39 Studierende des Eurythmeums CH erarbeiten in einem Parzival-Eurythmieprojekt Impressionen zu der Erzählung mit Texten von Arthur Maximilian Miller aus ‹Der Gral› und musikalischen Motiven aus Richard Wagners ‹Parsifal›. Das Projekt ist eine Initiative der Studierenden des 1., 2. und 3. Jahres in Zusammenarbeit mit den Dozentinnen Frauke Grahl (Eurythmie) und Babette Hasler (Sprache) und dem Pianisten Hristo Kazakov; das Projekt wird erstmals Ende Mai in Witten auf dem Forum Eurythmie gezeigt.
Frau Grahl, welche Fragen verbinden uns heute mit der Figur Parzival?
Jede ernst gemeinte, innerlich erlebte Frage. Sie setzt unser Interesse am anderen voraus. Wir wachsen über uns hinaus, überwinden etwas von unserer Selbstbezogenheit, unserem Egoismus. Es ist die erste Stufe, die hinführt zu Toleranz und im Weiteren zum Verzeihen. In der heutigen von Medien und Mobiltelefonen geprägten Zeit (die immer mehr in eine Abgeschlossenheit, Distanz und unpersönliche Isolation führen kann) hat die Frage an unseren Mitmenschen die erlösende Wirkung, Anonymität, Volks- und Glaubensgegensätze zu überwinden. Die Frage, das Interesse am anderen, ist dafür der erste Schritt, die Voraussetzung.
Haben Sie einen roten Faden für Ihre Inszenierung?
Parzival wuchs bei seiner Mutter Herzeleide auf, die verhindern möchte, dass er Ritter wird. Doch als er eines Tages Rittern begegnet, erwacht in ihm der Wunsch, so zu werden wie sie und Gott zu dienen. Auf seinen Reisen gelangt er zu der Gralsburg und erlebt die Gralsritter und den leidenden Amfortas. Durch Fragen und Mitleid hätte er Amfortas erlösen sollen, aber Parzival schweigt. Diese Schuld führt ihn zum Zweifel an Gott. Die Begegnung mit Trevrizent hilft ihm, die Erlebnisse zu verstehen und einen neuen Weg zur Gralsburg zu finden. Trevrizent: «Das Dargebotene muss der Mensch ergreifen, dem Rufe Antwort geben, muss hinein ins Feuer jener namenlosen Liebe.»
Sie arbeiten auch mit ‹Parsifal› nach Richard Wagner. Was hat Sie dazu motiviert?
Rudolf Steiner beschreibt, dass der Ätherleib durch die Musik zum ‹Parsifal› von Wagner ganz besondere Schwingungen empfängt und einige Stellen der Musik direkt aus der Sphäre des Grals inspiriert sind. Diese Stimmung ist unmittelbar zu erleben. Wir gestalten eurythmisch die Speisung durch den Gral in der Gralsburg mit der Musik zum Gral. Die erste Reaktion eines Studenten war: «Das ist magisch!»
Ist der Parzivalmythos ein zukünftiger Mythos?
Ja, es ist der Mythos von der inneren Verwandlung, der Selbsterkenntnis und der Menschwerdung im Sinne, wie Friedrich Benesch es ausdrückt: «Und das wahrhaft Gute ist nicht das ursprünglich Gute, sondern das überwundene Böse.»
Foto: Eurythmeum CH