Die Gesamtausgabe Rudolf Steiners und ihre Hürden auf der Zielgeraden

Die Rudolf-Steiner-Nachlass­verwaltung startete vor fünf Jahren ein ambitioniertes Projekt: Bis zum 100. Todestag Rudolf Steiners sollten die noch fehlenden knapp 60 Bände der Gesamtausgabe verfügbar sein. Bis zur Halbzeit jetzt ist es eine Erfolgsgeschichte. Das zehnköpfige Editionsteam liegt im Zeitplan. Doch nun wird es wirtschaftlich eng und das Ziel, die Gesamtausgabe zu einer tatsächlichen ‹Gesamt›-Ausgabe zu machen, verlangt neue wirtschaftliche Unterstützung. Die Fragen stellte Wolfgang Held.


Das Editionsprojekt zur vollständigen Gesamtausgabe ist jetzt bei seiner Halbzeit angelangt. Wo steht es?

David Marc Hoffmann: Ende dieses Jahres werden wir tatsächlich die Halbzeit unseres Editionsprojektes von 2016 bis 2025 erreicht haben und können dann 25 publizierte neue Bände vorlegen. Außerdem sind die großen Vorhaben zu den Notizbüchern und den Briefen jetzt auf dem Weg. Eine Evaluation Ende des Jahres soll uns helfen, einen genaueren Zeitplan für die nächsten fünf Jahre zu erarbeiten. Manches müssen wir jetzt anpassen, weil unsere Schätzung des Aufwandes etwas zu gering war. Wir haben im Bereich Edition Personal aufgestockt, es sind nun zehn Mitarbeitende.

Cornelius Bohlen: Das Projekt ist erfolgreich angelaufen, denn wir hatten das Glück, dass es große finanzielle Unterstützung gab. Einige Stiftungen hatten uns zugesagt, über den ganzen zehnjährigen Zeitraum das Projekt laufend zu unterstützen. Das ermutigte uns, das Editionsteam auszubauen. Doch jetzt gerät das Projekt ins Stocken, weil manche Geldgeber die erwartete Unterstützung nicht fortsetzen. Jetzt sind etwa 60 Prozent des gesamten Aufwands finanziert, zugleich stellen wir fest, dass die Kosten höher liegen, als wir das vor fünf Jahren einschätzen konnten. Das führt uns zu der Kernfrage, warum nicht all die Institutionen und Unternehmen, die Rudolf Steiners Werk viel zu verdanken haben, sich daran beteiligen, dass sein Werk vollständig zugänglich wird. Rudolf Steiner wird gelesen, wird im Zuge der Jubiläen studiert, gleichwohl ist auch in der Anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung das Interesse, das Werk zu finanzieren, nicht hoch. Das bringt uns im Archiv in eine schwierige Lage, weil wir nicht wissen, wie wir das Editionsteam im Jahr 2021 weiter halten können. Wir sind auf weitere mehrjährige Zusagen angewiesen, um das Editionsprojekt vollenden zu können. Um hier ein ganz klares Bild zu haben, sind wir jetzt mit einer Evaluation beschäftigt, was an Bänden im Einzelnen mit welchem editorischen Aufwand noch vor uns liegt. Gleichzeitig prüfen wir, ob wir bei der Herausgabe die Effizienz steigern können. All das bildet die Grundlage, dass wir bis spätestens Frühjahr 2021 uns der Entscheidung stellen müssen, ob wir das Editionsprojekt überhaupt fortsetzen können oder abbrechen müssen.

Ist es möglich, das Projekt zeitlich zu strecken?

Bohlen: Das würde Entlassungen bedeuten und einen Verlust der einzigartigen Kompetenz, die jetzt hier gewachsen ist. Das Projekt zu strecken, macht es nur teurer und noch weniger finanzierbar. Deshalb haben wir uns zunächst dazu entschlossen, trotz der schwierigen Finanzlage weiter nach Plan voranzugehen, im Vertrauen darauf, dass wir weitere Geldgeber finden. Im Lauf des Winters werden wir dann prüfen müssen, ob sich diese Zuversicht erfüllt.

Ist das Archiv insofern Opfer seines Erfolges geworden, dass manche Mittel nicht mehr fließen, weil die Edition scheinbar so reibungslos verläuft?

