Corona-Impfstoffe aus einer anderen Perspektive

In den Medien verbreiteten sich Unterstellungen und leichtfertige Spekulationen zu den Impfstoffen. Dabei fehlte immer ein Name: Katalin Karikó.


Katalin Karikó wird dieses Jahr in Brüssel den Solvay-Preis entgegennehmen. Sie gilt als ‹die Mutter der mRNA-Technik›. Sie wurde 1955 in der ungarischen Kleinstadt Kisújszállás als Tochter eines Metzgers geboren. Ihre Kindheit und Jugend verlebte sie in einfachsten Verhältnissen. Mit 18 Jahren hatte sie das Gymnasium abgeschlossen und konnte an der Universität Szeged Biologie studieren (1973). Sie promovierte und arbeitete darauf am Biological Research Centre der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Bereits Ende der 1970er-Jahre begann sie, die Messenger-(mRNA-)Technologie zu entwickeln. Im Jahr 1985 konnte das Forschungszentrum in Szeged den finanziellen Aufwand nicht mehr stemmen. Da war sie 30 Jahre alt, verheiratet und hatte eine zweieinhalbjährige Tochter.

Katalin Karikó; Foto: Solvay Preis

Sie bekam ein Angebot der Temple-Universität (Philadelphia) und emigrierte mit der Familie in die USA. Die großen Pharmakonzerne bezeugten kein Interesse an ihrem Spezialgebiet, auch viele ihrer Kollegen hielten ihre Vision für eine Wahnvorstellung. Ihr Weg war nicht auf Rosen gebettet, immer wieder musste sie die Universitäten wechseln. Erst ab 1998 fand sie mit dem Immunologen und Biochemiker Drew Weissman eine konstruktive Zusammenarbeit. Einen letzten, herben Rückschlag erlebte sie, als ohne ihr Wissen die neu entwickelte mRNA-Technik veräußert wurde. Der Harvard-Professor und Mitbegründer des Biotechnologieunternehmens Moderna, Derrick Rossi, konnte aufgrund ihrer Studien die mRNA-Technologie weiterentwickeln.

Katalin Karikó wechselte 2013 zum Biontech-Unternehmen, wo sie die mRNA-Technologie optimieren und aus diesem Grunde den Impfstoff gegen das Coronavirus zeitgleich wie Derrick Rossi bereitstellen konnte.

Der Impfstoff erscheint auf dem Hintergrund von Karikós 40-jähriger ausdauernder Forschungsarbeit aus einer völlig anderen Perspektive. Es wird eine integere Persönlichkeit sichtbar, die bis zuletzt allen widerlichen Hindernissen zum Trotz mit einem unbeirrbaren Glauben an die Richtigkeit ihrer Zielsetzung arbeitet.

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