Die Eurythmie für den Parsifal, das war ein Denkanstoß, sich auseinanderzusetzen mit einer Kunstform, von der man keine Ahnung hat, und dann darauf zuzugehen. Ich kann nicht alle Schriften von Rudolf Steiner gelesen haben in der Zeit der Inszenierung, und ich würde sie in der Zeit auch wahrscheinlich nicht verstanden haben. Ich weiß aber jetzt schon, wie man eurythmisch eine Sekunde, einen Quartsextakkord zeigt, ein paar Sachen habe ich gelernt und bin darüber sehr dankbar. Worüber ich (in der Zusammenarbeit) am meisten begeistert bin, das ist die Offenheit. Im internationalen Opernbusiness braucht man einen extrem hohen Grad von Pragmatismus. Da gibt es wenig gefühlte Temperatur. Ich mache auch Probenpläne, da muss man um 10 Uhr wissen, wo man um 15 Uhr landet. Die Arbeit ist wie bei einem Dirigenten. Ich muss exakt wissen, was ich tue, was wo steht, von wo und wie das Licht fällt. Und dann gibt es diesen schönen magischen Moment, etwas, was man nicht geplant hat. Das ist das Tollste von allem.
Aus Goetheanum.tv Jasmin Solfaghari in ‹Kunst bewegt sich – Eurythmie und Oper im Gespräch›