Bohlen: Das ist auch unser Eindruck. Das Projekt war gründlich geplant und dargestellt. Dann sind tatsächlich beträchtliche Mittel geflossen, sodass wir unser Team gemäß dem Plan aufstellen konnten. Etwa 60 Prozent des Vorhabens, Rudolf Steiners Werk vollständig zu veröffentlichen, sind finanziert. Da ist ein enormer Sockel vorhanden, der in der anthroposophischen Öffentlichkeit den Eindruck erweckt, dass es uns doch wirtschaftlich gut ginge. Das ist aber nicht so. Uns fehlen nun 4 bis 5 Millionen CHF, um die Edition erfolgreich in die zweite Halbzeit zu bringen.

Hoffmann: Die genannte Summe für die ausstehenden fünf Jahre ist dabei eigentlich ‹überschaubar›. Andere Editionen, die ich kenne, sind weitaus teurer. Wir haben hier ein außerordentlich kompetentes Team versammelt. Viele Recherchen sind nicht notwendig, weil z. B. Martina Maria Sam, Roland Halfen oder Hans-Christian Zehnter durch ihre jahrzehntelange wissenschaftliche und künstlerische anthroposophische Arbeit tief in der Materie verankert und mit anderen auf dem Feld gut vernetzt sind. Hier muss sich niemand einarbeiten. Das spart Kosten und Zeit.

Die Akzeptanz des Projektes war sicher auch wegen der transparenten Planung, die wir damals vorgelegt haben, so hoch. Wir hatten bis hin zu den Druckkostenzuschüssen für jeden einzelnen Band die Kosten dargestellt. Das hat Vertrauen erzeugt. Das gilt allerdings fast nur für anthroposophische Stiftungen. Deshalb haben wir jetzt begonnen, allgemeine Stiftungen und Firmen anzusprechen – zum Beispiel eine große Baufirma in der Region: «Wir haben hier einzigartige Baudenkmäler rund um das Goetheanum. Wollt ihr euch nicht für den geistigen Boden dieser Bauten engagieren?»

Bohlen: Die kleinen bis mittleren Schenkungen aufgrund der Spendenaufrufe geben uns jährlich einen Zufluss von etwa 150 000–200 000 CHF bei einem Bedarf von mehr als 1 Millionen CHF pro Jahr. Es gibt einzelne Privatpersonen, die ein- oder mehrmals größere, fünfstellige Summen gegeben haben. Das ist natürlich großartig und unverzichtbar für die Arbeit hier und glücklicherweise nicht zurückgegangen. Gleichwohl erlaubt uns dieser Strom nicht, das Editionsprojekt vollständig zu stemmen. Dazu sind weitere Zusagen von Stiftungen, Organisationen oder Privatpersonen mit größeren Beträgen eine Voraussetzung.

David Marc Hoffmann

Hoffmann: Im anthroposophischen Feld gibt es vier Stiftungen, die sich für die Herausgabe von Rudolf Steiners Werk engagieren. Wenn davon eine und dann eine zweite das Boot verlässt, weil die Liquidität es nicht erlaubt oder die Förderungsschwerpunkte sich verlagern, dann sieht es schnell anders aus.

Max Ruhri: Ich glaube auch, dass wir sagen dürfen, dass das Editionsprojekt sowohl inhaltlich als auch betriebswirtschaftlich hervorragend aufgegleist war. Das Team ist aufgebaut, wir wissen, wie man effizient und mit hoher Qualität die neuen Bände der ga erscheinen lassen kann, die Ressourcen sind da, die Motivation der Mitarbeitenden ist da und auch die Bearbeitungszeiten sind vertraut. Bald werden 25 Bände erschienen sein. Dieser Erfolg wirkt nach außen und nach innen gleichermaßen: Er führt dazu, dass die Anstrengung, weitere Mittel zu finden, zurückgeht. Es ist typisch für solche Projekte, dass nach einer gewissen Zeit die Spendenkurve sinkt. An dieser Stelle befinden wir uns jetzt. Ich frage mich dabei, warum sich Unternehmen, die aus anthroposophischen Ideen hervorgegangen sind, hier so wenig Engagement zeigen. Ich höre dann, dass das nicht ihre Aufgabe sei. Das ist nicht falsch. Trotzdem habe ich prinzipielle Fragen an diese Denkweise, die Zuständigkeit so zu verschieben. Wenn es uns gelingt, die Motivation und die Früchte der Arbeit über die Anzahl der Bände hinaus sichtbar zu machen, dann wird wohl weitere Unterstützung kommen. Wir sollten deshalb die Zuversicht, die uns hier so weit gebracht hat, nicht verlieren.

