht, ist ein gewagter Schritt. Dennoch ist dies die Weltsicht, die sich in der westlichen Moderne durchgesetzt hat. Der hellsichtige Nietzsche bringt dieses Gebäude in wenigen Sätzen zum Einsturz: « […] eine wesentlich mechanische Welt wäre eine wesentlich sinnlose Welt! Gesetzt, man schätzte den Wert einer Musik danach ab, wie viel von ihr gezählt, berechnet, in Formeln gebracht werden könne – wie absurd wäre eine solche ‹wissenschaftliche› Abschätzung der Musik! Was hätte man von ihr begriffen, verstanden, erkannt! Nichts, geradezu nichts von dem, was eigentlich an ihr ‹Musik› ist!» (Die fröhliche Wissenschaft, Nr. 373).
Und wenn die Welt nicht Mechanik, sondern Musik wäre? Dann könnte es sein, dass sie weder kalt noch blind noch stumm ist. Dann könnte es sein, dass eine tiefere Absicht, ein Künstler in ihr steckt. Es könnte sein, dass man die Ohren spitzen muss, damit die geheime Harmonie sich zu offenbaren beginnt. Das Sein. Der Tanz der Welten. Dann müsste man lernen, dieser Musik zuzuhören.
Jeder weiß, dass die Musik in der Stille lebt. Zu lernen, in sich selbst Stille zu erzeugen, die makelloseste Stille zu schaffen, ist eine unsichtbare, aber harte Übung. Auf die Stille und die Pausen hören zu lernen, bedeutet, dass man die Weltmusik wahrzunehmen beginnt.
Bild Katharina Müller; Stift, Kreide, Tusche, Aquarellfarbe auf Teebeuteln als ‹Gesprächsprotokolle›