Silvio Berlusconi starb am 12. Juni 2023 im Alter von 86 Jahren in Mailand in der Privatklinik San Raphael. Er hatte die letzten Jahre mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
Man kann mühelos mit dem Finger auf Berlusconi zeigen, wenn es um Verfehlungen geht. Und viele haben es getan während seiner 30-jährigen Tätigkeit in der italienischen Politik. Marcello Dell’Utri, seine rechte Hand, und Berlusconi gründeten 1994 die Partei Forza Italia, mit der der italienische Medienmagnat und viermalige Ministerpräsident seinen Weg in die Politik begann. Dell’Utri wurde wegen Verschwörung mit der Mafia (im Namen von Berlusconi) und Steuerbetrugs verurteilt. Im Laufe seiner Karriere wurde Berlusconi selbst schwerer Straftaten angeklagt und manchmal auch verurteilt, die Vorwürfe reichten von Steuerbetrug über Korruption bis hin zu Kontakten mit minderjährigen Prostituierten.
Drei Aspekte seines Charakters machten ihn zum Paten des modernen populistischen Nationalismus. Zunächst war er ein charismatischer Entertainer: Er erzählte gerne Witze über sich selbst und machte öffentlich kontroverse Bemerkungen gegenüber seinen Gegnern. Einmal sagte er im EU-Parlament, er würde Martin Schulz (dem deutschen Mitglied des EU-Parlaments) vorschlagen, die Rolle des Nazi-Kapos in einem Film zu übernehmen, der in Italien gedreht wurde. Zweitens machten ihn sein geschäftlicher Erfolg und die Kontrolle über das wichtigste private Medienunternehmen zu einem Selfmade-Milliardär mit freizügigem und verschwenderischem Lebensstil. Er war Symbol des Profits und der Spitze der kapitalistischen Leiter: eine Person, die Dinge mit herausragenden materiellen Ergebnissen durchsetzte. Und schließlich konnte er es sich aufgrund seiner Macht und seines Geldes leisten, sehr kontroverse und bisweilen ‹originelle› Meinungen zu wichtigen gesellschaftlichen Themen zu vertreten: Er war der König der politischen Unkorrektheit. Das ließ ihn authentisch, direkt und pragmatisch erscheinen. Alles, was seine Gegner nicht waren.