Angesichts des mutigen Abwehrkampfes gegen die Invasion der russischen Armee fliegen der ukrainischen Seite die Herzen zu. Durch viele Länder – auch durch die anthroposophische Szene – geht eine Welle der Solidarität.
Selten in der Geschichte war so klar, wer Täter und Opfer sind. Nur vereinzelt sind Stimmen zu hören, die das Bild nicht so eindeutig finden. Darunter manche, die seit Langem offen oder unterschwellig mit der autoritären Putin-Herrschaft sympathisieren, also im Grunde politisch Rechte. Außerdem Stimmen, die Putins Überfall verurteilen, aber trotzdem meinen, dass auch der Westen eine Mitverantwortung für die entsetzliche Entwicklung trägt, insbesondere dadurch, dass die NATO die Schwäche Russlands nach dem Zerfall der Sowjetunion zu einer Ausdehnung ihres Gebietes nutzte, die aus Sicht der russischen Regierung kaum akzeptabel war.
Im anthroposophischen Kontext wird die Meinungsbildung noch aus einer tieferen Schicht beeinflusst: aus dem Gedanken, dass es menschheitlich wichtig wäre, dass Mitteleuropa und der europäische Osten in eine gute Verbindung kommen, in der Russland eine tragende Rolle zufallen würde; schon Rudolf Steiner hat dies in vielen Variationen erläutert.1 In diesem Lichte muss die jetzige Konfrontation zwischen einer scharf ‹westlich› definierten Ukraine und einem isolierten, politisch quasi abgeschriebenen Russland als tragischer Riss erscheinen.
Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass die anthroposophische Szene, einmal mehr, vielstimmig erscheint. Da ist jene Ukraine-Sympathie, die dergleichen Reflexionen wenig Gewicht zu geben scheint. Da sind, entgegengesetzt, gleichsam die Spezialisten des Hintergrunds, aus deren Sicht nur das Erwartbare geschieht und die Putin nur eine Rolle in einem Drehbuch zuschreiben, das irgendwo im Westen geschrieben wurde, um eben jenen Riss zu vertiefen. Und schließlich sind da – wohl die Mehrheit – all jene, die fassungslos den russischen Angriff verfolgen und das Leid der Menschen sehen und die trotzdem ein Unbehagen empfinden, wenn erneut die Welt in Gut und Böse eingeteilt scheint. In diesem Schwarz-Weiß fehlten die Grautöne, sagen manche.
Versucht man, die Dinge ein wenig zu sortieren, ist zunächst festzuhalten: Bei dem, was sich seit dem 24. Februar vor aller Augen abspielt, gibt es nicht viele Grautöne. Hier hat die eine Seite riesige Armeen an den Grenzen zum Nachbarn versammelt und hat dann von mehreren Seiten angegriffen. Eindeutiger geht es nicht. Trotzdem bleibt die Frage, wie es dazu ‹kam›. Welche politischen Voraussetzungen haben zu dieser Eskalation geführt? Diese Frage ist – während die russische Armee Städte bombardiert, Menschen sterben und Millionen fliehen – nicht leicht zu besprechen. Dennoch würde es, selbst bei einer russischen Niederlage oder einem erzwungenen Rückzug, keine dauerhafte Befriedung geben, wenn nicht das ganze Bild gesehen wird. Zu diesem Bild gehört die erwähnte Ausdehnung des NATO-Gebietes. Die Ostgrenze der NATO, die über Jahrzehnte durch Deutschland verlief, ist heute kurz vor St. Petersburg. In der Gesamtbilanz der letzten drei Jahrzehnte hat nicht Russland expandiert, sondern die NATO. Das westliche Argument, dies entspreche dem Wunsch der betreffenden Bevölkerungen, vom Baltikum bis Rumänien, könnte man respektieren, würden solche Wünsche und Bestrebungen nicht anderenorts so rücksichtslos missachtet; teilweise durch eigene militärische Interventionen (vom Vietnam- bis zum Irakkrieg), teilweise mit subtileren wirtschaftlichen Mitteln (über Jahrzehnte in Südamerika). Berechtigte Ideale werden, man muss es so kalt sagen, nach Bedarf instrumentalisiert.
Nichts davon entschuldigt Putins Angriffskrieg. Das ist eben die Herausforderung, vor der alle stehen, besonders diejenigen, die nicht im Betroffenheitsmodus stehen bleiben, sondern ihrem Erkenntnisanspruch gerecht werden wollen: Es ist beides zu leisten; zum einen Stellung zu beziehen, den Opfern des russischen Angriffs zu helfen; zum anderen einen klaren Blick zu behalten und jener Verengung der Sichtweisen zu widersprechen, die jetzt die Kommentarspalten kennzeichnet. Allenthalben wird etwa darauf verwiesen, man habe nur Putins Rhetorik der letzten Jahre ernst nehmen müssen, um zu wissen, was droht. Tatsächlich hatte Putin immer schärfer politisch rechte, großrussisch-imperiale Vordenker wie Iwan Iljin zitiert. Aber hatte er nicht 2005 noch Kant zitiert, den Menschheitsdenker, und von friedlicher Verständigung gesprochen? War das nur ein Trick des KGB-Mannes, der – wie jetzt suggeriert wird – vom Mutterleib an böse war und nie etwas anderes im Schilde führte als diesen Krieg?
Schwer zu sagen. Sicher ist, dass die naheliegende Option, den ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten den Zugang zur EU zu öffnen, sie aber nicht ins westliche Militärbündnis einzugliedern, nie ernsthaft angestrebt wurde. Dabei hätte dieses Modell – EU ohne NATO –, mit dem Schweden, Finnland und Österreich sehr gut leben, stabile europäische Perspektiven geöffnet. Es gibt kein Anrecht auf einen NATO-Beitritt, sondern es handelt sich hier um politische Entscheidungen, die einem Sinn für Ausgleich und für tragfähige Lösungen folgen können oder – wie es wirklich geschah – einer Logik der Dominanz. Letzteres wird auf der anderen Seite zwangsläufig als Demütigung erfahren werden, und es wird dort mit einiger Wahrscheinlichkeit politische Figuren nach oben bringen, die wenigstens eine Suggestion alter Stärke vermitteln; oder es wird – falls es bei einem Mann wie Putin Entwicklungsmöglichkeiten gegeben haben sollte – die übelste zur Ausprägung bringen. Damit hätte man den Aggressor selbst mit hervorgebracht.