Was jetzt in der zweiten Halbzeit als Mittel gewonnen wird, ist das der Qualität nach ‹anderes› Geld als das aus der ersten Halbzeit?

Ruhri: Das ist eine spannende Frage. Es ist tatsächlich etwas anderes. Vor fünf oder sechs Jahren wussten wir noch nicht, wie die Herausgabe dieser noch unerschlossenen Zeugnisse von Rudolf Steiner gehen wird. Es war viel Unsicherheit dabei. Das ist jetzt anders. Aus meiner Erfahrung mit Geldfragen scheint mir, dass wenn die Begeisterung im Vordergrund steht, manches Geld gar nicht anders kann, als in solch ein Projekt zu fließen.

Hoffmann: Ja, es gab eine Institution, die hat sich mit unserem Vorhaben solidarisiert. «Unser Unternehmen verdankt viel Rudolf Steiner und seinem Werk, deshalb fühlen wir uns dieser Aufgabe verbunden und finanzieren die Herausgabe von zwei Bänden.» Sie hatten das Geld dabei nicht selbst zur Verfügung, aber sie wollten sich darum kümmern. Bei ihren Genossenschaftlern und der hausinternen kleinen Stiftung haben sie das auf den Weg gebracht. Sie haben einen eigenen Prospekt dafür gedruckt, das hat mich sehr gerührt und wir hatten die Sicherheit, dass die Edition dieser beiden Bände finanziert ist und konnten loslegen. Ich denke, es gibt viel größere Firmen als diese Genossenschaft, die aber ähnlich Wurzeln in der Anthroposophie haben. Da wäre eine solche Solidarität eigentlich naheliegend.

Cornelius Bohlen

Bohlen: Jetzt geht es jedenfalls um diese Bewusstseinsbildung, um dieser Ermüdung zu begegnen.

Ich war überrascht, welch neues Verhältnis zum Werk Rudolf Steiners jetzt auch manche Neuherausgaben, wie der Lauteurythmiekurs, ermöglichen.

Hoffmann: Wir haben viele Bände aus dem frühen anthroposophischen Werk, zum Beispiel frühe Mitgliedervorträge von 1903 bis 1905 oder aus der Zeit von Steiners Tätigkeit als Goethe-Herausgeber in Weimar. Das war bisher nicht dokumentiert im Werk und tatsächlich sieht man Aspekte seines Werkes, die bisher völlig unbekannt waren. Das gilt auch für die Bibelübersetzungen, da war die erste Auflage übrigens nach wenigen Monaten vergriffen. Das sind Zeugnisse, in denen Rudolf Steiner mehr als ringender Sucher erscheint. Im Zuge dieses Abschlusses der Gesamtausgabe haben wir ja Editionsrichtlinien vorgelegt. Damit wird unsere editorische Arbeit transparent und öffentlich nachvollziehbar.

Welche Überraschungen und welchen unerwarteten Zauber gab es dann unterwegs?

Bohlen: Darunter fällt für mich der Band, der eben erschienen ist, mit den schriftlichen Fragmenten. Es herrscht wenig Bewusstsein davon, dass es etwa hundert schriftliche Entwürfe von Rudolf Steiner gibt, die ja zu dem geschriebenen Nachlass gehören.

Doch jetzt gerät das Projekt ins Stocken, weil manche Geldgeber die erwartete Unterstützung nicht fortsetzen. Jetzt sind etwa 60 Prozent des gesamten Aufwands finanziert, zugleich stellen wir fest, dass die Kosten höher liegen, als wir das vor fünf Jahren einschätzen konnten.

Hoffmann: Das war eine Überraschung für uns alle! 1034 Seiten hat der Band. Das sind nicht bloß Zettel oder Notizen, sondern zusammenhängende Texte, die im Entstehen begriffen waren und dann plötzlich abbrechen. Häufig sind es programmatische Texte: «Anthroposophie will in der Gegenwart …» dann folgen drei Seiten und es endet offen. Sämtliche 7044 Notizzettel und 625 Notizbücher haben wir mit zusätzlichen Hilfskräften für diese Textsorte durchgesehen. Dazu konnten wir auch an Ulla Trapps und Walter Kuglers Arbeit anknüpfen, die hier schon eine Liste erstellt hatten. Dass dann so viel zusammenkommt, das hat uns alle überrascht. Manches davon ist schon in den ‹Beiträgen› erschienen, wie die Aufsätze zum Atomismus, und doch sind 80 Prozent des Bandes bisher unveröffentlichte Texte.

