Im Gespräch mit John Bloom, Generalsekretär der Anthroposophischen Gesellschaft in den USA, über die Folge der Zwischenwahl in den USA.
Wie haben Sie die Atmosphäre um die Zwischenwahl erlebt?
Angespannt – die Gegensätze sind ja deutlich sichtbar, gerade wenn man die Ereignisse kurz vor den Wahlen hinzunimmt: Man würde eigentlich erwarten, dass Ereignisse wie das Attentat in der Synagoge von Pittsburgh die Menschen aufwachen lassen, aber es geschieht kaum, die meisten Menschen bleiben eng an ihrer politischen Position.
99 Frauen sind jetzt im Repräsentantenhaus, mehr als je zuvor.
Auch so viele Schwarze gab es noch nie. Das ist ein gutes Zeichen und zeigt den Anfang einer Veränderung. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass im philanthropischen Bereich Frauen mehr als 50 Prozent der Spendenden ausmachen. Sie tragen die Gesellschaft! Beeindruckend waren auch die politischen Programme vieler neuer politischer Vertreter. Sie stellen viele lebenspraktische Fragen, etwa zur Gesundheitsvorsorge, zu Nahrungsmitteln oder zu den Arbeitsplätzen. Wenn Veränderungen kommen, wächst auch der Widerstand dagegen, der Wunsch, dass alles bleibt, wie es ist.
Wie kann zwischen demokratisch und republikanisch Denkenden wieder eine Verständigung geschehen?
Viele Gesetzesvorhaben müssen durch Senat und Kongress gehen, also durch beide Kammern. Das bedeutet, dass nun beide Parteien zusammenarbeiten müssen. Viele sind natürlich erleichtert, dass nun die bestehende Gesundheitssicherung nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
Schon nächstes Jahr droht der Beginn einer Wahlschlacht. Was könnte das verhindern?
Das scheint kaum möglich. Jetzt, wo der Kongress in der Hand der Demokraten ist, können sie Ausschüsse bilden, Anhörungen anordnen, was die Republikaner bisher verweigerten. Das wird die Spaltung weiterführen. Gleichzeitig beobachte ich, dass die Medien aufwachen, da wächst das journalistische Verantwortungsgefühl.