Eine vielseitige Debatte wird derzeit um die Ausdehnung von Demeter-Produkten in die Supermärkte der Schweizer Großverteiler geführt. Konstanze Brefin Alt hat sie für die ‹Mitteilungen aus dem anthroposophischen Leben› der Schweizer Gesellschaft (9/2019) untersucht. Hier ist ein kurzer Einblick in die Ergebnisse.
Diese Untersuchung nimmt den Charakter einer richtigen Standortbestimmung an, wenn man die Beiträge über ein Gespräch in der Demeter-Geschäftsstelle, mit dem Landwirt Matthias Hünerfauth sowie den Kommentar von Markus Lüthi nebeneinander liest. Seit Herbst 2016 führen die großen Supermarktketten Coop und Migros ausgewählte Demeter-Produkte. Nach einer Pilotphase begann im vergangenen Jahr dann der Ausbau. Demeter verzeichnet bisher einen Anstieg auf allen Seiten: im Supermarkt wie im Biofachhandel und im Hofverkauf. Bereits nach kurzer Zeit ist aber der Anteil am gesamten Demeter-Marktvolumen, der über die Supermärkte läuft, auf 25 Prozent gewachsen. Co-Geschäftsführerin Aline Haldemann hebt im Interview mit Konstanze Brefin Alt die positiven Aspekte für die Landwirte hervor, etwa die verbesserten Milchpreise. Außerdem sieht sie den umgekehrten Einfluss, den die Verhandlungen von Demeter auf gesellschaftliche Fragen haben, wie zum Beispiel in der Fleischproduktion, als wichtigen Schritt an. Dem setzt der Verwaltungsratspräsident von Biomilk, Bio Partner Schweiz und Bio Development, Markus Lüthi, Bedenken hinsichtlich des Preisprimats entgegen. Er macht darauf aufmerksam, welch hohen Stellenwert die biodynamische Landwirtschaft habe und dass das Label Demeter eben heute dafür stehe. Es müsse deshalb für die eigene Glaubwürdigkeit sorgen und nicht dem Druck zur Gewinnmaximierung durch Großverteiler nachgehen. Matthias Hünerfauth vermarktet seine Produkte lieber selbst. Besonders hebt er hervor, dass er sich als Vertragspartner eines Großverteilers spezialisieren müsste auf wenige Kulturen. Dies sei im Falle einer schlechten Ernte möglicherweise verheerend. Auch würde ihm die direkte persönliche Beziehung zwischen Verteiler und Produzent fehlen, da die Ware über Plattformen zu Migros und Coop gelangt. Er befürchtet eine Bedrohung für das lokale Kleingewerbe in der Weiterverarbeitung und eine industrielle Standardisierung. Doch als Abschluss ihres Berichts erinnert Konstanze Brefin Alt daran, dass wir vor anderen Lebensrealitäten als vor 30 Jahren stehen. Probleme sind noch drängender, neue Wege müssen gefunden werden. Am wichtigsten ist dabei das Gespräch − das ja erquicklicher als Licht selbst ist.
Das September-Heft von ‹Anthroposophie – Schweizer Mitteilungen› finden Sie unter Publikationen auf: www.anthroposophie.ch
Bild aus der Reportage ‹La biodynamie, entre ciel et terre vaudoise›, 24heures.ch