Finstere Gedanken zweifellos. Aber falsche Gedanken, nur weil jetzt Europa mitten in dem furchtbaren Geschehen steht?
Wiederum, es geht um beides: Beistand für die Ukraine, flankiert durch diplomatische Friedensarbeit; aber auch eine gewisse Nervenstärke beim Blick auf die Faktoren, die zu diesem Krieg führten. Damit wird man nicht nur Beifall finden. Anthroposophie fordert, wie Steiner mal sagte, «ein klares, sicheres Urteil über die Begebenheiten des Lebens, über die Verschlingungen der Tatsachen»2. Das heißt aber auch: Es reicht nicht, Steiners Hinweise zu kulturellen und weltpolitischen Konstellationen unreflektiert auf die Gegenwart zu übertragen. Und es reicht schon gar nicht, aus Steiners Voraussage, dem russischen «Kulturkeim» werde einst eine bedeutende Rolle in der Menschheitsentwicklung zukommen, eine diffuse Sympathie für alles Russische oder gar für den trostlosen heutigen Zustand des Landes abzuleiten. Gewiss lassen etwa die große russische Literatur und Musik und auch Züge des Alltagslebens ahnen, was dieser kulturelle Raum der Menschheit geben könnte, im weitesten Sinn den notwendigen Gegenpol zu den materialistischen Fixierungen des Westens. Diese tieferen Qualitäten aber werden nicht durch ein Gewaltregime wie das Putins verkörpert, sondern werden sich gegen solche politischen Formen durchsetzen müssen.
Ist vielleicht der anthroposophische Sehnsuchtsblick nach Russland eine Art Ausweichen vor dem, was hier zu leisten wäre? So als ob man, wie bis jetzt russisches Gas, irgendwann russischen Geist importieren könne.Vermutlich gilt auch hier, was Steiner in Bezug auf den ferneren, asiatischen Osten sagte: «Erst dann aber, wenn man […], aus europäischem und amerikanischem Geist zusammen, selber ein Geistiges in der Weltanschauung erzeugt, erst dann wird die Brücke auch zum Orient hinüber geschlagen werden.»3
Soll ich es überspitzt formulieren? Das Goetheanum als Plattform für Impfgegner (die sich hinter anderen Formulierungen verstecken) und für Putin-Versteher? Aber das Goetheanum steht damit nicht allein in der Anthro-Szene. Bei meinem letzten Besuch in Dornach habe ich ausschließlich Putin-Versteher getroffen; das mag anekdotisch sein, aber stimmt mit den Erfahrungen hier am Bodensee überein.
Diese ständig wiederholte Klage über die Nato-Osterweiterung ist einfach daneben. Wie wärs denn damit:
2003 haben der deutsche Kanzler Schröder und Putin gegen den Irakkrieg laut protestiert. Aber n i c h t gegen die Nato-Osterweiterung! Der deutsche Kanzler trieb sie voran, und Putin ließ es geschehen.
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am 2. April 2004, 3 Tage nach dem Beitritt Estlands, Lettlands und Litauens, stand Putin lächelnd neben Schröder und lobte, dass sich die Beziehungen Russlands zur Nato „positiv entwickeln“. Und er fuhr fort: „Hinsichtlich der Nato-Erweiterung haben wir keine Sorgen mit Blick auf die Sicherheit der Russischen Föderation“. Als der Nato-Generalsekretär wenig später nach Moskau kam, sagte Putin, jedes Land habe „das Recht, seine eigene Form der Sicherheit zu wählen“. Kein Wort von gebrochenen Versprechen oder einer Gefährdung Russlands!!
Was ist mit dem Budapester Memorandum von 1994, als die Ukraine seine Atomwaffen, die es als Erbschaft aus der zerfallenen Sowjetunion hatte, aufgab gegen die Zusicherung der territorialen Integrität?
Übrigens, die USA wollten der Ukraine eine Nato-Beitrittsperspektive geben, aber Merkel und Sarkosy wandte sich strikt dagegen. Deshalb (und wegen Nordstream2) war Merkel in der Ukraine sehr schlecht angesehen. Das konnte nur ein wenig geglättet werden durch die Millarden €, die die Ukraine von Deutschland erhielt.
2007 oder 2008 hat Putin dann in einer Rede bei der Münchener Sicherheitskonferenz sich plötzlich gegen die Nato-Erweiterung gewandt und seither erzählt der das Märchen von gebrochenen Versprechen. Woher dieser Umschwung kam ist nicht geklärt; jedenfalls hat es mir bisher niemand erklären können. Waren es Gespräche mit Dugin? Oder was war es? An dieser Stelle wünsche ich mir einen Erkenntnisfortschritt! (mit ähnlichem Wortlaut auch schon an anderer Stelle gepostet)
Und dann die Illusionen von einer unabhängigen Mitte; davon konnte man vielleicht noch zu Steiners Zeiten sprechen, seit 1945 ist Deutschland Teil der Pax Americana, das muss doch heute der Ausgangspunkt sein.
Ich leide sehr unter dem offenen oder verschwurbelten Verschwörungsgeraune in Bezug auf Corona und jetzt der Ukraine und den fehlenden Bezug zu den heutigen Realitäten. Wünschen kann man sich ja viel.
Ich möchte dem Kommentator Ottmar für die klaren Worte und die Hinweise auf historische Zusammenhänge herzlich danken. Auch die Zuschrift von Detlef Hardorp „Zur Wortbrüchigkeitslegende“ in der Ausgabe 10/2022 sollten sich die „Putinversteher“ zu Gemüte führen. Wer das Vorgehen Russlands beobachtete wird leicht erkennen, dass dieser Angriffskrieg mit dem Ziel die Ukraine „heim ins Reich zu holen“ schon seit Jahren geplant war – die Entrüstung über die Nato-Osterweiterung und Ähnliches war reine Propaganda, welche, wie wir nun sehen, selbst bei kritisch denkenden Menschen bis tief in den Westen hinein erfolgreich war.
Steiner wies im historischen Kontext vor über 100 Jahren mit Recht auf folgendes hin: „Im Bereich des russischen Territoriums liegt eine im Sinne der Zukunft unorganisierte Menschenansammlung, die der Keim einer sozialistischen Organisation in sich trägt“. Diese und ähnliche Äusserungen von Steiner bestärken offensichtlich den Glauben vieler Menschen des anthroposophischen Umfelds, dass Putins Machtapparat irgendwo noch ein „Keim einer sozialistischen Organisation in sich trägt“.
