Der IFOAM Organic World Congress fand vom 6. bis 10. September in Frankreich statt. Dort wurde der Verband auch ursprünglich gebildet.
Es war 1972 in Frankreich, als einige Pionierinnen und Pioniere aus fünf Ländern sich zusammenschlossen, um das zu schaffen, was fünfzig Jahre später zu einem Dach für etwa 800 Verbänden geworden ist, die den gesamten Biosektor vertreten – von der Produktion bis zum Handel und zur Zertifizierung in über 100 Ländern. Die biodynamische Bewegung ist Teil dieser großen Familie, die von der Internationalen Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM) vertreten wird. Sie wollen dasselbe: die Erde pflegen, um den Menschen zu pflegen. Vor vier Jahren nahm eine Delegation von mehr als 60 Menschen aus der weltweiten biodynamischen Landwirtschaft an der internationalen Organischen Tagung (OWC) in Delhi, Indien, teil. Durch die gegenwärtige Situation war IFOAM France besonders herausgefordert, den diesjährigen Kongress zu organisieren. Der französische biodynamische Verein MABD hat sich aktiv an dieser Organisation beteiligt und konnte dadurch seine Kontakte mit der Bioszene vertiefen. Leider konnten von den 1800 Teilnehmenden nur ungefähr 400 anreisen, alle anderen nahmen online teil, um mehr als 450 sehr unterschiedliche Beiträge in sechs verschiedenen Foren (Wissenschaft, Kultur und Bildung, Landwirte, Lieferantinnen, Interessengruppen, Führung) zu hören. Während der Kongress in Delhi dank des Engagements der indischen Biobewegung den Landwirtinnen und Landwirten einen wichtigen Platz einräumte, enthielt der Kongress in Rennes ein Kultur- und Bildungsforum über die Wurzeln und die kulturellen, philosophischen und spirituellen Werte der Biobewegung. Es war sicher das erste Mal, dass das Thema Landwirtschaft und Spiritualität in einer solchen Tagung angesprochen wurde. Das Motto des Kongresses ‹Von den Wurzeln her inspiriert Bio das Leben› hat dieses Anliegen unterstützt. Es war eindeutig: Der Wandel wird weder von der Politik noch von der Wirtschaft kommen. Wenn die Biobewegung zu einem Hebel für die Achtung der Lebewesen und das Überleben der Menschheit und unseres Planeten werden will, muss sie sich auf die Kraft der Zivilgesellschaft stützen. Entscheidend sind die Landwirtinnen und Landwirte und immer mehr auch die Verbrauchenden. Aus ihnen kann eine echte Allianz für das Leben werden, die den unverzichtbaren Wandel beschleunigt. Der nächste IFOAM-Weltkongress findet 2024 in Tunesien statt, einem Land, das durch den Klimawandel, insbesondere durch übermäßige Hitze und Dürre, extrem bedroht ist.
Jean-Michel Florin (Vertreter der Sektion für Landwirtschaft auf dem Weltkongress)
Titelbild: Weinrebe in der Schweiz. Foto: Sofia Lismont