Interview mit Gioia Falk, der künstlerischen Leiterin der Mysteriendramen.
Gioia Falk, du hast die künstlerische Leitung der Dramen. Was gehört zu dieser Aufgabe?
Die künstlerische Leitung gibt die Grundrichtung, das Konzept und den Charakter einer Inszenierung. Was mir bei den Dramen vorschwebte, wurde immer konkreter in den einzelnen Gebieten, vom Bühnenbild, der Bekleidung und der Beleuchtung bis zum Schauspiel, wobei ich bei den Szenen mit Eurythmie auch die Proben leite und das Schaupiel einfüge.
Was bedeutet es, nach den letztjährigen Videoerfahrungen jetzt wieder in die eigentliche Darstellung zu gehen?
Ich erlebe es als eine Erleichterung. Wir freuen uns auf die echte Begegnung, den Austausch von Bühne und Publikum.
Eurythmie machen in pandemischen Zeiten: Was heißt das für dich?
In diesen letzten Jahren haben wir mehr Einsamkeit, Aggressionen, Rückzug der Kräfte. Die Eurythmie kann die Seele in Bewegung bringen, sie aufschließen. In dieser Inszenierung hat die Eurythmie eine zentralere Rolle. Viel gelernt habe ich aus den Aufführungen, die Rudolf Steiner noch 1920 in Dornach veranlagte. Trotz Nachkriegszeit und Inflation brachte er das Übersinnliche durch Bewegung auf die Bühne; der große Brand hat diese Arbeit abgebrochen.
Die Mysteriendramen beschäftigen dich schon ein halbes Leben. Welche Fragen stellst du aktuell an Steiners Bühnenwerk?
Viele Szenen und Gestalten spielen nicht im physischen Bereich, sondern im Geist- oder Seelengebiet. Wie weit lässt sich das umsetzen? Innere Erregung bewirkt hier äußere Dynamik. Diese erscheint in Bewegung, Farbe, sie gestaltet sich sinnvoll. Auch das gesamte Bühnenbild sollte dem in den entsprechenden Bereichen gerecht werden. Es konnte in charakteristischen Szenen durch bewegte Gestalten ersetzt werden.
Sehen Mysteriendramen am Goetheanum, 26. bis 31. Dezember 2021.
Foto: Georg Tedeschi