Heute kann man aber leicht feststellen, dass dieser „Keim einer sozialistischen Organisation“ in Westeuropa und auch in der Ukraine weit besser gedieh als in Russland selbst. Ich will die höchst problematischen Wirkungen des grassierenden Kapitalismus nicht beschönigen – aber das russische System, in dem wenige Personen aus dem KGB-Milieu das Geschehen diktieren und Oppositionelle mit brutalsten Mitteln zum Schweigen gebracht werden, ist nun wirklich nicht der Keim, von dem Steiner sprach!
In der Ukraine hingegen fand in den letzten Jahren eine unglaubliche Öffnung statt. Erinnern wir uns an die demokratischen Wahlen wie es sie im autoritären Regime Russland noch nie gab. Im ganzen Land, und insbesondere bei jungen Leuten, ist der Wille, die postsowjetischen Strukturen zu überwinden, ein grosses und allgegenwärtiges Thema.
Einige Kommentatoren, welche die politische Ost-West-Situation beobachteten, haben sich angesichts dieses Angriffskrieges im Sinne „ich habe mich geirrt“ geäussert. Ich bewundere solche Offenheit und hoffe, dass auch einige der Anthroposophie Nahestehende eine solchen Erkenntnis erfahren können und dann auch den Mut haben, dies öffentlich einzugestehen.
Als US buerger bin ich mehr informiert ueber unsere zustaende und der agressivitaet unseres Imperiums. Im zuge der verteidigung von „Demokratischen Werten“, „terrorismus“ bekaempfung usw. haben wir nicht unterwuerfige regierungen gestuerzt und bombardiert (vor allem wenn sie naturschaetze besassen), mit millionen toten, (alles keine „angriffskriege“!) Das letzte grosse Ziel ist Russland, wozu die Ukraine gebraucht wurde, wass der boese diktator Putin bisher verhidet hat. Unsere fast totale kontrolle und gleichschaltung der medien, mit einer sehr sophisticated gehirnwaesche wie sichtbar auch bei diesen kommentaren. Bin nicht nut ein Putin-versteher sondern ein Putin-bewunderer!
Ja, es hat schon Rudolf Steiner schon so formuliert in der sozialen Dreigliederung über die Welt hin, dass der Journalismus im Westen am Gängelband des Staates geht (offenkundig mit den „embedded journalists“ im Irak-Krieg, der nachweislich auch auf Lügen fußte, in Europa ringt der Journalismus noch um seine Freiheit und im Osten werden Journalisten zusammenknüppelt, ins Gefängnis gesperrt oder gar ermordet.
Ich finde nicht, dass die Bewunderung eine Person hinsichtlich der Erkenntnis zielführend ist. Ich halte Putin für ahrimanisch besessen.
Allerdings sehe ich auch die Gefahr oder Herausforderung, die von beiden Polen, sowohl von Westen wie vom Osten die für die Mitte Europas entsteht. D.Trump ähnelt in erschreckender Weise W.Putin. In beiden Persönlichkeiten wütet das gleiche Wesen im Hass gehen Freiheit und Demokratie. Die Freiheit als Kehrseite der christlichen Liebe und Demokratie, als soziale Form des Zusammenlebens freier und gleichberechtigter Menschen.
„Wer im Feind den Menschen ignoriert, der ist des Menschen Feind“! (Verf.unbekannt)
….“aus dem Gedanken, dass es menschheitlich wichtig wäre, dass Mitteleuropa und der europäische Osten in eine gute Verbindung kommen, in der Russland eine tragende Rolle zufallen würde“; schon Rudolf Steiner hat dies in vielen Variationen erläutert.
Eine wohlweislich vorausgeschaut weitreichende Perspektive in Aussicht auf friedliche Koexistenz auf dem Kontinent.
Wer sich glauben lässt, das Aufrüstung den Frieden sichert, setzt militärische Maxime vor zivilisierte Maxime, si vis pacem, para pacem ! Frieden denken-Frieden und Zivilisation verbinden
Da haben wir eine Aussage Rudolf Steiner, was menschheitlich richtig wäre. Allerdings im Konjunktiv. Die Frage ist ja nun, wie man dort hinkommt? Vergessen wir nicht, dass Rudolf Steiner aus der Geisteswissenschaft über die Volksseelen und ihre Beziehungen spricht. Leider wird oftmals in der Beurteilung der aktuellen Realität vergessen zu fragen, ob wir hier es aktuell tatsächlich mit den Äußerungen der russischen Volksseele zu tun haben? Auch Volksseelen haben Schatten oder Dämonen, mit denen sich die Volksgeister, im Gefolge die Menschen, auseinandersetzen müssen. Bei der russischen Volksseele kommt hinzu, dass sie noch eine junge ist, die noch nicht so tief in die Leiblichkeit ihres Volkes eingreift, gewissermaßen über ihrem Volke schwebt, im Gegensatz zu den mitteleuropäischen bzw. westeuropäischen Volksseelen, die voll inkarniert sind. Ihr Mission liegt in weiter Zukunft (Slawische Kultur (3573 – 5733 n. Chr.), auch wenn die Vorbereitungen schon im davorliegenden Zeitalter – also jetzt – beginnen. – Die russische Volksseele kann nun wie folgt charakterisiert werden. Sie hat einerseits etwas Anschmiegsames, was sie leicht geeignet macht, bestehende Kulturentwicklung aufzunehmen. Anderseits ist sie jetzt noch wenig innerlich produktiv, wenig innerlich schöpferisch. Ihre Mission wird sie erst im 6. Nachatlantischen Kulturzeitraum haben. Im Weiteren hat die russische Volksseele wenig Sinn für die Durchgliederung des sozialen Lebens. Sie möchte sich möglichst frei ausleben ohne irgendwelche durch die äußere Sozialstruktur eingeflochtenen Sozialstrukturen. Eine dritte Eigenschaft ist eine gewisse Friedfertigkeit, ein nicht aggressives Wesen in Bezug auf das geistige Leben, ein mehr passives Wesen. Das Eintreten für Dogmen liegt dem russischen Volkstum eigentlich fern. Natürlich können aber solche Eigenschaften auch in ihr Gegenteil verkehrt werden. – Aus meiner Sicht ist es wichtig, die moderne Geisteswissenschaft so zu studieren, dass wir das Leben und seine Phänomene besser verstehen. Gesunder Menschenverstand und logisches Denken, sind auch gegenüber der Geisteswissenschaft notwendig. – Ein sehr empfehlenswertes Buch: Dr. Heinz E. Lauer – Die Volksseelen Europas.
