Man eile im Geist in die Zukunft und schreibe sich von dort einen Brief. So raten Therapeutinnen und Therapeuten, wenn das Leben schwer ist. Das künftige klügere und liebevollere Sein strahlt in die Gegenwart und schenkt Flügel. Auch das umgekehrte gilt.
Manchmal ist es gut, sich jünger, risikobereiter, stürmischer zu denken – so gelingt der nächste Schritt. Worum immer es geht, ist die Integration der Zeit, die eigene Zukunft, die eigene Vergangenheit in die Gegenwart einzuladen, um so die Fülle des Lebens zu erfahren. Denn das Leben hält drei Gegenwarten bereit: die Gegenwart des Vergangenen, die Gegenwart des Kommenden und die Gegenwart des Jetzt. In ‹Wald und Höhle›, der Einkehr von Faust, der kurzen Abkehr von Mephisto, wo Faust einen Hymnus auf die Macht des Lebens anstimmt, begegnen sich in der Inszenierung am Goetheanum junger und reifer Faust. Einkehr ist die Integration der Zeit. Einkehr wird zum Tableau des Lebens, wir üben das Sterben als einen Hymnus des Lebens.
Foto: Wolfgang Held