Eine andere Überraschung ergibt sich, weil die Quellen oft so umfangreich werden, dass aus einem geplanten Band zwei Bände werden. Das gilt zum Beispiel für die erwähnten Mitgliedervorträge 1903–1905. So etwas bedeutet natürlich weiteren zeitlichen und finanziellen Aufwand. Bei den holländischen Vorträgen geschah das Gleiche. Geplant waren 80 und 80b, jetzt gibt es auch 80c. Die Planung von 2016 mit 53 Bänden war naturgemäß vom Schreibtisch aus, jetzt sind wir bei 57 Bänden.

Bohlen: Was mich außerdem freut, ist, dass die späten öffentlichen Vorträge, als Rudolf Steiner die Anthroposophie noch einmal neu in die Öffentlichkeit stellen wollte – die sogenannte Wolff-Sachs-Tournee von 1921/22 –, jetzt endlich zugänglich sind.

Dazu kommen die 625 Notizbücher, die wir verständlicherweise nur elektronisch publizieren. Es sind Aufzeichnungen seiner Einsichten und Intuitionen, die Steiner selbst festhalten wollte, und sie gehören deshalb zu seinem schriftlichen Werk dazu. Ich glaube, wir unterschätzen noch immer, wie sehr diese Notizen zum Arbeitsprozess Rudolf Steiners gehörten. Da wird eine heute noch kaum absehbare, riesige Fundgrube zugänglich!

Hoffmann: Die digitale Edition bringt eine synoptische Transkription. Links sieht man im Faksimile das Original und rechts die zeilenidentische Transkription mit Volltextsuche. So findet man dann sogleich zum Begriff ‹Medizin› oder ‹Erzengel› alle relevanten Einträge. Zur Vorbereitung machen wir derzeit im Archiv regelmäßig Tagesklausuren: Dann sitzen wir über 50 bis 80 Notizbüchern zusammen. Jeder und jede Teilnehmende nimmt sich dann ein Notizbuch vor und schreibt Exzerpte und Zusammenfassungen der Notizen. Das sammeln wir dann in einer großen Tabelle, in der so alle vorkommenden Namen, Daten, alle Luzifers und Ahrimans, gelistet sind. Mittlerweile haben wir über 400 Notizbücher so mit Schlagworten erschlossen.

Wie begegnet euch Rudolf Steiner, wenn ihr dem nachgeht, wo er eine Idee oder Beobachtung erstmals fixiert?

Hoffmann: Das kann ich wohl für alle hier im Archiv sagen: Nach solch einer Notizbuch-Klausur sind wir alle wie trunken von der Lebendigkeit und Unmittelbarkeit. Trotz hundert Jahren Abstand ist man Rudolf Steiner dann ganz nahe: Beispielsweise findet man dann plötzlich in einem Notizbuch aus Prag in der Agenda: «Treffen mit Dr. Kafka 14.30 Uhr».

Wir haben viele Bände aus dem frühen anthroposophischen Werk, zum Beispiel frühe Mitgliedervorträge von 1903 bis 1905 oder aus der Zeit von Steiners Tätigkeit als Goethe-Herausgeber in Weimar. Das war bisher nicht dokumentiert im Werk und tatsächlich sieht man Aspekte seines Werkes, die bisher völlig unbekannt waren.

Bohlen: Dabei ist da nichts Geheimnisvolles darin. Das Faszinierende bei Steiner ist ja, dass er das alles, was er da notiert hat, dann in Vorträgen und Schriften ausgeführt hat. Man sieht die Impulse, die Anfänge. Was in den pädagogischen Vorträgen später in die Mitte rückt, wie sich in der Schule die Gesundheit bildet, das findet sich z. B. in den Notizen an vielen Stellen zu Stoffwechsel und Atmung.

Hoffmann: Man sieht sein Ringen, wenn er stichwortartig vorgeht, wenn er abbricht und wieder etwas aufnimmt. Am eindrucksvollsten spricht er wohl in seinen Vorträgen über das fünfte Evangelium über seine Schwierigkeiten. Fast in jedem dieser Vorträge finden sich Wendungen wie: «Ich kann es nicht genau sagen, …», «Ich glaube, es ist so …», «Nehmen Sie es vorläufig einmal so.» Er gibt dort ja ein wörtliches Gespräch wieder. Da begegnet mir ein tastender, ein sich vortastender Rudolf Steiner.