Rückläufig von der Conclusion „Damit hätte man den Aggressor selbst mit hervorgebracht“ ist die Ursache „zwangsläufig als Demütigung erfahren“ daß „in der letzten drei Jahrzehnte nicht Russland expandiert hat, sondern die NATO“. Also kein Crimea, Georgien, Chechnya? Wer im Westen weiß wie jetzt die Russische Terror in die Crimea ist? Hauptstadt Grozny platt bombardiert? Das vergleichen wir mit friedliche Ausbreitung der NATO?
Demütigung war viel größer als die Sovjetbürger ein ganzen Tag lang in der Schlange gestanden sind wenn es mal Seife gab in einen Laden. Und die Parteibaronnen sind nur reicher geworden bei dem rücksichtslosen Kapitalismus das folgte, und das Volk noch armer.
Wer glaubte noch an das Sovjet-imperium, bis Putin es für sein Innenpolitik brauchte?
Die Letten wurden 50 Jahre von Kommunisten okkupiert auf schrecklicher Weise. Daß das so lange war, kann die Imperialisten die Überzeugung gegeben haben, daß Lettland nicht ein viel alterer Kultur und Sprache hat als die Russische, und daß Lettland eigentlich wieder ein Sovjetrepublik sein sollte. Aber die Letten kennen die Geschichte, und vertrauen die Russen keine Millimeter. So bald sie konnten, beteten sie um Beitritt bei NATO. Und noch immer haben sie große Angst für Putin, jetzt nicht anders als vor 5 Jahre, vor 10 Jahre, vor 15 Jahre. Das zu ignorieren, damit hätte man den Aggressor selbst mit hervorgebracht.
Diese Gedanken sind die logische Folge von dem Ganserschen Medienavigator, der in den Köpfen vieler Anthropsophen installiert wurde und zu einem Glaubens Korsett und zu Denkmustern über die letzten Jahre gefuehrt hat, die ein eigenständiges Denken, wie es Steiner in der „Philosophie der Freiheit“ ( man lese die Stelle mit dem Rebhuhn) gefordert hat, völlig ausser Kraft gesetzt hat. Es ist Zeit etwas Neues zu installieren, sonst erleben wir die Morgenröte des 6. Nachatlantischen Zeitalters vielleicht nie, so wie es der Weltengeist für die Anthroposophie in Peto hatte.
„…falsche Gedanken, nur weil jetzt Europa mitten in dem furchtbaren Geschehen steckt…?“
Ja, ich finde, das sind sogar äußerst „falsche Gedanken“. Nicht Europa steckt in dem furchtbaren Geschehen, die Ukraine tut es. In Deutschland macht man sich eher Sorgen um die Heizkosten. Die Ukraine wird durch Putins Angriffskrieg vollständig zerstört, von einem Tag zum anderen haben 44 Millionen Menschen alles verloren, was ihr Leben ausmacht und was sie lieben.
Dass es eine Vorgeschichte zu diesem Krieg gab, ist bekannt. Dass aber sehr viele anthroposophisch orientierte Menschen in diesen Wochen in den sozialen Netzwerken unisono auf die „Hauptschuld“ der NATO verweisen, erlebe ich als unerträglich; ähnlich macht es der Autor des obigen Beitrages.
„Dabei hätte dieses Modell – EU ohne NATO –, mit dem Schweden, Finnland und Österreich sehr gut leben, stabile europäische Perspektiven geöffnet“.
In welcher rein ideellen Welt lebt der Autor? Wären etwa die baltischen Länder nicht in der NATO, wäre Putin dort längst einmarschiert. Finnland und Schweden sind gut beraten, wenn sie den NATO Beitritt schleunigst nachholen.
Putin kann es nicht ertragen, dass sich in seiner unmittelbaren Nachbarschaft eine gut funktionierende Demokratie ausbildet. Vielleicht sollten wir in unserem reichen und sicheren Deutschland (oder entsprechend Schweiz) uns einfach mal bewusst machen, dass die Menschen in der Ukraine verzweifelt um das kämpfen, was uns selbstverständlich ist: Freiheit und Demokratie.
„Das ist eben die Herausforderung, vor der alle stehen, besonders diejenigen, die nicht im Betroffenheitsmodus stehen bleiben, sondern ihrem Erkenntnisanspruch gerecht werden wollen“.
Ich finde solche Aussagen angesichts der Bilder aus Mariupol arrogant und zynisch.
Viele Menschen, die in diesen Wochen „Verständnis“ für die russische Seite erzeugen wollen (W.Müller gehört dazu) listen die Namen jener Länder auf, in denen die USA und ihre Verbündeten in den vergangenen Jahren Krieg geführt haben: Serbien, Afghanistan, Irak, Libyen, IS. Und um die Liste noch länger zu machen, fangen viele schon bei Korea an. Dagegen sei doch Russland eine friedliebende Nation.
Das liest man so oft, dass es einem langsam zum Hals rauskommt. Russlands Kriege beschränkten sich nicht nur auf die blutige Verbreitung der „Weltrevolution“ in jeden Winkel der Erde – von Angola bis in die Anden, von Peru bis nach Palästina, von Vietnam bis nach Venezuela.
Die Sowjetunion war außerdem ein einziger Krieg gegen die eigene Bevölkerung mit vielen Millionen von Toten, siehe Holodomor. Diesen Weg setzt Russland konsequent fort.
Das Wichtigste aber: Warum liefern diese Putin-Versteher keine Antwort auf die Frage, warum die USA und ihre Verbündeten in den letzten Jahren immer nur Kriege gegen (!) Diktaturen geführt haben, während Putin immer nur Kriege für (!) Diktaturen führt. Der syrische Diktator Assad wäre längst besiegt ohne die Unterstützung Putins.
Letztendlich sind nicht die Kriege das Entscheidende, sondern die Frage, auf welcher Seite man steht – auf der Seite der Demokratie oder auf der Seite der Diktatur.
