Der Schwächste

Was ist machtloser als ein Kind, das mit trübem Blick erkrankt im Bett liegt? Was erregt mehr Mitleid, was braucht mehr Hilfe?


Vor einer solchen Situation sind wir Eltern, als Erwachsene mit unseren Sorgen und Zielen, fast lächerlich gemacht, wir müssen gestehen, dass alles andere doch so unwichtig ist. Die Welt ist hier, neben dem Bett, viel realer. Unsere stille Anwesenheit in diesem Moment ist wichtiger als unser alltäglicher Lärm. Durch die Machtlosigkeit des Kindes erscheint etwas Größeres. Die Überwältigung steigert sich aber noch dramatisch in dem Moment, wo das Kind seine wenigen Kräfte sammelt, um seinen Eltern einen Kuss zu geben: «Oh, seid ihr auch krank? Werdet schnell gesund.» Der Bemitleidete wird zum Mitleidenden. Und jemand zeigt mir, dass es nicht entscheidend ist, ob ich etwas vom Leben bekommen habe, sondern ob ich etwas geben kann. Nicht, ob ich geliebt werde, sondern ob ich fähig bin, zu lieben.


Grafik: Fabian Roschka

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