Ein Leserbrief von Đorđe Savić, Serbien, zum Text ‹Friedensstiftende Neutralität sieht anders aus› im ‹Goetheanum› 11/2023.
In seinem Leserbrief schrieb Christian J. Haefliger: «[…] seit dem Zweiten Weltkrieg, seit über 75 Jahren, hat in Europa kein Land einen einseitigen Angriffskrieg gegen ein Nachbarland geführt, um es zu unterwerfen und einzuverleiben.» Diese Aussage ist falsch. In den 1990er-Jahren wurde ein Krieg für die Auflösung Jugoslawiens geführt. Schreckliche UN-Sanktionen wurden gegen Jugoslawien verhängt, die Abspaltungen von Slowenien und Kroatien wurden unterstützt und der blutige Krieg endete mit der Bombardierung von Jugoslawien im Jahr 1999. Gleichzeitig wurde zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg in Europa eine ethnische Säuberung von über einer halben Million Einwohnern durchgeführt, und das Gebiet wurde von Aggressoren besetzt, die der Autor des Leserbriefs selbst als «die dunklen angloamerikanischen Weltbeherrschungskräfte» bezeichnet. Es war die NATO unter Führung der USA, mit Beteiligung aller Nachbarländer (Italien, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Griechenland …).
Dieser Krieg und diese Aggression endeten mit der Besetzung und Beschlagnahme des Territoriums des Kosovo und der Errichtung der amerikanischen Militärbasis im Kosovo, einer der fünf größten der Welt. In diesem Angriffskrieg wurden verbotene Waffen wie Streubomben, Munition mit abgereichertem Uran, Marschflugkörper mit radioaktivem Material sowie Graphitbomben eingesetzt und es wurden chemische Fabriken, Raffinerien, Umspannwerke und Ähnliches bombardiert, was ein Kriegsverbrechen darstellt, das bislang ungesühnt geblieben ist. Neben der enormen Zahl von menschlichen Opfern, der zerstörten Wirtschaft, der Unmöglichkeit, Kriegsreparationen zu sammeln, der Besetzung Kosovos und der Migration von Millionen von Menschen wurde auch dem Völkerrecht ein tödlicher Schlag versetzt und somit die Büchse der Pandora geöffnet!
Bild Ein Paar in Belgrad, Serbien, in 2020. Foto: Ivan Aleksic