(Selbstverständlich hatten auch die USA eine Phase des Interventionismus, den man als äußerst demokratiefeindlich bezeichnen kann, Pinochet gehört dazu).
Ja, Putin hatte 2005 im deutschen Bundestag den „Menschheitsversteher Kant zitiert“ und bekam dafür stehende Ovationen. Alle hatten ausgeblendet, dass er bereits Ende der 90er den Tod von tausenden Menschen aus Tschetschenien zu verantworten hatte.
Viele in der deutschen Politik und Wirtschaft, sowie etliche intellektuelle Autoren, haben 2 Jahrzehnte lang dem Prinzip des „Wandel durch Handel“ gehuldigt und sich die Verbrechen dieses Diktators schöngeredet. In diesen Wochen haben etliche den Mut, zuzugeben, dass sie sich geirrt haben (W.Schäuble, G.Krone-Schmalz, B.Reitschuster, K. von Dohnany uva). Warum schaffen das die Anthroposophen nicht und halten weiter an ihrem idealisierten Russlandbild fest?
@Rainer Herzog „Warum schaffen das die Anthroposophen nicht und halten weiter an ihrem idealisierten Russlandbild fest?“
Vielleicht weil wir unser Ego gebaut haben auf Speziell sein und Besserwissen, und deshalb Angst haben mal mit der Mainstream mit zu bewegen wenn das berechtigt ist.
Danke für Ihre Antwort, der ich voll zustimmen kann. In der anthroposophischen Szene auf Facebook gibt es tatsächlich sehr viele Menschen, die sich um ein vermehrtes Verständnis, ansatzweise sogar etwas Symphatie für Putins Vernichtungskrieg bemühen. Viele (vor allem aus dem Hamburger Raum) betonen in diesen Wochen, dass man den „Mainstreammedien“ beim Zeigen der TV-Bilder natürlich nicht trauen kann, andere übernehmen Putins Narrative von den Neonazis in der Ukraine.
Es ist unerträglich, ich hätte so etwas nach 34 Jahren Verbundenheit mit der Anthroposophie nicht für möglich gehalten.
In einer größeren Facebook Gruppe wird der Text von WM in diesen Tagen intensiv diskutiert, hier 2 Auszüge:
„Auch wenn man manche Argumente teilen mag, bleibt der Beigeschmack der spezifisch anthroposophischen Superioritäts– Empfindung, tiefer zu blicken, weiter und „menschheitlicher“ als Politik, Durchschnittsbürger und Mainstreampresse: „Das ist eben die Herausforderung, vor der alle stehen, besonders diejenigen, die nicht im Betroffenheitsmodus stehen bleiben, sondern ihrem Erkenntnisanspruch gerecht werden wollen“. „Betroffenheitsmodus“ ist aber womöglich nur der beleidigende Begriff der empathielosen Rechthaber“
„Gut, den Kulturkeim und die Hymne auf die sechste nachatlantische Kulturepoche hat der Autor erfolgreich umschifft, aber dafür sind ihm der rigorose Imperialismus des russischen Regimes, der zynische Terror, Massenmord und die chronische Vertragsbrüchigkeit irgendwie entgangen. Natürlich haben das im Land von Mutti Merkel in der klassischen Manier des politischen Schlafwandlertums viele übersehen, solange der Rubel rollte. So gesehen ist die Invasion der Russen auch ein spätes Erwachen aus einer betäubten Ära. Dieselben Narrative wie in der Corona- Zeit, im Chor von anthroposophischen Weltenerkennern vorgetragen, braucht da kein Mensch mehr“.
Danke! Es tut mir gut daß es auch noch richtige Urteilskraft gibt in unsere Kreise. Die Überheblichkeit in der Phrase „Betroffenheitsmodus“ zeigt wie man da inspiriert war.
Sorry, noch einen (versprochen!) letzten Kommentar. Bei diesem komplexen Thema ist es natürlich sehr wichtig, die exakten politischen Hintergründe mindestens zu kennen, vor allem wenn man, wie WM richtig schreibt „dem Erkenntnisanspruch gerecht werden will“. Anbei ein guter Beitrag zu den Missverständnissen bezüglich der NATO Osterweiterung
https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/gab-es-zusagen-an-moskau-die-nato-nicht-nach-osten-zu-erweitern-100.html
Vielen Dank für den äusserst aufschlussreichen SWR-Beitrag!
Für Personen, welche die Zusammenhänge und Hintergründe, ohne Abirrungen durch Russische Propaganda, verstehen wollen, empfehle ich wärmstens den Vortrag des Osteuropa-Historikers Prof. Dr. Benjamin Schenk:
The change of attitude de war is symptomathic to the preparation of the sixth culture. This war is to be understood as a civil war more than an International war. Lenin was the bitterstest irony (who he created Ukraine as a political subject) said Steiner, and Zelensky a good actor, really a Quijote. But an agression as russian is, has not justificacion. Ukraine was the poorest country of Europe, to a level similar to central Africa, waiting for a Marshal miracle what it never comes and it never will come. Euromaidan was a forced intrussion. Also the Borrel „receipt“ for the Navalny case was an offense which it was a point of no return in the EU-Russia relations. The Kremlin arguments are similar to Steiner’s: Ukraine as the playground of England, the harm to central Europe because the broken bridges, etc. So must not to be forgotten as Paneuropa or similars which catalyzed Berlín Wall fall, was instrumental to Otto Habsburg sentimentality, the same punishing dinasty to Serbians, the other slavic pole… the same dinasty that ruled the nowadays west part and stronghold of a pretended „westernized“ Ukraine. Must not to be forget, all it is happening will redraw the world dialectically to the point of the beginning of the WWI. It will cicratize the decolonization (which is unthinkable without a fear to communist Russia), so the problem of emigration, so the problem of racism, which is a growing plague in this decadent Europe. This growing far rightis directly proportional to the central and west moral distance from Russia. A Russia which is not only Putin, but also Pavel Florensky and Vladimir Solowjow, which never advocated for a hipocrytical decadent pseudo-democratic anti-cultural regime but a really fair human state. There is a lot of historical problems which they were hidden and which they will emerge catalyzed by this war and the destiny call us to solve them to progress. Meanwhile, pray all us for the end of this war, although nowadays inavoidable, be it, willing God, the shortest and brewest possible
Typisches Muster: niemals war man sich so einig, wer der Aggressor ist.. .
