Togo besitzt wenig natürliche Ressourcen oder touristische Attraktionen. Viele schaffen sich dort durch ihre Arbeit auf dem Land einen Lebensunterhalt. Könnte die biodynamische Landwirtschaft da neue Perspektiven bieten?
«Die biodynamische Landwirtschaft könnte eine große Chance für Togo sein», meint Jean-Michel Florin von der Sektion für Landwirtschaft am Goetheanum nach seiner Reise Ende Juni. In Togo gibt es bereits zwei Pilotprojekte. «Die Qualität der Produkte könnte dank der biodynamischen Landwirtschaft erhöht werden. Die Menschen könnten ohne Dünger mehr verdienen. Außerdem bliebe die Brücke zur Tradition erhalten, im Gegensatz zur chemischen Landwirtschaft, wo man eigentlich ständig gegen das Leben kämpft.» Eine Landwirtschaft, die modern, aber an der Tradition angelehnt ist, entspricht dem togoischen Sprichwort: ‹Das neue Seil ist ans alte Seil geflochten›. Die Reise wurde vom elsässischen Verein Cap Togo ermöglicht. Auch zwei Bauern vor Ort, die schon seit mehreren Jahren biodynamisch arbeiten, waren Mitveranstalter. Vier Seminare mit zwischen 30 und 50 Bauern und NGO-Arbeitern fanden auf dem Land im Norden, im Süden und in der zweitgrößten Stadt des Landes Sokodé statt. Dabei wurde jeweils eine Einführung in die biodynamische Landwirtschaft angeboten: ‹Bio› heißt, dass man mit dem Lebendigen zu tun hat, ‹dynamisch›, dass man die Kräfte berücksichtigt. «Die Menschen störten sich überhaupt nicht an der Idee, dass man mit unsichtbaren Kräften arbeitet.» Um in die Praxis einzusteigen, wurden gemeinsam Fladenpräparate hergestellt.
Sind die Zutaten für die Präparate vor Ort? Die nomadische Fulbe-Bevölkerung besitzt Kühe, was eine Grundlage geben würde. Drei Pflanzenarten sind schon vor Ort akklimatisiert. Zudem wird eine Studie durchgeführt, um herauszufinden, ob eine örtliche Brennnessel benutzt werden kann. «Die zukünftige Entwicklung der biodynamischen Landwirtschaft in Togo wird davon abhängen, ob sich vor Ort Ausbildungen entwickeln», so Jean-Michel Florin. In Sokodé hat der Verein Cap Togo ein Agrarökologiezentrum für biologische und biodynamische Landwirtschaft mit Übernachtungsmöglichkeit für 15 bis 20 Teilnehmer finanziert, wo regelmäßig Kurse gegeben werden. Ein paar andere Zentren stehen auch schon bereit. Das ganze Projekt könnte bei Togoern aus der oberen Sozialschicht Unterstützung finden: Viele von ihnen wollen die Entwicklung ihrer Ursprungsdörfer fördern. Auch die Perspektive, den Ökotourismus sowie den Ökolandbau im Land zu unterstützen, könnte der Entwicklung der biodynamischen Landwirtschaft in Togo einen Schub verleihen.
Fotos: Jean-Michel Florin