Cornelius Bohlen: Zu diesem Thema gibt es ja viele Auffassungen und Fragen und manches empfindet man als rechtfertigend. Ich habe den Eindruck, Rudolf Steiner war immer ein sehr positiver Denker. Wie robust er z. B. Nietzsche korrigiert! So war er auch gegenüber sich selbst. Alles vertrat er immer neu mit Energie und voller Wärme und schaute nicht zurück. Natürlich gibt es Widersprüche, die muss es geben, denn das Leben ist nicht so klein, es ist voller Widersprüche, also auch bei ihm.

Max Ruhri

Ruhri: Wenn wir nun mit Briefen, Fragmenten und Notizen die Gesamtausgabe zur Fertigstellung bringen, dann wird es immer leichter möglich, mit verschiedenartigen Zugängen über das Werk dem Menschen Rudolf Steiner nahezukommen. Ich bin überzeugt, dass diese Vollständigkeit des Werkes auch dazu beiträgt, manche Gräben zu überbrücken, manches zu entspannen, weil die Vielschichtigkeit im Werk Steiners transparenter wird. Das hat für mich einen hohen Wert und es erleichtert womöglich auch den Zugang zum Werk für jüngere Menschen.

Das Editionsteam wirkt, wenn man das Archiv besucht, manchmal wie ein Expeditionsteam.

Bohlen: Ja, eine Expedition hat ein Ziel, das heißt bei uns: vollständige Edition zum hundertsten Todesjahr von Rudolf Steiner 2025. So wie man eine Expedition nicht einfach dehnen kann, so können wir nicht ein neues Datum ausgeben, sagen wir 2050. Nach meiner Erfahrung zu Herausgabe und Archiv würde die Ausgabe für immer unvollendet bleiben, wenn wir unser Ziel jetzt nicht halten können. Dann scheitert das Projekt, zumal die bisherigen Geldgeber auf der Grundlage dieses zeitlichen Bogens bis 2025 ihre Zusagen gemacht haben – gut möglich, dass sie bei einer Streckung ihre Mittel dann zurückziehen. Ich will hier keinen Druck aufbauen. Wenn es uns nicht gelingt, die Mittel zusammenzubekommen, wenn sich in der nahen und fernen Peripherie nicht ein Geberwille meldet, dann ist das auch eine Wirklichkeit, die wir so nehmen müssen und wollen. Die Herausgabe läuft jetzt über hundert Jahre, das Projekt ‹Gesamtausgabe› seit 1955/56. Wenn wir das jetzt stoppen, glaube ich nicht, dass wir da noch eine zweite Chance haben.

Ruhri: Da sind wir auch betriebswirtschaftlich pragmatisch: Wenn sich der Zufluss an Mitteln nicht einstellt, dann müssen wir das Projekt herunterfahren und Entlassungen vornehmen. Deshalb setzen wir jetzt alles daran.

Hoffmann: Das Editionsteam hier im Archiv aus zehn Mitarbeitenden mit 6,9 Vollzeitstellen funktioniert in einem Maße, wie ich das nie zuvor erlebt habe. Ich war ja schon in den 80er-Jahren hier. Da hat jeder für sich gearbeitet. Jetzt sind wir hier ein richtiges Team. Jeder Band, bevor er in die Druckerei geht, wird von einem anderen Mitarbeitenden gegengelesen. Das war früher anders, deshalb waren z. B. die Bände von Trapp und die von Wiesberger sehr verschieden. Wir haben gemeinsam die Editionsrichtlinien aufgebaut, schauen uns gemeinsam auf die Finger, wenn wir sie missachten. Ich selbst kontrolliere jeden Band gegen, bevor er in die Produktion geht. Wir haben eine Zusammenarbeit und eine Vielfalt der Kompetenzen, von Kunsthistorik über Naturwissenschaft und Philologie zu Geschichte. Es ist ein schlagkräftiges Team. Jetzt braucht es genug Menschen, die wollen, dass dieses Team die nächsten fünf Jahre weiter arbeitet für die Fertigstellung der Gesamtausgabe Rudolf Steiners.


Spenden

Kontoverbindung: Internationale Fördergemeinschaft Rudolf Steiner Archiv, Raiffeisenbank, 4144 Arlesheim, IBAN 87 8080 8002 1493 5140 7

Alle Fotos: Wolfgang Held

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