Alle Wissenschaftler sind sich einig, der Klimawandel ist menschengemacht……..😂
Alle sind sich einig über die Gefährlichkeit des Virus 😂…
Wenn man obige Kommentare liest, wird mir mulmig.
Aber vielleicht wäre das Beste, man würde die Schuldfrage ausser Acht lassen, damit man nicht weiter im Streitmodus verharrt und bereit wird für Friedensverhandlungen, das bedingt auch das Einstampfen der Sanktionen gegen Russland
Danke!
Ukraine would have been in a much different economic position if they would have had a president of Putin’s caliber, in the same manner he rescued Russia after the chaos of the dissolution of the USSR.
Der Journalist Michael Tuchmann, spricht zu Recht in seinem Buch „Revanche“ von einem Revanchismus der Kräfte, die sich damals den liberalen demokratischen Ideen während der Regierungszeit Jelzins beugen mussten. Da Tuchmann die Entwicklung der Russischen Föderation seit 1991 begleitete, aber auch durch persönliche Begegnungen mit dem damaligen schüchtern wirkenden russischen Technokraten Putin als stellvertretender Bürgermeister von St. Petersburg.
Eine der Schlüsselmomente in Putin´s Biografie ist sicherlich das Erlebnis als stellvertretender Bürgermeister mitzuerleben, wie bei der Wahl 1996 nicht der bekannt Amtsinhaber Sobtschak, der Putin ins Amt holte, sondern bislang unbekannter Anwärter das Rennen machte. Übrigens schon damals gab es Korruptionsvorwürfe gegen Putin. Der russische Oppositionelle Leonid Wolkows spricht ausführlich in seinem Buch „Putinland“ über das korrupte System Putins, dass durch Putin inzwischen den ganzen russischen Staatsapparat durchzieht. Vor allem macht er an dem Fall Jekaterinburg deutlich, wo er eine Legislaturperiode Abgeordneter des Stadtparlamentes war, wie Korruption in Russland heute funktioniert.
Ein weiteres Schlüsselmoment ist der Zusammenbruch der Sowjet-Union, den Putin in Deutschland erlebte. Er als KGB-Mann konnte er nie verstehen, wie dieses mächtige Imperium zusammenbrechen konnte, obgleich er wissen konnte, dass die Sowjet-Union als Vielvölkerstaat an ihren vielen nationalen Bestrebungen zerbrochen ist. Nicht zuletzt die Baltischen Staaten, wie auch die Ukraine und Belarus lösten sich aus dem sozialistischen Bruderbund, der immer unter dem Diktat der Russen stand. Insofern kennt auch die Ukraine die Unterdrückung ihrer nationalen Bestrebungen durch den „großen Bruder“ aus Moskau. Nicht zuletzt durch den inzwischen anerkannten Holodomor 1932/33, wodurch Millionen von Ukrainern und ihre Tiere verhungern mussten, weil die ukrainischen Bauern sich weigerten, das sowjetische Kolchose-System zu übernehmen.
Nachdem Zusammenbruch der Sowjet-Union wurde das nunmehr russische Staatsvermögen in Form seiner Industrien nicht wirklich liberalisiert und auch ausländischen Investoren zugänglich gemacht. Dadurch verlor der russische Staat viele Einnahmen für einen Neustart, um notwendige Reformen einzuleiten. Sogenannte Oligarchenfamilien übernahmen ganze Wirtschaftszweige, und begründen bis heute durch den Verkauf von Rohstoffen den sagenhaften Reichtum von einigen wenigen. Dadurch fehlte auch der notwendige Innovationsschub, der mit ausländischen Investoren in das Land hätte kommen können.
Putins Aufstieg ist von allem Anfang an – also schon in den 90-igern des vorigen Jahrhunderts – durch Revanchismus geprägt. Demokratie und Freiheit liegen ihm fern. Wladimir Putin, 2. Bürgermeister von St. Petersburg und Vorsitzender des Komitees für Außenbeziehungen der Sechs-Millionen-Stadt, hat vor deutschen Wirtschaftsvertretern deutlich gemacht, dass eine Militärdiktatur nach chilenischem Vorbild die für Russland wünschenswerte Lösung der gegenwärtigen politischen Probleme wäre, so oder ähnlich konnte man es 1993 in den Zeitungen lesen. Auch seine Rede 2001 im deutschen Bundestag ist nur ein Lippenbekenntnis, da er in Russland selbst schon begonnen hat, die Medien unter seine Kontrolle zu bringen. Wenn es sein muss mit Gewalt, wie auch der Mord an der russischen Journalistin Politkowskaja zeigt. An dieser Stelle sei nochmals auf Leonid Wolkow verwiesen, der die einzelnen Phasen der Entmachtung bzw. Aushöhlung z.B. der föderalen Strukturen berichtet. So dass man auch wissenschaftlich von der Machtvertikalen spricht. Diese Repressionen nach innen, nahmen damals schon durch die Kontrolle und Zensur der Medien ihren Anfang und setzen sich bis heute fort. Inzwischen kann man von Russland als einer Diktatur sprechen. Der russische Oppositionelle und ehemalige Schachweltmeister Kasparov sagte, als er vor Jahren ins Exil ging, war Russland noch ein Polizeistaat. Jetzt ist es eine Diktatur.
Ich freue mich einerseits, dass es die Möglichkeit eines Sprechens über den Krieg in der Ukraine gibt. Anderseits bin ich verwundert über die Urteilsschwäche von vielen Menschen im Westen und Mitteleuropa, die Bedrohung Europas durch die russische Föderation. Seit der Invasion habe ich viel wissenschaftliche Literatur gelesen, sehr gute Interviews von Journalisten und Osteuropa-Experten, etc. Auch das Buch von 2 Investigativ-Journalisten, die Moskau-Konnektion – Das Schrödernetzwerk ist sehr empfehlenswert, weil es die in meinen Augen falsche deutsche Aussenpolitik beleuchtet. Michael Tuchmanns „Revanche“ zeigt auch die Entwicklungen Russland seit den 1990-igern, die er als Korrespondent in Moskau hautnah verfolgen konnte. Oder Leonid Wolkow (Freund und Mitstreiter Navalnys) – Putinland. Also man muss sich schon informieren, sonst sitzt man der russischen Propaganda auf. All das, was uns Putin an Lügen und Halbwarheiten auftischt – er ist ja neuerlich Hobbyhistoriker und – Ethnologe – zerfällt vor einer denkenden Betrachtung. Es bleibt dann nur noch ein hasserfüllter und besessener Diktator, dem jedes Mittel Recht ist um seine Macht in Russland zu erhalten und auf Europa auszuweiten. Und vergessen wir eines nicht. Er ist ein KGB-Mann durch und durch. Das ist die Kontinuität zwischen dem sowjetischen Unterdrückungsapparat und der Russischen Föderation. Die SU hatte noch ihre Ideologie und Putin-Land kennt nur die Machtvertikale. Das heißt alle Staatsorgane, Gerichtsbarkeit, Medien etc. sind der Willkür des russischen Präsidenten untergeordnet.
