Zur Tagung ‹Evolving Science› der Naturwissenschaftlichen Sektion vom 10. bis 13. Oktober 2024 in Dornach leitet Albert Pröbstl eine Arbeitsgruppe: ‹Das Polarisationsgebiet – Von der Physik über die Chemie zur Biochemie. Ein Weg mit Bewusstseinslücken›.
Polarisation des Lichts bezeichnet die räumliche Orientierung des Lichts. Ab 1808 wurde die Polarisation wissenschaftlich erarbeitet. Neue optische Experimente mit großen, durchsichtigen, optisch reinen Kristallen von Doppelspat (Kalk) und Rechts/Links-Bergkristall (Quarz, Kiesel) sollen im ersten Teil der Arbeitsgruppe zeigen, wie Begriffsbildungen entscheidend von der Vollständigkeit einer Experimentreihe abhängen. 1815 wurde die ‹optische Aktivität von Substanzen› entdeckt und führte 1874 zum ‹Tetraeder-Modell des Kohlenstoffs›. In der Arbeitsgruppe geht es um einen goetheanistischen Zugang zur Kohlenstoff-Chemie und der Biochemie. Einfache Riech- und Schmeckexperimente zeigen: Geruch und Geschmack können optisch aktive ‹Bild/Spiegelbild-Isomere› unterscheiden.
Nach 150 Jahren ‹Tetraeder-Modell des Kohlenstoffs› tun sich viele goetheanistisch-anthroposophische Fragen rund um die Chemie und Biochemie des Kohlenstoffs auf. Einerseits entwickelte sich die organische Chemie sprunghaft seit 1874 bis heute weiter. Andererseits nannte Rudolf Steiner gerade die entstehende Chemie 1922 in einer Lehrerkonferenz eine «symbolistische Chemie». Gerade durch das räumliche Verständnis des Baues der Moleküle traten viele Strukturen und damit auch Substanzen in die Welt, die der Natur ‹fremd› sind und heute viele Probleme erzeugen. Man kann aber feststellen: Eine Chemie des Lebendigen folgt völlig anderen Wegen als eine Chemie des Toten im Labor. Erstere bringt fast immer ‹optisch aktive Substanzen›, zum Beispiel L-Aminosäuren, hervor. Letztere kann beispielsweise Aminosäuren nur so erzeugen, dass sie keine optische Aktivität zeigen (es entstehen optisch inaktive 1:1-Racemate).
Was kann ein Modell wie das Tetraeder-Modell des Kohlenstoffs und was kann es nicht? Warum unterscheidet sich eine Chemie des Toten so markant von einer Chemie des Lebendigen? Wie ist das ‹Leben› aus dem ‹Toten› entstanden? Oder ist das ‹Tote› aus dem ‹Lebendigen› ausgeschieden worden? Wie können wir angesichts der notwendigen Dekarbonisierung zu einem positiven Bild des Kohlenstoffs kommen? In allen Fragen steht der Kohlenstoff im Zentrum der Überlegungen.
Rudolf Steiner hat die Kohlenstoff-Chemie zwar als «symbolistisch» bezeichnet. Andererseits hat er 1924 den Kohlenstoff im dritten Vortrag des Landwirtschaftlichen Kurses als physischen Träger aller Gestaltungen im Lebendigen bezeichnet. Er sagt sogar, der Kohlenstoff sei der «Stein der Weisen»! Wie können wir seine Aussagen heute verstehen?
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