Zu guter letzt möchte ich festhalten, dass ich auch Menschen in der Ukraine moralisch und materiell unterstütze, soweit es mir möglich ist.
Neben der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Krieg, versuchte ich als Anthroposoph immer auch einen übergeordneten spirituellen Standpunkt zu finden. Meine Betrachtungen wurden sehr schnell auf die Völker Europas und ihre Volksgeister gelenkt. Es gibt hierzu auch ein hervorragendes Buch von Dr. Heinz Erhard Lauer, der damals Anregungen Rudolf Steiners direkt aufgegriffen und in seinen Büchern verarbeitet hat, in der Kunst und der Geschichte Eigentümlichkeiten nachgewiesen und bis in die alltäglichen Verhaltensweisen hinein zur Darstellung gebracht hat. Er spricht auch von der Aufgabe Mitteleuropas, insbesondere aber von den Deutschen. -Einer der Ursachen des Krieges sehe ich persönlich durch das Fehlen eines mitteleuropäischen Schwerpunktes, um die beiden Pole West und Ost in eine Balance bringen zu können. Hierbei ist zu Bedenken, was R.Steiner uns mitteilte, dass die russische Volksseele geistige Nahrung aus Mitteleuropa benötigt, um diese verarbeiten zu können. Dieser Transfer war schon durch das sowjetische System gestört, aber auch durch die Zeit danach, die Putins Herrschaft in Russland manifestiert. Es ist gleichzeitig auch eine Frage nach Anthroposophie, ohne dessen Hilfe der Lebensalltag immer weiter verflachen wird. Ein weiterer Aspekt des russischen Volkes ist das Desinteresse für staatlich-demokratische Strukturen. Das begünstigt natürlich Gewaltregime, wie wir es aus der Geschichte, durch die Zarenherrschaft, später den Bolschewismus, insbesondere durch Stalin kennen. Nichtsdestominder muss man an dieser Stelle auch festhalten, das wir uns als Persönlichkeiten natürlich auch geistig aus unserem Volkszusammenhang herausarbeiten können und das auch sollen.
Im Weiteren macht Lauer auch auf Widersachermächte aufmerksam, die sich gegen die regulär führenden Volksgeister wenden. Natürlich trägt die russische Volksseele einen Zukunftskeim (das ist noch eine Weile hin), sie schwebt gewissermaßen noch über ihren Gliedern, jedoch muss man doch auch seinen gesunden Menschverstand walten lassen, und das aktuelle russische Regime als das erkennen, was es ist. Es verbreitet Lüge, Angst, Terror und Unterdrückung. Dieser Krieg in der Ukraine gilt der Auslöschung aller ukrainischen Kultur und Sprache.
Nicht zuletzt wirft dieser Krieg ein Schlaglicht auf viele Instituitionen unseres heutigen sozialen Zusammenlebens, das in vielfacher Hinsicht obsolet geworden ist. Durch Michael wird alles sehr schnell international. Man kann nicht mehr sagen, das ginge uns nichts an, gleich wo es auf der Welt stattfindet. Es soll uns betreffen, und wir sind zum Handeln aufgerufen. Dazu bedarf es der rechten Einsicht und der Liebe zu dem, was wir tun.
Traurig, dass auch in unseren kreisen die vom Anglo-Amerikanischen Empirium verbreitete anti-russische propaganda akzeptiert wirdt !
Generell sollte man sein Denken an der Wirklichkeit prüfen. Dann sondiert sich sehr schnell was Propaganda ist, was nicht. Gerade in „unseren Kreisen“ ist das notwendig.)
Sehr geehrter Herr Schäuble,
ich habe den obigen Beitrag von W.Müller vor gut 2 Jahren kommentiert (s.o.) und jetzt zufällig festgestellt, dass u.a. Sie und einige andere diese wichtige Diskussion weiter führen. Ich muss gestehen, dass mich der Umgang eines größeren Teiles der anthroposophischen Bewegung mit diesem Krieg entsetzt (Schon damals bei meinen Kommentaren März 22, jetzt aber noch mehr).
Wenn man etwa in den sozialen Netzwerken sich umblickt, aber auch in Zeitschriften wie „Die Drei“, kann man immer wieder eine zum Teil vorsichtige, in Frage-Form gehaltene oder auch sehr offene und direkte Sympathie und Solidarität vieler Anthroposophen mit dem russischen Angriffskrieg feststellen (K.Swassjan, „Fassadenkratzer“, die meisten Autoren des „Europäer“, Michael Mentzels „Themen der Zeit“ Valentin Wember, Thomas Mayer, Reto A.Savoldelli, uva.) Wie mag man etwa im Jahre 2034 oder 2044 auf diesen fürchterlichen Krieg und die entsprechende Haltung vieler Anthroposophen blicken? M.E. wird die Anthroposophie dadurch nicht nur nachhaltig geschädigt, es entsteht exakt dadurch auch eine zunehmend größere Schnittmenge zwischen Anthroposophie und, im weitesten Sinne, „rechtspopulistischen“ Strömungen (Identitäre Bewegung, Compact, Sezession, usw.) Björn Höcke hat längst zugegeben, dass er gerne Steiner liest (YouTube, Sommerinterview 23)
Woran mag das liegen? Ich beobachte sehr häufig, dass nicht wenige Anthroposophen Steiners im ersten WK konzipiertes (und eigentlich überholtes) zeitbedingtes geopolitisches Denkmodell „Mitteleuropa zwischen Ost und West“ häufig etwas unbedarft auf unsere Gegenwart und eben auch auf diesen Krieg übertragen wollen. In Hamburg (wo ich wohne) gab es z.B. letztes Jahr eine ganze Vortragsreihe zu dem Thema. Da ist dann (verkürzt gesprochen) „der Westen“ (das Logenvolk) vor allem der „ahrimanisch-materialistische Pan-Anglo-Amerikanismus“, „Mitteleuropa“ ist selbstverständlich immer der geistige Raum, der die spirituelle Entwicklung der gesamten Menschheit vorantreibt und im Osten, vor allem beim „Christusvolk“ Russland, findet man die Keime der künftigen Kulturepoche. Es hat manchmal wirklich etwas Komisches.
Wenn man dieses Denkmodell verinnerlicht hat und parallel dazu, angeregt durch die entsprechende und in anthrop. Kreisen sehr erfolgreiche Agitation Daniele Gansers, auch wenig politische Bücher oder anspruchsvollere Tageszeitungen liest, ist es ziemlich naheliegend, die Schuld für diesen Krieg vor allem oder ausschließlich im stets bösen Westen (USA/NATO) zu suchen.
Ich hatte vor einigen Wochen ein Gespräch mit einem Hamburger Pfarrer der Christengemeinschaft zu diesem Thema – er zeigte sich entsetzt, wie viele anthroposophisch orientierte Menschen in Gesprächen wie selbstverständlich über sämtliche relevanten politischen Ereignisse, die „Hintergründe“ oder wahren Motive zu wissen meinen (der vermeintliche „Blick hinter die Kulissen“) obwohl sie fast nur Steiner und „schon aus Prinzip“ nie Zeitung lesen. Eine Freundin von mir, die in Estland lebt, Eurythmistin, sagte mir bereits Mitte der 90er (!), dass vor allem die deutschen Anthroposophen dazu neigen, Russland ausschließlich spirituell-romantisch sehen zu wollen, die „russische Volksseele“ eben, das Gute und Wahre, Tolstoi, Solowjow.
Es gibt leider innerhalb der Anthroposophie wenig substantiell wertvolle und aufklärendes zu diesem Krieg, sowie zu seiner Vorgeschichte. Eine Ausnahme bildet die Dreigliederungszeitschrift „Sozialimpulse“ mit ihrem Sonderheft April 23 „Krieg in Europa“.
Viele Grüße!
Ein weiterer geisteswissenschaftlicher Aspekt zum Krieg in der Ukraine scheint mir der Wechsel der Trägerschaft kosmischer Intelligenz zu sein. Zuvor von den Geister der Form getragen oder ausgeströmt, ab dem Jahre 333 (Mitte des Verstandesseelenzeitalters)von den Geistern der Persönlichkeit. Ab dem 8./9. Jahrhundert beginnt die kosmische Intelligenz Michael zu entgleiten. Dieser Prozess dauert bis 1431 zum rechnerischen Beginn des Bewußtseinseelenzeitalters. Die Menschen beginnen damit mehr und mehr selbstständig zu denken. Auch die Geister der Persönlichkeit sind es, die im übrigen die Anthroposophische Gesellschaft impulsieren.
Wie bei allen Entwicklungsprozessen bleiben Wesenheiten zurück, hier auf der Stufe der Geister der Form. Wie stellt sich dass nun für den Menschen dar? Was heißt das: damals sind Geister der Form zurückgeblieben? Das heißt, gewisse Geister der Form haben sich nicht dazu entschließen können, die Gedankenwelt an die Urbeginne, an die Archai abzugeben, sie haben sie für sich behalten. Und so haben wir unter den geistigen Wesenheiten, die über dem Menschengeschehen walten, die richtig entwickelten Urkräfte mit dem Besitz der Gedankenwelt, und wir haben zurückgebliebene Geister der Form, zurückgebliebene Elohimwesenheiten, welche nun auch noch die Gedankenwelt verwalten. Dadurch entsteht in der geistigen Strömung, die über der Menschheit waltet, ein Zusammenwirken von Urkräften, von Archai, und von Geistern der Form, von elohistischen Wesenheiten. Die Menschen sind dann dem Folgenden ausgesetzt: Der eine, der durch sein Karma richtig dazu geeignet ist, der empfängt die Impulse seines Denkens durch die Archai. Dadurch wird sein Denken, obwohl es objektiv bleibt, sein persönlicher Besitz. Er arbeitet immer mehr und mehr die Gedanken als seinen persönlichen Besitz aus. Andere kommen nicht dazu, die Gedanken als ihren persönlichen Besitz auszuarbeiten. Sie übernehmen die Gedanken entweder durch die Vererbungsverhältnisse von ihren Eltern und Voreltern, oder sie übernehmen sie als konventionelle Gedanken, die innerhalb ihrer Volksgemeinschaft, Stammesgemeinschaft und so weiter herrschen.“ (Lit.:GA 222, S. 60) und auf geschichtlicher Ebene stellt sich es wie folgt dar: So daß wir das europäische Geschichtsleben von dieser Zeit, vom 4. Jahrhundert an durchsetzt sehen, ich möchte sagen, von einem fortwährenden geistigen Kampfe. Es kämpfen um ihr in dem Weltgeschehen ihnen zugefallenes rechtmäßiges Gut die Archai mit den zurückgebliebenen Exusiai, mit den Geistern der Form. Alles, was da im Mittelalter geschieht in westöstlicher Richtung und in ostwestlicher Richtung, was da an Völkerzügen durcheinander wallt und webt, was sich da gegenseitig bekämpft, von den Hunnenkämpfen bis zu den Türkenkämpfen, von der Völkerwanderung bis zu den Kreuzzügen, wo alles immer eine west-östliche oder ost-westliche Richtung hat, alles das ist das sinnlichphysische, das geschichtliche Abbild eines Geisteskampfes, wie ich ihn eben charakterisiert habe, der sich hinter den Kulissen der Weltgeschichte abspielt. Man begreift eben das geschichtliche Geschehen auf der Erde erst dann in seiner Wirklichkeit, wenn man in ihm ein Abbild sieht von dem, was in der übersinnlich-geistigen Welt zwischen den Wesenheiten der höheren Hierarchien sich abspielt.“ (S. 61f) – Auch der Krieg in der Ukraine hat eine östlich-westliche Richtung, und die Gedanken, die aus dem Osten vorgetragen werden, sind Gedanken zurückgebliebener Geister der Form, die geradezu jedwedes persönliche Streben nach Freiheit und Wahrheit unterdrücken.